November 5

Nit

Nit

Es war einmal ein älteres, kinderloses Ehepaar. Sie bewohnten eine kleine Wohnung in einem großen Mietshaus. Ihre Rente war klein, sodass sie sich nicht viele Wünsche erfüllen konnten. Ihr Alltag plätscherte farblos dahin, wie das Wasser eines großen Flusses, dass sich monoton durch das Flussbett quält.

Eines Tages machte die Frau ihrem Mann den Vorschlag, sich einen kleinen Hund zuzulegen.

Ihr Mann schaute vom Fernseher auf, in dem gerade eine Sendung über getunte Autos lief und fragte sie, warum sie unbedingt einen Hund haben wolle. Daraufhin erklärte seine Frau ihm, dass ihr Leben zu eintönig sei. Sicherlich würden sie dann regelmäßig spazieren gehen, träfen andere Leute mit Hunden, würden sich mit ihnen unterhalten und der Tag bekäme einen neuen Sinn und wäre nicht so langweilig.

Der Mann seufzte und meinte, dass er eigentlich ganz zufrieden sei, so wie es jetzt war, denn seit seinem letzten Herzinfarkt war er sehr träge und häuslich geworden. Doch er willigte ein, denn er wollte, dass seine Frau glücklich war. So machten sie sich am nächsten Tag auf und gingen zum nächsten Tierheim.

Dort herrschte ein munteres Treiben. Die Tierpfleger huschten von einem Käfig zum nächsten, um die Tiere zu füttern, die sich mit lautem Gebell bemerkbar machten. In einem der Käfige saß ein kleiner, pechschwarzer Hund und schaute mit traurigen Augen durch die Gitterstangen. Die Frau verlor sofort ihr Herz an dieses kleine Geschöpf. Die Tierpflegerin, die die beiden durch die Räume geführt hatte, meinte daraufhin, dass es noch ein sehr junger Hund sei, der noch dressiert und erzogen werden müsse.

Doch die Frau erwiderte nur freudig, sie würde sich gerne um alles kümmern. Ihr Mann zuckte ergeben mit den Schultern und so war es eine beschlossene Sache, diesen Hund mitzunehmen. Nach den notwendigen Formalitäten schloss die Frau Nit, so hieß der kleine Hund überglücklich in die Arme und drückte ihn an sich.

Liebevoll sorgte die Frau sich um Nit, der sehr klug und lernwillig war. Durch ihn wurde der Alltag wieder bunter und lebhafter. So vergingen zwei Jahre. Nit war zu einem stattlichen Hund herangewachsen, sehr zum Missfallen des Hausmeisters, der überhaupt keine Hunde mochte. Doch jener hatte keine Handhabe, etwas gegen Nit zu unternehmen, da in dem Haus Hunde erlaubt waren.

Eines Tages machte das Ehepaar, wie immer seit Nit bei ihnen wohnte, ihren üblichen Spaziergang im Stadtpark. Die Frau fühlte sich seit einiger Zeit nicht sehr wohl, doch sie ignorierte dieses, denn sie genoss die gemeinsamen Sparziergänge sehr. Plötzlich stolperte sie über eine Baumwurzel, die sie übersehen hatte und stürzte. Sie schrie auf vor Schmerzen. Zum Glück hatte ihr Mann sein Handy eingesteckt und rief sofort den Krankenwagen. Auf Bitten des Mannes hin durfte er im Krankenwagen mitfahren. Als Nit, der wie immer mit anderen Hunden herumtobte, zurückkam, fand er weder sein Herrchen noch sein Frauchen. Verwirrt schaute er sich um und machte sich auf der Suche nach ihnen. Seine Nase suchte den Boden ab, doch die Spur endete abrupt an einer Stelle, die nach Abgasen roch, was ihn zum Niesen brachte. Er hob den Kopf und entdeckte einen Hasen, der Hakens schlagend über die Wiese lief. Bellend verfolgte er ihn und vergaß, dass er seine Besitzer vermisste. Er streunte durch den Wald bis es dunkel wurde. Sein Magen erinnerte ihn irgendwann daran, dass er fressen musste. So kehrte er zurück zu der Stelle, wo er immer frei gelassen wurde. Doch niemand wartete dort auf ihn. Traurig setzte er sich hin und wartete. Sein Magen knurrte. Er stand wieder auf und schnupperte in dem nächsten Papierkorb. Dort fand er ein weg geworfenes Stück Brot, dass er fraß. Natürlich machte es ihn nicht satt, darum schnüffelte er suchend umher, um noch etwas zu finden. Inzwischen war es so dunkel geworden, dass er nichts mehr sehen konnte. Darum suchte er sich eine geschützte Stelle, rollte sich zusammen und schlief. Es dauerte fast eine Woche, bis er den Weg nach Hause gefunden hatte.

