Mallorca und sein Gesundheitswesen
Das, was ich jetzt berichten werde, habe ich nicht selbst erlebt, sondern wurde mir von „Opfern“ erzählt, bzw. habe ich aus einer Zeitung entnommen.
Eine ältere Dame, nicht mehr ganz gesund, wohnt seit ihrer Rente auf Mallorca. Schon häufiger musste sie sich im Krankenhaus auf Mallorca behandeln lassen. Bislang ohne nennenswerte Probleme.
Doch ihr letzter Aufenthalt in Manacor im Krankenhaus in der „ Inneren“ hat sie zutiefst entsetzt. Folgendes war passiert:
Auf dem Weg zum Arzt wurde sie in dem Taxi, das sie dort hinbringen sollte, ohnmächtig. Natürlich brachte man sie sofort ins Krankenhaus. Wie das oft bei älteren Menschen üblich ist (auch in Deutschland) bekam sie eine „ Pampas“ um. Dies geschah an einem Donnerstagnachmittag. Irgendwann in der darauf folgenden Nacht bat sie die Krankenschwester, ihr doch die Pampas zu wechseln, da sie auf Grund von Infusionen und Schwäche nicht aufstehen konnte und durfte. Die lapidare Antwort der Krankenschwester war, dass sie bis morgens um sieben warten müsste. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie unangenehm und schmerzhaft es ist, stundenlang in seinen Exkrementen liegen zu müssen. Sehnsüchtig wartete sie, dass es 7 Uhr wurde. Doch als sie ihr Anliegen wieder vorbrachte, wies man sie daraufhin, dass sie gegen 11 Uhr ja sowieso gewaschen werden würde und dann würde auch dies erledigt. Man rechne: das sind ca. 20 Stunden!! Unglaublich. Das grenzt meiner Meinung nach ja schon fast an Körperverletzung!
Morgens bekam sie eine Tasse Milch und Kekse zum Frühstück. Warum, kann ich nicht sagen, vielleicht Schonkost, da man ihr Magengeschwüre wegoperiert hatte. Nur – sie mag keine Milch und Kekse stehen auch nicht wirklich auf ihren täglichen Speiseplan. Darum bat sie, man möge ihr doch Tee und eine Scheibe Brot bringen. Meckernd wurde das „ Frühstück wieder mitgenommen und – es gab nichts mehr!
Zu Mittag erhielt sie Fisch und halbgare dicke Bohnen. Wie das Schicksal es so will, ist Fisch nicht ihr Leibgericht und halbgare Bohnen sind auch nicht so der Hit. Sie bat wiederum darum, ihr etwas anderes zu Essen zu bringen. Meckernd wurde das Essen wieder mitgenommen und – es gab nichts mehr!
Gegen Abend kam, wie überall, das Abendessen. Sie traute ihren Augen nicht, als sie den Deckel vom Essen hob und ihr der Fisch und die Bohnen entgegengrinsten. Zum Glück war ein Stück trockenes Brot dabei, sodass der Magen wenigstens etwas an diesem Tag zu arbeiten bekam. Man glaubt dies nicht, aber jene Dame hat es mir selbst äußerst glaubhaft erzählt. Aber – es geht ja noch weiter. Sie war ja insgesamt 7 Wochen auf dieser Station! Ob ihr es nun glaubt oder nicht, aber sie hat die ganzen sieben Wochen genau das zu essen bekommen, was ich vorab beschrieben habe. Zum Glück hatte sich ihr Sohn Urlaub genommen und brachte ihr Essen ins Krankenhaus – sehr zum Missfallen der Krankenschwester, die auch noch darauf bestand, es zu probieren, ob die „ Patientin“ es auch essen dürfte.
Die Verwandtschaft ihrer Bettnachbarin, speziell die Kinder, machten sich ein Spaß daraus, jedes Mal unter dem Deckel zu schauen, ob denn auch wirklich immer dasselbe vorzufinden war.
Da sie durch die „ zuvorkommende“ Behandlung der Krankenschwestern – die durchaus Zeit hatten und nicht im Stress waren – wund geworden war, schrieb der Arzt eine Salbe zur Linderung auf. Die, wie kann man es anders erwarten, die Krankenschwestern natürlich nicht verwendeten. Man muss an dieser Stelle vielleicht sagen, dass diese Dame leider schlecht spanisch spricht und dass das unter Umständen die Lage nicht verbessert. Allerdings sprach der Arzt deutsch, aber was hilft es, wenn sie sich bei ihm beschwert und seine Anordnungen nicht befolgt werden.
