Menschen zu beobachten ist eine Wissenschenschaft für sich. Nicht nur das, es ist auch äußerst unterhaltsam. So kann man Männer bewundert, die ihre eigene Brauerei direkt im Bauch mit sich tragen. Jedes Bierfass würde bei dem Anblick sofort Minderwertigkeitskomplexe bekommen und seine Brauerei verklagen.
Das Pendant dazu sind die bikinitragenden Damen, die ihre Hände stolz in die gutgepolsterten Hüfte rammen, um so ihren Bauch zur Geltung zu bringen. Es ist dann oftmals auf dem ersten Blick schwer zu erkennen: sind die Damen schwanger oder sind die überflüssigen Kilos eine Notreserve für schlechte Zeiten. Ein Blick ins Gesicht bringt dann jedoch schnell Klarheit: In den nächsten Jahren ist definitiv nicht mit einem Babyboom zu rechnen.
Ich beschreibe nur meine wahren und erlebten Beobachtungen. Hierbei raffe ich sie der Einfachheit halber zu einem Tag zusammen.
Fangen wir mit dem frühen Morgen an: Der Tag ist jung, man hat sich gerade im Meer erfrischt und ausgiebig geschwommen.
Erschöpft legt man sich bequem hin und blickt ziellos über den Strand. Dabei fällt der Blick auf eine Dame, die auf ihrem Handtuch liegend in ihrem Buch liest.
Plötzlich stößt sie einen Schreckensschrei aus. Sofort wird nach dem Grund geforscht. Eine mittelgroße Krabbe wandert seelenruhig direkt vor ihren Augen vorbei, nichts Böses ahnend. Warum auch, der Strand ist schließlich für alle da! Natürlich ist das Gelächter der Einheimischen groß und die Krabbe hat die Sympathien auf ihrer Seite. Ein mallorquinischer Rentner erbarmt sich schließlich und hebt die Krabbe hoch, um zu demonstrieren, dass sie völlig harmlos sei. Er reicht der inzwischen aufgestandenen Leserin die Krabbe. Sie lehnt jedoch dankend ab. Lieber lecker auf dem Teller angerichtet, aber doch nicht anfassen! Das ist dann doch der Tierliebe zuviel. Lächelnd bringt der Rentner das Tier ins Wasser zurück.
Der Blick wandert weiter und bleibt an einer Frau hängen, die sich ungeniert ihrer Badehose entledigt, (Oberteil fehlt sowieso) diese dann mitsamt Handtuch über dem Kopf hält und ins Wasser watet. Nun fragt man sich jetzt: was gibt das denn? Man schaut aufs Wasser und entdeckt ein Tretboot, das sich dem Strand nähert. Doch im letzten Moment dreht es wieder ab und entfernt sich. Die Frau, schon halb im Wasser, kehrt um, zieht sich wieder ihre Bikinihose an und setzt sich wieder im Sand, den Blick zum Wasser gerichtet. Fünf Minuten später erscheint das Tretboot wieder. Die Frau steht auf, entkleidet sich wieder, – müßig zu erwähnen, dass inzwischen der halbe Strand dem Schauspiel zusieht – watet erneut ins Wasser, um dem Tretboot entgegen zu gehen. Diesmal hat sie Glück und wird aufgenommen. Dort auf dem Tretboot kleidet sie sich wieder an. Die kostenlose Piepshow ist beendet.
Doch man muss keine Angst haben, dass es langweilig wird. Als nächstes entdeckt man einen Mann, der Tage zuvor eine Badehose mit Beinansatz getragen hatte. Er war sehr braun. Nun hat er sich entschlossen, auch seinen schneeweißen Hintern Sonne zu gönnen, denn er trägt einen roten Tanga. Super- sah schon recht farbenfroh aus. Erst weiß, dann rot. Weiter wandert der Blick und bleibt an dem Verkaufsstand hängen. –Fast an allen Stränden sind diese Stände zu finden, wo es Getränke, Essen und Süßigkeiten gibt. Vor diesen Ständen reihen sich üblicherweise Plastikstühle und Tische auf, an denen die Leute sich zum Essen niedersetzten können. Auf eben solchen Stühlen saßen 4 recht gut ernährte Menschen. Die Sitzfläche der Plastikstühle sind mehr als ausgefüllt, das überflüssige Fett quillt platzsuchend durch jede Stuhllücke. Die Stühle selbst tragen somit eine große Verantwortung. Man kann nur hoffen, dass sie nicht schwächeln auf Grund ihrer chinesischen Herkunft.