Überglücklich erblickte er das vertraute Mietshaus. Er lauerte auf den Augenblick, wo die Eingangstür aufging, damit er hinein huschen konnte. Als ein Kind herauskam, sauste er so schnell er konnte die Treppe hinauf und sprang bellend an die Wohnungstür. Doch niemand öffnete. Er kratzte mit seinen Tatzen und bellte und jaulte, doch die Tür blieb verschlossen. Dafür öffnete sich die Tür vom Hausmeister, der wütend hinausschaute und den Hund anfuhr. Nits Nackenhaare sträubten sich, denn natürlich spürte er sofort die Feindseligkeit, die dieser unangenehme Mensch ausstrahlte. Nit drückte sich an die Wohnungstür und hoffte sehnlich, dass sie sich öffnet. Stattdessen trat der Hausmeister ganz aus seiner Wohnung heraus, scheuchte Nit von der Tür weg und öffnete sie mit einem Schlüssel. Sofort drängelte sich Nit an ihn vorbei in die Wohnung. Sein Schwanz wedelte freudig, während er von einem Raum in den nächsten lief. Doch es war niemand da. Der Hausmeister ergriff Nits Leine und befahl ihm zu kommen. Nit schaute ihn skeptisch an und blieb auf Abstand. Daraufhin ging der Hausmeister in die Küche und suchte nach Futter für Nit. Als er es gefunden hatte, schüttete er es in den Fressnapf. Da Nit ziemlich ausgehungert war, stürzte er sich sofort darauf. Der Hausmeister ließ ihn alles auffressen und schaffte es dann, Nit die Leine anzulegen, in dem er ihn mit freundlichen Worten bedachte. Die beiden verließen die Wohnung wieder und der Hausmeister verfrachtete Nit in sein Auto. Dann fuhr er mit ihm zu einem großen Waldgebiet. Dort stieg er aus und ging mit Nit an der Leine tief in den Wald hinein. Als der Hausmeister der Meinung war, dass dort selten ein Mensch hinkommen würde, band er die Leine an einem Baum fest, gab Nit einen Tritt und lachte höhnisch und verschwand.

Nit jaulte und versuchte, loszukommen, doch die Leine gab nicht nach. So verging der Tag und es wurde Nacht. Als ein neuer Tag anbrach, versuchte Nit wieder vergeblich, sich zu befreien. Verzweifelt riss er an die Leine, sodass das Halsband ihm die Kehle zuschnürte und er kaum Luft bekam. Er bellte und jaulte. Doch niemand hörte ihn. Wieder verging der Tag, ohne dass er Hilfe bekam. Sein Magen schmerzte inzwischen vor Hunger, aber der Durst war noch schlimmer. Als wieder ein Morgen graute, fing er an, seine Leine zu zerbeißen. Sein Maul war so trocken, dass ihm jeder Biss schmerzte. Doch es gelang ihm, sie durchzubeißen. Glücklich, endlich nicht mehr gefangen zu sein, schnüffelte er in die Luft. Er hatte Durst. Wo gab es Wasser? Er spitzte die Ohren, um das Geräusch von fließendem Wasser zu hören. Doch er hörte nur das Zwitschern der Vögel hoch in den Bäumen. Müde und schlapp bahnte er sich den Weg durch das Gestrüpp. Immer wieder verfing sich der Rest der Leine an einem Ast, sodass er ziehen musste, um weiter zu kommen. Aus weiter Ferne hörte er ein Grollen. Dann wurde es taghell und ein Blitz zuckte am Himmel, gefolgt von einem gewaltigen Donner. Er jaulte vor Schreck auf und kroch unter einem Busch. Kurz darauf prasselte der Regen auf die Bäume. Doch nur wenige Tropfen schafften es den Weg durch das dichte Laub der Bäume auf die Erde. Nit leckte die feuchten Blätter ab, die sanft zum Boden segelten. Als das Gewitter abgezogen war, traute sich Nit aus seinem Versteck hervor und lief weiter. Auf einer Lichtung blieb er stehen und schnüffelte. Er roch Wasser. Er folgte seiner Nase und entdeckte eine vom Regen gebildete Pfütze. Gierig trank er und löschte seinen Durst. Doch er hatte immer noch bohrenden Hunger. Zwei kleine, junge Hasen hoppelten auf die Lichtung und spielten in den letzten Sonnenstrahlen des Tages miteinander. In Nit erwachte der Jagdinstinkt. Er duckte sich und beobachtete die beiden. Als einer der Hasen ihm zu nahe kam, schoss er hoch und packte ihn im Nacken. Mit einem Biss brach er dem kleinen Hasen das Genick. Der andere Hase flitzte entsetzt ins Gebüsch. Heißhungrig verschlang Nit seine Beute. Nit streunte durch den Wald, immer auf der Suche nach Futter und nach einem Weg zurück nach Hause.