Ich erzählte diese Begebenheit einer Mallorquinerin, die nur mit dem Kopf schüttelte und sagte, dass normalerweise die Patienten schon jeden Tag ein anderes Essen bekommen würden. Warum das bei dieser armen Person nicht der Fall war, lässt sich nicht klären.
Aber – auch in Palma im Krankenhaus überschlagen sich die Krankenschwestern nicht unbedingt. So erzählte mir jene Mallorquinerin, dass ihre Schwiegermutter dort im Krankenhaus war. Normalerweise fuhr sie jeden Tag hin, um zu schauen, ob alles in Ordnung war. Da sie aber berufstätig ist und es nach Palma immer 60 km zum Krankenhaus war, hatte sie an einem Tag keine Zeit gefunden, hinzufahren. Deswegen rief sie ihre Schwiegermutter an, um zu fragen, ob alles in Ordnung war. An ihrer Stimme merkte sie, dass sie etwas bedrückte. Auf intensiven Nachhaken erfuhr sie, dass die Schwestern den Beutel vom Seitenausgang nicht gewechselt hatten und das das nun Schmerzen verursachte. Daraufhin sagte jene Mallorquinerin zu ihrer Schwiegermutter, dass sie sich in einer halben Stunde wieder bei ihr melden würde. Dann rief sie die Rezeption des Krankenhauses an und beschwerte sich und drohte mit einer Anzeige, wenn nicht augenblicklich dafür gesorgt würde, dass ihre Schwiegermutter eine angemessene Behandlung zuteil werden würde. Nach einer halben Stunde rief sie wieder bei ihrer Schwiegermutter an, und – oh Wunder oh Schreck- alles war in bester Ordnung.
Was lernt man daraus? In manchen Abteilungen wird nur gearbeitet, wenn mit Konsequenzen gedroht wird.
Ein anderer Fall: Ein Kind tritt versehentlich auf einen Seeigel. Dass das eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit ist, muss man nicht erwähnen. Um dem Kind Linderung zu verschaffen, fährt man natürlich sofort zum Arzt. Jener schaut sich das an, sagt dann, dass man die Stacheln nicht entfernen kann, da sie Widerhaken haben. verschreibt eine Salbe, und kassiert frechweg 200€! Als man mir das erzählte, war ich fassungslos ob soviel Dreistigkeit.
Ich glaube, ich hätte dem Arzt das Rezept zurückgeben, wäre in die nächst Apotheke gefahren und hätte mir die Salbe direkt geholt. Das ist bedeutend billiger. Außerdem habe ich festgestellt, dass die Angestellten in den Apotheken sehr kompetent sind und exzellent beraten. Außerdem empfehle ich, vorher zu fragen, was der Arzt für seinen Dienst abkassieren will. Selbstverständlich kann man die Stacheln entfernen. Vielleicht nicht alle, je nachdem wie tief sie sitzen. Aber das ist natürlich mit Arbeit verbunden und etwas langwierig. Nichts für jemanden, der nur Dollarzeichen in den Augen hat und die Touristen ausnehmen will wie eine Weihnachtsgans.
Zum Schluss noch eine Krankenhausgeschichte, die ich aus der Mallorca-Zeitung, Ausgabe 588 vom 11.8.11 entnommen habe:
Eine deutsche Journalistin brach sich beim Wandern das Bein. Sie konnte aber Dank ihres Handys Hilfe herbeirufen. Ein Hubschrauber brachte sie nach ca. 1,5bis 2 Stunden Suche ins Krankenhaus, in dem sie an einem Donnerstag Spätnachmittags eingeliefert wurde. So weit lief alles äußerst professionell und zufriedenstellend. Auch die Erstversorgung lief wie am Schnürchen und wurde bestens ausgeführt. Da jene Verletzte in Deutschland operiert werden wollte versprach die Ärztin ihr, dafür zu sorgen, dass sie ein Medikament bekäme, das den chronischen Defekt ihres Wasserhaushaltes ausgleichen sollte. Danach wurde sie in den Emergency Room geschoben. Ihr Mann hatte sich parallel mit dem ADAC in Barcelona in Verbindung gesetzt, um den Rücktransport zu organisieren. Es fehlte nur das Gespräch vom ADAC-Arzt zu Krankenhausarzt und sie hätte abgeholt werden können.
Hätte!