Um den Sonnenstrahlen stand zu halten, werden die Körper natürlich eingecremt. Leider vorzugsweise kurz bevor ins Wasser gegangen wird. Wahrscheinlich schalten die Leute bei dieser Vorgangsweise völlig ihr Gehirn aus. Denn wie soll die arme Creme es schaffen, wirksam zu werden, wenn sie beim Wasserplanschen sofort wieder abgewaschen wird. Hilflos löst sie sich wieder von der Haut ab und schwimmt als Fettfilm auf dem Wasser. Somit ist jeden Sommer eine Sonnencremepest an den Stränden zu verzeichnen.
Ein Mann macht aus dem Einrecmen seines Körpers eine Zeremonie. Man stelle sich eine Tube Sonnencreme mit Klappdeckel vor. Er öffnet den Deckel, entnimmt eine winzige Fingerspitze Creme, schließt den Deckel, und reibt den Tupfen auf seine Haut. Natürlich kommt er damit nicht weit. Also öffnet er wieder den Deckel, entnimmt wieder eine winzige Portion, schließt den Deckel, verreibt den Tupfen. Öffnet den Deckel…….. Ja, genau so spielt es sich vor dem erstaunten Betrachter ab. Man denkt nur: gut, bis der fertig ist, ist die Creme wirklich eingezogen, der Mond aufgegangen und er sitzt allein am Stand und wundert sich, wieso keiner mehr da ist.
Inzwischen ist es fast Mittag und die ersten Leute, wahrscheinlich diejenigen, die „all inklusive“ gebucht haben, ziehen sich um. Das ist für Spanner der Moment, wo jeder auf seine Kosten kommt. Männer, die sich ein kleines Handtuch um die Hüfte wickeln, weil sie ihre Badehose ausziehen wollen, aber dabei vergessen, dass, wenn sie sich bücken, das Handtuch recht witzlos ist. Frauen, mit Kilos an Oberweite, die ihre Busen in den trockenen Badeanzug einsortieren, Badeanzug ohne Körbchen, für solche Kaliber etwas fehl am Platz, da die Busen gleich bis zur Nabelschnur durchrutschen.
Man bekommt Gesprächsfetzen mit, wie ein schwarzes, deutsches Mädchen seine weiße (wahrscheinlich Adoptiv) Mutter fragt: Mama bin ich schon braun geworden? Jene antwortet dann: Ich glaube nicht, dass du noch schwärzer wirst.
Schwarz werden will offensichtlich jene Frau, die schon seit Stunden in der Sonne liegt, nur ab und zu zum Abkühlen ins Wasser geht. Abkühlen heißt in diesem Fall: Wasser betreten, einmal in die Hocke gehen, sich einsalzen und sich dann wieder braten lassen. (Diese Frau zog das eine Woche lang durch. Wechselte ab und zu den Bikini, damit alle Stellen gleichmäßig verbrannt waren. Sie konnte mit ihrer Haut jedem Indianer, der ja auch Rothaut genannt wird, konkurrieren.) Man verspürt bei ihrem Anblick selbst schon den Verbrennungsschmerz.
Überhaupt hat man am Strand den Eindruck, als seien die meisten Leute nur dort, um sich einen Sonnenbrand einzufangen, um braun zu werden, um anschließend zu Hause zeigen zu können: Seht her, ich war in Urlaub.
Es gibt natürlich auch eine Menge Badegäste, die sich keine Liegen mieten, sondern auf ihre Handtücher liegen. Je nachdem wie voll es am Strand ist, kann es schon mal recht eng werden. So hat eine Mallorquinerin ihren Klappstuhl recht nah am Handtuch eines Badegastes gestellt. Dabei muss wohl etwas Sand auf das Handtuch gelangt sein. Als jener nun aus dem Wasser kommt und den Sand sowie die Nähe des Klappstuhls an seinem Handtuch sieht, fängt er fürchterlich auf spanisch an zu schimpfen. Die Mallorquinerin hält dagegen und nach einiger Zeit trollt er sich und sucht sich einen neuen Platz. Als er außer Hörweite ist, fragt die Mallorquinerin ihre Bekannte: Was hat der eigentlich gesagt, ich habe kaum etwas verstanden, da ich mein Hörgerät gar nicht im Ohr habe. Tja, manchmal hat es durchaus Vorteile, wenn man nicht alles hören kann.
Der Badetag neigt sich langsam dem Ende zu und man stellt fest, Langeweile ist nicht aufgekommen. Man ist nicht mal so wirklich zum Lesen gekommen. Wie denn auch, wenn die Ablenkung so groß ist! OH—– da geht gerade einer her, dessen Badehose die englische Nationalfarbe wiedergibt. AAAAHHHHHHHH