So vergingen Wochen. Sein Fell war inzwischen stumpf und glanzlos. Seine Flanken waren eingefallen, sein Hals so dünn geworden, dass er sich das Halsband mit den Pfoten abstreifen konnte.

Eines Tages hörte er eine leise weinerliche Stimme. Er spitzte seine Ohren und folgte dem Geräusch. Ein kleiner Junge war unter einem umgestürzten Baum gekrabbelt und steckt nun fest. Er konnte sich nicht aus eigener Kraft befreien. Nit ging zögernd auf ihn zu. Er betrachtete das hilflose Kind, doch er konnte ihn natürlich nicht befreien. Aufgeregt lief Nit hin und her. Was konnte er tun? Dieser Junge erinnerte ihn an sein altes Leben. An die vielen Spaziergänge mit seinem Herrchen und Frauchen. An lachende Kinder, die mit den Hunden spielten. Doch dieses Kind lachte nicht, es weinte. Nit spürte die Verzweiflung. Vorsichtig näherte er sich. Der Junge streckte seine Arme aus und sprach ihn an. Aus jedem Ton konnte Nit pure Angst erkennen. Doch er spürte, dass nicht er der Grund war. Da es dunkel wurde und die Nächte inzwischen kalt waren, legte Nit sich behutsam zu dem Jungen, um ihn zu wärmen. Das Kind schlang seine Arme um ihn und beruhigte sich. So verging die Nacht und der nächste Tag brach an. Der kleine Junge weinte wieder.

Plötzlich hörte Nit Stimmen. Sie klangen verzweifelt. Nit richtete sich auf. Sein Instinkt sagte ihm, dass diese Stimmen den kleine Jungen suchten. Er bellte so laut er konnte, doch die Stimmen wurden immer leiser und entfernten sich von ihnen. Er wurde unruhig. Sollte er den Stimmen folgen oder beim Kind bleiben. Er hob seine Schnauze in die Höhe und heulte herzzerreißend. Dann sprang er mit einem Satz auf und jagte in den Wald hinein, den rufenden Stimmen hinterher. Als er sie endlich erreicht hatte, bellte er und machte auf sich aufmerksam. Doch die Reaktion der suchenden Menschen war anders, als er erwartet hatte. Einige ignorierten ihn und andere warfen Stöcke oder was sie auf den Boden fanden nach ihm, um ihn zu vertreiben. Er jaulte und bellte weiter. Eine Frau blieb stehen und sah ihn stirnrunzelnd an. Dann ging sie auf Nit zu und sprach ihn mit sanfter Stimme an. Nit hörte, wie ein Mann die Frau warnte nicht weiterzugehen, doch sie beachtete ihn nicht. Sie sprach weiter auf Nit ein und fragte ihn, ob er ihren Sohn gesehen hätte. Nit bellte und machte kehrt und lief ein Stück zurück. Dann blieb er stehen und schaute, ob sie ihm folgte. Doch sie war stehen geblieben und schaute nur ratlos zu ihm hin. Nit rannte auf sie zu, machte kurz vor ihr kehrt und lief wieder ein Stück zurück. Dann blieb er wieder stehen, um zu schauen, ob sie ihm folgte. Doch nun hatte sie begriffen und folgte ihm. Der Mann, der sie vor ihm gewarnt hatte, rief besorgt hinter ihr her, doch sie nahm es nicht mehr wahr sondern rannte nun so schnell sie konnte hinter Nit her, der bellend voraus lief. Immer wieder musste Nit warten, damit die Frau ihn nicht aus den Augen verlor. Endlich erreichten sie den kleinen Jungen, der leise vor sich hin weinte. Doch als er die beiden erblickte, strahlte sein Gesicht vor Freude. Er drückte Nit, der schwanzwedelnd zu ihm lief, fest an sich. Die Frau gab einen Freudenschrei von sich und kniete sich glücklich zu ihrem Sohn. Vergeblich bemühte sie sich, ihren Sohn aus der misslichen Lage zu befreien. So zog sie letztendlich ihr Handy heraus und telefoniert aufgeregt, um die Suchenden zu informieren. Allerdings schaute sie ratlos um sich, als sie gefragt wurde, wo sie sich befinden würde. Sie hatte nämlich, als sie Nit folgte, nicht auf den Weg geachtet. Liebevoll streichelte sie Nit und bat ihn, die anderen zu suchen und ihnen den Weg zu zeigen. Nits kluge Augen schauten sie an. Dann bellte er und verschwand. Voller banger Hoffnung schaute die Frau hinter Nit her. Dann umarmte sie wieder ihren Sohn und tröstete ihn, denn er war wieder angefangen zu weinen, da ihm sein Fuß sehr weh tat. Kriechend verging die Zeit, die Bäume warfen schon lange Schatten, als die beiden das Gebell des Hundes hörten. Das Herz der Frau klopfte bis zum Hals. Hatte der Hund es tatsächlich geschafft, die anderen hier herzubringen?