Dieser Notaufnahmeraum war zu zwei Seiten offen, denn dort war der Empfang der Notaufnahme. Tag und Nacht war ein Kommen und Gehen, gleichbedeutend mit Unruhe und reichlich Lärm. In dem Raum standen 10 Betten, auf jeder Seite 5. Belegt von Männern wie Frauen. Die Journalistin lag auf einer Pritsche. Niemand fühlte sich dafür verantwortlich, ob sie ein Kissen brauchte, oder das Kopfteil hochgestellt werden musste. Von so Kleinigkeiten wie Bettlaken glatt ziehen oder ähnliches wollen wir erst gar nicht sprechen. Auch gab es für sie weder was zu essen oder zu trinken, weil alle glaubten, sie würde operiert werden. Sie lag ja auf einer Pritsche, was bedeutete, sie würde irgendwo anders hin verlegt. Zum Glück hatte sie noch einen eigenen Wasservorrat. Sie bat immer wieder um etwas zu trinken und Essen, was ihr aber verwehrt wurde, da keiner Deutsch oder Englisch sprach und sie somit auch nicht klären konnte, dass sie überhaupt nicht operiert würde. Zum Schluss verlangte sie weinend einen Arzt, da diese wenigstens Englisch können. Gegen Mitternacht bekam sie dann etwas Wasser, allerdings nichts zu essen. Die einzige Nahrung an diesem Tag war ein Joghurt gewesen, das sie am morgen gegessen hatte.
Da die ganze Nacht hindurch ein wahnsinniger Lärm war, hausgemacht durch die Pfleger, war an Schlaf natürlich nicht zu denken. Am nächsten Morgen lernte sie einen jungen Engländer namens Jade kennen, der überfallen wurde. Ihm hatten die Täter eine Handinnenfläche zerschnitten und den kleine Finger der anderen Hand fast abgetrennt. Er wurde noch früher eingeliefert als jene Journalistin. Ein Filmteam drehte seine Geschichte. Dadurch waren tagelang immer wieder Reporter in der Notaufnahme. Eine Privatsphäre gab es nicht. Bettpfannen wurden rufend verteilt und eingesammelt, einige Patienten wurden gewaschen, Paravents verdeckten nicht mal das Nötigste. Zu den Essenszeiten wurden die Besucher eingelassen. Spanische Familienverbände rücken ein. Das Essen war grauenhaft.
Allerdings bekam der arme Jade nicht zu essen, da man ihm jeden Tag aufs Neue erzählte, er würde sofort operiert!
Freitags nachmittags durfte unsere Journalistin dann ihre harte Pritsche verlassen und bekam ein Bett. Allerdings war auf der Rückführungsfront noch nicht viel gelaufen, da es den ADAC-Ärzten nicht gelang, einen Arzt in der Notaufnahme ans Telefon zu bekommen. Erst nachdem sie weinte und schimpfte und einen Dolmetscher verlangte, regelte dieser das Problem schließlich. Auch in der zweite Nacht war an Schlaf nicht zu denken, da die Männer mit ihrem Schnarchen Wälder absägten und ein dementer Mann sich eine Geschichte erzählte.
Am Samstag bekam sie die Gelegenheit, eine kleine Katzenwäsche machen zu können. Auf das versprochene Medikament, das den Wasserhaushalt regeln sollte, wartete sie immer noch vergeblich. Sie hatte große Angst, dass die Beine anschwellen würden und die OP in Deutschland tagelang verschoben werden könnte. Wieder verlangte sie einen Dolmetscher, der dafür sorgte, dass sie es bekam.
Gegen Abend kam der nächste Demenzkranke, der für die nächste schlaflose Nacht sorgte.
Es folgte der Sonntag. Unser junger Engländer Jade hatte nun die Nase voll. Vier Tage ohne Essen ist ja letztendlich eine Unverschämtheit. Er zog sich an und wollte das Krankenhaus verlassen. Aber man hielt ihn zurück und kurze Zeit später wurde er tatsächlich zu seiner – für meine Begriffe – reichlich späten OP abgeholt. Die Journalistin wurde am Sonntag von einem Sanitäter abgeholt. Allerdings hielten es die Pfleger nicht für nötig, die Katheter von ihrem Arm zu entfernen.
Der Rücktransport lief reibungslos und sie konnte am Montag in Deutschland operiert werden.
In ihrem Schlusssatz schrieb sie, wenn sie an Son Espases ( so heißt das Krankenhaus) zurückdachte, hielte sie zwar den Ärzten und Pflegern zugute, dass sie völlig überlastet waren, weil das Klinikum total überlaufen war. Doch trotzdem müssen die Patienten respektiert und gut versorgt werden.
Ich finde, dass war schon ein ziemliches Horrorerlebnis, auf das man gut verzichten kann!
Ach, das Krankenhaus hat natürlich alles dementiert und gesagt, es sei unmöglich, dass so etwas passiert wäre!!
Naja,, das kann man dann ja mal unkommentiert lassen.
Aber – was lehrt uns das Ganze? Nie ohne Auslandsversicherung und Rückholversicherung einen Urlaub machen. Man weiß nie, was einem widerfahren kann.