Januar 28

Schwimmer, und solche die es werden möchten

Was macht man nicht alles, um gesund zu sterben? Man treibt Sport. Man wählt eine oder mehrere Sportarten aus und versucht, sich so viel wie möglich damit zu quälen. Da das Schwimmen zu den Sportarten zählt, wo man am wenigsten schwitzt – und wenn, ist die Abkühlung ganz nah- ist es eine beliebte Sportart. Geht man als regelmäßiger Dauerschwimmer ins Hallenbad oder im Sommer ins Freibad, so hat diese Sportart durchaus auch einen hohen Unterhaltungswert. Einmal im wahrsten Sinne des Wortes, aber auch ohne Worte. Während man als geübter Schwimmer zügig seine Bahnen zieht,kommt man zu der Erkenntnis, dass man die Badegäste in unterschiedliche Kategorien einordnen kann. Die erste Gruppe besteht aus Schwimmern, die sich mit eleganten und gekonnten Schwimmbewegungen rasch fortbewegen. Die zweite Gruppe besteht aus Schwimmern, die durchaus vorwärtskommen, wobei die Koordination zwischen Armen und Beinen nicht immer klappt, aber es gibt schlimmeres, nämlich die Gruppe drei. Jene mehr oder weniger (Kaum) Schwimmer, die sich mit unbeholfenen Schwimmzügen über Wasser halten und die 25 Meter in knapp unter 5 Minuten schaffen. Am Ende wird dann eine Pause eingelegt, um sich von den Strapazen zu erholen. Um nicht ganz untätig am Rande zu verweilen, werden die Sprechmuskeln ausgiebig trainiert. Danach schwimmen jene – selbstverständlich paarweise- die nächsten 25 Meter, gemütlich, sich entspannt unterhaltend weiter. Das ist der Moment, wo geübten Schwimmer die Verzweiflung übermannt, wenn eine flächendeckende Wand aus langsam dahintreibenden (Kaum) Schwimmern vor ihnen auftaucht. Doch es gibt noch eine weitere Gruppe von Schwimmern, die echten Nichtschwimmer im tiefen Becken.Sie sind des Schwimmens nicht mächtig. Die Bewegungen der Arme und Beine erinnern stark an das Paddeln eines Hundes im Wasser – nur alles in Zeitlupentempo. Das allein wäre ja nicht so schlimm für den geübten Schwimmer, schließlich ist Hindernisschwimmen ja nicht schlecht. Das Problem liegt in der Unberechenbarkeit des Treibens. Oft ist das Diagonaltreiben eine beliebte Art, um vorwärts zu kommen. Allerdings umtreibt dem Schwimmer immer die Sorge, ob bei diesen minimalen Bewegungen auch „das über dem Wasser bleiben“ gewährleistet ist. So streifen oft die Blicke sorgenvoll zum Treibgut. Paaren sich nun die sich unterhaltenen Langsamschwimmer mit den echten Nichtschwimmern, so bleibt für den geübten Schwimmer im Prinzip nur der Tauchgang. Das wiederum birgt natürlich die Gefahr, dass beim Auftauchen eventuell etwas Wasser zu den gemütlich dahintreibenden Schwimmern spritzt. Dies jedoch ist ein Frevel, denn dadurch werden diese Schwimmer ja nass auf dem Kopf. Nun fragt sich vielleicht der geneigte Leser: wie denn, was soll das denn? Darum ein paar Zeilen zu den eigenwilligen Schwimmstilen der Schwimmer.
Während die Herren der Schöpfung entweder gekonnte Schwimmzüge vollbringen oder langsam im Wasser treiben, sich aber nicht darüber aufregen, wenn sie etwas nass im Wasser werden, so sieht das bei den Damen ganz anders aus.
Die Damen möchten sich langsam dahinschwimmend unterhalten, wobei der Kopf hoch aus dem Wasser ragt, damit die Haare auf keinen Fall naß werden. Dies erfordert einen fast senkrechten Schwimmstil. Auf diese Art und Weise ist natürlich die Wasserverdrängung enorm hoch. Außerdem muß der Schwimmer beim Tauchgang extrem tief – fast über den Boden gleiten, um nicht von den Füßen getreten zu werden. Entsteht das eben beschriebene Spritzen des Wassers, erntet der Schwimmer im besten Fall nur böse Blicke. Aber es gibt in diesem Zusammenhang auch noch Kaumschwimmer die sich im Rückwärtsschwimmern versuchen. Schaut man ihnen zu, so muß man unwillkürlich an Mark Twains Roman “ Tom Saywer “ denken und an den Missisippi Raddampfer. Genauso pflügen jene durch das Wasser, das es nur so spritzt. Treffen nun die “ Nicht nass werden wollenden“ auf solche Planscher, kommt sofort Stimmung auf. Der Schwimmer siehts und freut sich über eine Lücke, wenn dann am Rand diskutiert wird.
Leider ist diese Pause oft zu kurz, so dass der Schwimmer sich irgendwie seine Bahnen suchen muss. Schließlich kann er ja nicht ständig unter Wasser bleiben, obwohl er sich bei diesen Gelegenheiten oft wünscht, er wäre ein Fisch.
Während der potenzielle Dauerschwimmer einfach nur seine Kondition verbessern will, wollen die Kaumschwimmer, die häufig nur ein Mal in der Woche kommen, ihre überflüssigen Pfunde loswerden. Während jene sich abmühen, die Wassermoleküle zu trennen, um das andere Ende des Beckens zu erreichen, halten die Speckrollen tapfer durch und lassen sich nicht durch die kurze Rosskur abschrecken.
Es gibt natürlich auf der anderen Seite auch rücksichtslose Schnellschwimmer, die gnadenlos hautnah an die tapfer durch das Wasser kämpfenden Kaumschwimmer vorbeikraulen und „Schiffe versenken“ spielen.
Da helfen keine Beschwerden, denn mit dem Kopf tief im Wasser hören diese Schwimmer sowieso nichts. Da bleibt nur die Flucht in eine sichere Zone zu den friedlichen Dauerschwimmern, die sich dann wieder in Hindernisschwimmen üben müssen.
Kritisch wird es, wenn zwei Schwimmer Rückenschwimmen auf der gleichen Bahn machen und sich dabei entgegenkommen. Bekommen jene Schwimmer keine Warnung von einem Beobachter kommt es unweigerlich zum Zusammenstoß.Beide reiben sich dann ihre Köpfe, entschudigen sich und machen weiter. Es wäre ja auch zu einfach, Rückenschwimmen immer in einer Richtung zu machen.
Fazit eines Schwimmtages ist, man erlebt immer etwas Neues:)


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Veröffentlicht28. Januar 2008 von Anne Düpjohann in Kategorie "Kurzgeschichte

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