Unter eilenden schweren Schritten knackte morsches Holz. Dann erblickte die Frau ihren Mann. Mit Tränen erfüllten Augen deutete sie auf ihren Sohn. Der Mann schaffte es, den Sohn unter dem Baum hervorzuziehen. Der kleine Junge schrie vor Schmerzen, als der Fuß dadurch bewegt wurde. Offensichtlich hatte er ihn gebrochen. Mühelos nahm der Mann seinen Sohn auf den Arm und so verließen sie den Wald, begleitet von Nit. Denn natürlich hatten sie es sich nicht nehmen lassen, ihn aufzufordern, ihnen zu folgen. Schließlich war Nit der Retter ihres Sohnes gewesen.

Von nun an lebte Nit bei dieser Familie, die ein großes Anwesen hatte. Sein Fell war mit der Zeit wieder glänzend geworden und durch die gute Pflege waren alle seine Verletzungen, die er sich während seiner Zeit in dem Wald zugezogen hatte, verheilt.

Eines Tages machte die Familie einen Ausflug zum Stadtpark. Plötzlich blieb Nit stehen und hob witternd seine Nase. Dann zog er heftig an seine Leine, sodass der kleine Junge ihn kaum halten konnte. Halb stolpernd, halb rennend folgte er Nit, der abrupt vor einer Bank stehen blieb, auf dem ein älteres Ehepaar saß. Nit sprang freudig um diese Leute herum, leckte sie und konnte sich nicht wieder beruhigen. Auch das Ehepaar strahlte und klatschte sich vor Freude in die Hände. Als die Eltern des Jungen die Bank erreichten, wollten sie sich für das Benehmen des Hundes entschuldigen, doch das Ehepaar erzählte ihnen, dass der Hund ihnen gehöre und sie ihn schon lange suchen würden. Bedauerlicherweise war Nit im Park geblieben, als die Frau einen Unfall hatte. Da der Mann durch den Unfall seiner Frau eine erneute Herzattacke bekommen hatte und so beide längere Zeit im Krankenhaus bleiben mussten, hatten sie den Hausmeister gebeten, den Hund zu suchen und sich um ihn zu kümmern. Doch nach der Aussage des Hausmeister konnte er Nit nicht finden. Darum waren sie jeden Tag in den Park gegangen und hatten sich immer wieder auf die Bank gesetzt, auf der sie gesessen hatten, wenn sie mit Nit im Park waren, in der Hoffnung, dass er eines Tages wieder auftauchen würde. Und nun war das Wunder geschehen.

Der Vater des Jungen fand es seltsam, dass Nit, der ein sehr schlauer Hund war, nicht zurückgefunden haben sollte. Allerdings sagte er nichts, sondern beschloss, den wahren Grund für das nicht wieder auftauchen des Hundes herauszufinden. Dies gelang ihm auch, nachdem er Zeugen gefunden hatte, die ihm seinen Verdacht bestätigten, dass der Hausmeister mit dem Hund gesehen worden war. Nachdem er den Hauswart mit seinem Wissen konfrontiert hatte, gab er zu, den Hund ausgesetzt zu haben. Der Vater zeigte ihn natürlich an und er musste eine Geldstrafe zahlen, sowie etliche Stunden im Tierheim arbeiten.

