Es ist September und viele Menschen haben gerade ihren Sommerurlaub beendet. Noch träumen sie von der würzigen Berglust oder vom milden Mittelmeerklima. Vom Rauschen des Meeres, von wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut.
Da erfahrungsgemäß der Kühlschrank nach einer Urlaubsreise leer ist, wird dem Supermarkt ein Besuch abgestattet. Doch was lächelt dem geneigten Käufer entgegen? Schokoladennikoläuse! Stirnrunzelt fragt man sich natürlich, ob man unbewußt einen größeren Zeitsprung hinter sich gebracht hat. Doch mit einen Blick auf den Kalender wird man eines besseren belehrt. Nein, es ist September und die Nikläuse haben die Weihnachtszeit im September eingeläutet. Verzweifelte Eltern kleinerer Kinder geraten in Erklärungsnöte. Was, um Himmels Willen macht der Nikolaus im September im Kaufhausregal? Man weiß es nicht – oder man will es nicht wissen – oder man ignoriert es am Besten!
Erwiesenermaßen folgt nach dem September der Oktober. Um zu Überleben steuert man den Supermarkt an. Erstaunt stellt man fest, dass der Nikolaus weihnachtliche Gesellschaft bekommen hat. Nun zieren auch Christstollen, Lebkuchen und andere typische Weihnachtsachen die Regale.Bunte Plakte weisen auf das nahende Fest hin. Nah? Naja, immerhin noch 3 Monate, oder? Gut, dass die Weihnachtssachen alle lange Haltbarkeitsdaten haben. Es wird immer kritscher, kleinen Kinder diese frühe Bescherung zu erklären. Oder, ach will man das überhaupt? Man kauft den Christstollen, den Nikolaus. Ist ja irgendwie witzig, schon im Herbst Weihnachtssachen zu verspeisen.
Kaum naht der November, werden alle Register gezogen. Die Adendskalender strahlen aus jedem Karton. Große, kleine,für jeden ist etwas dabei. Allerdings fragt sich der geneigte Käufer, ob den Verkaufsmanagern da nicht ein kleiner Fehler unterlaufen ist, da nur 24 Tage auf den Kalendern vermerkt sind. Bis Weihnachten sind es aber definitiv noch 54 Tage! Ist den noch keiner von den Superverkäufern auf die Idee gekommen, die Anzahl der Tage zu erweitern? Ein 54 Tage Kalender wäre doch der Knüller. Vorderseite Dezember, Rückseite November. Damit wäre die Daseinberechtigung des Adventskalender im November gerechtfertigt. Gut, bleibt natürlich noch die Frage, w e r braucht ihn, aber sicherlich finden sich jede Menge Abnehmer. Zumindest die Schokoladenfans kommen rechtzeitig auf ihre Kosten.
Für kleine Kinder wird die Sache im November mit den vielen Weihnachtssachen zunehmend schwieriger. Da das Zeitverständnis noch nicht so ausgeprägt ist, sind die Eltern nur noch auf der weihnachtfreien Seite, wenn sämtliche Geschäfte mit weihnachtlichem Touch im Herbst gemieden werden. Klar – geht nicht! Also doch der Herbst-Adventskalender!
Oder vielleicht sollte man einfach nach den Sommerferien Jesus Namenstag feiern, um so die Zeit kommerziell bis Weihnachten zu überbrücken. Nette Jesusfiguren aus Lebkuchen oder Schokolade, mit Herzchen garniert.
Viele Arbeitnehmer erhalten Ende November ihr Weihnachtsgeld. Das ist das Signal für den Handel zum Großangriff. War es bislang nur ein kleines süßes Geplänkel, muß nun versucht werden, das Weihnachtsgeld der Leute irgendwie in die Kassen der Kaufhäuser zu spülen. Es werden alle Register gezogen, die die Werbekunst hergibt. Jeden Tag landen unzählige Werbezettel in den Postkasten der Leute. Viele Preise radikal reduziert, teilweise bis zu Halfte! Die Hälfte von was? Erst verdoppeln und dann halbieren? Man weiß es nicht so genau. Einige locken sogar mit dem Slogan. heute kaufen, im Januar bezahlen! Hallo!! wo ist der Haken?? Was, wenn im Januar kein Geld mehr da ist? Dann wird`s teuer, oder? Es werden keine Mühen gescheut, um an das Weihnachtsgeld der Leute zu kommen. Es glitzert und leuchtet alles so kitschig weihnachtlich. Die Stimmung muss einfach auf den Höhepunkt gebracht werden. Die Leute müssen in Kaufrausch versetzt werden, nur so sitzt das Geld locker. Kauft zwei bezahlt eins! Masse statt Klasse! Super! Doch – alle Jahre wieder – es gelingt. Begeistert wird sich an den Wochenende in das Getümmel gestürzt. Es wird gedrängelt und geschupst, man will dabei sein, wenn man beschissen wird.So nähert sich dann mit Riesenschritten der heilige Abend. Alles wird hektischer, unruhiger, manche Leute sind genervt und freuen sich, wenn endlich die Weihnachtszeit vorbei ist. Was ist das bloß für eine Zeit? Wo bleibt die Besinnlichkeit, die Gemeinsamkeit, die Ruhe? Für so etwas bleibt keine Zeit, doch ist es nicht gerade dies, was die Weihnachtszeit ausmacht. Früher vielleicht, als der Kommerz noch nicht den Weg ins Portemonaie der Leute gefunden hatte. Doch heute mutiert die Weihnachtszeit zu einer unruhigen “ Ich muß noch was kaufen “ Zeit. Wenn man dann absolut nichts findet, gibt es ja Gottlob noch die Gutscheine. Oder, noch simpler einfach Geld im Umschlag und fertig! Wenn man dann die vorweihnachtliche Zeit irgendwie halbwegs unbeschadet überstanden hat, erwartet die meisten Leute dann der Feiertagsstress. Auch dieser ist nicht zu verachten. Essen in Hülle und Fülle, nebst Süßigkeiten, ebenfalls mehr als man eigentlich essen kann. Sämtliche Pflichtbesuche zur Verwandtschaft, oder dieselbige Zuhause abfüttern. Kindergeschrei, Gezanke, Omas und Opas, die mal wieder ihre aktuellen Krankheiten zum Besten geben, oder in alten Erinnerungen von der “ guten, alten Zeit“ schwärmen. Gelangweilte Jugendliche, die verzweifelt alle halbe Stunde auf die Uhr schauen, um anschließend einen beschwörenden Blick zu den Eltern zu werfen, wann denn endlich die Heimreise angetreten wird. Zu Hause wartet schließlich der PC mit neuen Spielen, oder andere, wesentliche interessantere Dinge. Kurzum: der übliche Weihnachtswahnsinn, den eigentlich niemand so wirklich braucht.
November
26