Damit der Junge, der inzwischen auch sehr an Nit hing, sich nicht von ihm trennen musste, bedurfte es eine Lösung. So schlug der Vaters des Jungen dem Ehepaar vor, in der leer stehenden Wohnung auf seinem großen Anwesen einzuziehen. Nach anfänglichem Zögern stimmte das Ehepaar zu und so lebten sie gemeinsam zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.

März 8

Bepops Abenteuer

Bepops Abenteuer

Die Welt ist für alle da – sollte man meinen. Doch schaut man sich um, stellt man fest. Hauptsächlich breitet sich der Mensch aus. Die Tiere und Pflanzen sind für den Menschen nur Mittel zum Zweck. Darum tauchen wir jetzt in die für den Menschen unbekannte Welt der “ Anderen “ ein. So sehen wir vielleicht irgendwann unsere Umgebung mit anderen Augen.
Bepop kratzte sich am Hals. Dieses lästige Ding, was seine Kehle zuschnürte, war einfach nicht mit seinen hilflosen Pfoten zu entfernen.
Verzweifelt sah er zu seinem Menschen auf, um ihm zu signalisieren:
„Mach mir endlich das Ding ab!“
Doch wie er es schon geahnt hatte, reagierte der Mensch völlig verkehrt. Er lächelte ihn nur an und streichelte ihn.
„Blöder Mensch, du verstehst auch gar nichts!“
Missmutig trottelte er durch die offen stehende Tür nach draußen. Er reckte seine Nase in die Höhe und schnupperte:
„Oje, es gibt gleich Regen“, dachte er und rannte so schnell ihn seine kurzen Dackelbeine tragen konnten zu seinem Lieblingsbaum, um sein Revier neu zu markieren. Als er sein Beinchen hob, ächzte der Baum und säuselte:
„Nicht du schon wieder! Du verätzt mir ja komplett meine Wurzeln mit deinem ewigen Gepinkel!“
„Ach stell dich doch nicht so an, ich rieche genau, dass hier jemand anderes vor mir war“. „Das mag ja sein, meinen Wurzeln ist das aber egal. Es brennt so oder so. Also such dir gefälligst eine andere Stelle aus.!“
Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, ließ er ein paar Früchte von seinen Ästen fallen, die Bepop nur mit einem mutigen Satz entkam. Mit Apfelluna war heute nicht gut Kirschen essen. So machte er sich auf dem Weg zu seinem nächsten Baum. Er kroch unter dem Zaum des Gartens hindurch und rannte über das angrenzende Feld. Es war Herbst und das Feld war von den Bauern abgeerntet, so dass nur noch die Stoppeln zu sehen waren. Bepop hüpfte von einer Furche zur nächsten und scheuchte so einen Hasen auf, der sich friedlich mümmelnd in eine Furche zum Ausruhen gelegt hatte. Erschrocken sprang dieser auf und wollte fliehen, doch da erblickte er Bopop und verharrte abwartend bis sich er näherte.
„Na du Halsbandheini, wieder auf Schlür?“
Bepop knurrte;
„Reiz mich nicht, sonst beiß ich dir in deine Schlappohren!! Wenn ich könnte, hätte ich das Ding schon längst abgemacht, aber es geht einfach nicht und mein Mensch ist einfach zu dumm, um zu verstehen, was ich will und was nicht!“
Mitleidig schaute Blumenschwanz ihn an:
„Das ist der Preis der Gefangenschaft. Jeder macht mit dir, was er will.“
„Na ja, mein Mensch ist ja ganz in Ordnung, bis auf die üblichen Macken, die wohl jeder Mensch hat. So wie meine Freunde sagen, glauben die ja alle, sie tun uns nur Gutes. Aber na, ich kann ja nicht klagen, ich kann ja laufen wie ich will. Berno, der große Jagdhund, er dich gerne jagt, muss den ganzen Tag im Haus bleiben. Wenn der mit seinem Mensch spazieren geht, hat er gleich Muskelkater, weil ihm die Bewegung fehlt.“
„Na toll“, erwiderte Blumenschwanz, „wenn der große Kerl Auslauf bekommt und mich jagt, hängt mir regelmäßig die Zunge aus dem Hals. Von mir aus kann der ewig im Haus bleiben. Der glaubt doch, ich hätte weiter nichts zu tun, als mit ihm um die Wette zu laufen“, jammerte Blumenschwanz.
“ Nimm es nicht so schwer, er meint es ja nicht böse“, tröstete ihn Bepop.
„Das glaubst auch nur du! Jeden Herbst machen seine Brüder Jagd auf mich, und das ist durchaus lebensgefährlich für mich. Letztes Jahr wurde mein Bruder von ihnen getötet, hast du das vergessen?“
„Nein, aber Berno ist doch viel zu blöd dazu. Erinnerst du dich nicht daran, als er dich das letzte Mal unfreiwillig aufgescheucht hat? Da ist er doch selbst vor lauter Schreck in Ohnmacht gefallen! Sein Mensch musste ihn doch anschließend nach Hause tragen, weil er sich nicht mehr bewegen wollte.“
Blumenschwanz lächelte:
„Ja, das stimmt, aber trotzdem, manche Hunde werden von den Menschen so gegen uns aufgehetzt, dass unser Leben ständig durch sie in Gefahr ist.“
„Ja, da hast du wohl recht“, stimmte Bepop ihm zu. Auf einmal spürte Bepop ein Beben unter seinem Körper und machte vor Schreck einen Satz zur Seite. Erstaunt sah ihn Blumenschwanz an:
„Was hast du denn?“, fragte er.
„Ich glaube es gibt ein Erdbeben, die Erde unter mir bewegt sich“, erwiderte Bepop.
Ein großer Erdwall türmte sich vor ihnen auf und die beiden wichen erschrocken zurück. Plötzlich erschien eine braune Nase schnüffelnd an der Oberfläche und sprach die beiden an.
„Na, was schaut ihr denn so verschreckt drein?“
Erleichtert erwiderte Bepop:
„Ach du bist es, Grabekriecher, ich dachte schon, es gäbe ein Erdbeben.“
„Danke, danke für das Kompliment, aber so stark bin ich doch noch nicht, aber ich habe schon das halbe Feld aufgelockert“, lächelte Grabekriecher stolz.
„Hey sag mal, warst du die letzten Tage bei unserem Nachbar im Garten?“ fragte Bepop.
„Oh ja, “ erwiderte Grabekriecher zornig,
„Mit dem bin ich fertig, da lockert man ihm die Erde auf, und was macht er?! Er verqualmt mir die Gänge, so dass ich fast eine Rauchvergiftung bekommen hätte! Mit letzter Kraft konnte ich mich noch aus der Gefahrenzone entfernen! Ich muss immer noch ab und zu husten!“
Und – um seine Aussage zu bekräftigen, hustete Grabekriecher ausgiebig.
„Okay, wir glauben es dir!“, erwiderte Bepop und machte einen Schritt zur Seite, da Grabekriecher gänzlich aus seinem Loch krabbelte. Grabekriecher schnüffelte in die Luft und sagte bedauernd:
„Ich glaube unser Pläuschen wird kurz, es riecht gewaltig nach Regen!“
Nun schaute auch Bepop zum Himmel hinauf und platsch traf ihn ein dicker Regentropfen direkt auf die Nase. Blumenschwanz schreckte auf, als auch ihn die ersten Regentropfen trafen und sagte schon im Wegrennen:
„Ich flitze zum Wald, dort habe ich meinen Bau, in dem es trocken ist!“
Grabekriecher flüchtete fluchend zurück in seinem Gang und murmelte nur noch;
„Hoffentlich stürzen mir meine frisch gebuddelten Gänge nicht wieder ein.“
Verdutzt schaute Bepop hinter beiden drein und setzte sich dann auch in Bewegung. Allerdings war er noch unentschlossen, in welcher Richtung er nun laufen sollte. Wieder nach Hause oder doch besser zum Wald, der näher war. Der Regen nahm ihm seine Entscheidung ab, denn es schüttete jetzt wie aus Eimern. Also hüpfte er so schnell ihn seine kurzen Dackelbeine tragen konnten über die Furchen des Feldes zum nahe gelegenen Wald. Natürlich war er völlig durchnässt, als er die Bäume erreichte, die mit ihren dichten Blättern den Regen kaum eine Chance ließen, den Waldboden zu erreichen. Er schüttelte sich kräftig, sodass das Wasser zum größten Teil wieder aus seinem dichten Fell herausgeschleudert wurde. Allerdings stellte er fest, dass sein Bauch voller Erde vom Acker war. Er war so richtig schön dreckig. Wäre er nach Hause gerannt, hätte sein Mensch garantiert einen Anfall bekommen. Dieser konnte es überhaupt nicht leiden, wenn er so verschmutzt war. Sicherlich hätte der Mensch ihn sofort in die Badewanne gesteckt. Bei dem Gedanken schüttelte sich Bepop nochmals. Er hasste das Baden. Er mochte es gar nicht, wenn er bis auf die Haut nass wurde. Außerdem benutzte sein Mensch so ein komisch riechendes Mittel, was tagelang an seinem Fell haftete. Sein Mensch sagte dann immer zu ihm, er röche gut. Aber Bepops Freunde lachten ihn aus, wenn er mit dem Geruch um die Ecke kam. Oft blieb er darum so lange im Haus und ging nur kurz nach draußen um seine Notdurft zu verrichten, bis der Geruch verflogen war und er seinen ureigenen Geruch wieder hatte. Warum dachten die Menschen immer, dass die Tiere auch so riechen sollten wie sie? Für Bepop stanken die Menschen alle erbärmlich. Na ja, an dem Geruch seines Menschens hatte er sich inzwischen gewöhnt. Aber den Geruch des Nachbarn fand er unerträglich. Dauernd qualmte er aus dem Mund und krächzte unangenehm dabei, sodass sich Bepops Nackenhaare jedes Mal sträubten und er fluchtartig das Weite suchte. Ein lauter Donner, begleitet mit einem Blitz ließen Bepop erschrecken. Er krabbelte unter einem Busch und zitterte vor Angst. Er hörte, wie ein Baum in seiner Nähe ächzte und ein Ast krachend zu Boden fiel. Er hasste diese unheimlichen Geräusche, die aus dem Himmel kamen und für ihn völlig unerklärlich waren. Er machte sich so klein wie möglich und hoffte, dass es schnell wieder vorübergehen würde. Doch der ohrenbetäubende Lärm hörte nicht auf, im Gegenteil, es krachte und donnerte, als würde der Untergang der Welt eingeläutet. Die Tiere im Wald waren verstummt. Kein Vogel zwitscherte mehr. Bepop vernahm nur das laute Klatschen der dicken Regentropfen auf den Blättern der Bäume. Inzwischen hatte der starke Regen es geschafft, durch den dichte Blätterwald bis auf den Waldboden vorzudringen. Ein dicker Tropfen platschte wieder direkt auf Bepops Nase. Unwillkürlich musste er niesen. Er kroch rückwärts weiter ins Gebüsch. Dabei merkte er, dass sich hinter ihm eine kleine Höhle befand, die in die Erde ging. So schob er sich vorsichtig hinein, um Schutz vor den Regen zu finden. Als nur noch seine Schnauze herausschaute, war er zufrieden und schloss erschöpft die Augen. Irgendetwas riss und biss ihn im Schwanz. Bepop wachte davon auf und knurrte böse. Er brauchte einen Moment bis er wusste, wo er sich befand. Er lag nicht in seinem weichen, kuscheligen Körbchen, sondern steckte in einem kleinem Sandloch. Mühsam versuchte er, sich darauf zu befreien, was gar nicht so einfach war. Während er sich herausquälte, zwickte ständig irgendetwas an seinem Schwanz. Er jaulte verzweifelt. Der weiche Waldboden machte es ihm nicht leicht, herauszukrabbeln, denn die nasse, aufgeweichte Erde gab immer wieder nach. Als er es endlich geschafft hatte, seinen Körper vollends aus dem Loch zu befreien, war er völlig außer Atem. Er drehte sich um, um festzustellen, wer so unverschämt an seinem Schwanz gebissen hatte. Zu seiner Überraschung erschien der Kopf von Blumenschwanz.
„Hey! Was beißt du mich in den Schwanz!“, empörte er sich.
„Wieso verstopft du mit deinem dicken Hintern unseren Ausgang?“, erwiderte Blumenschwanz erbost und hoppelte aus der Höhle, dabei schüttelte er sich den Sand aus dem Fell.
„Sieh dir mal an, was du angerichtet hast! Der ganze Eingang ist aufgewühlt und kaputt!“
„Na hör mal! Woher sollte ich denn wissen, dass ihr darin wohnt! Ich habe doch nur Schutz vor dem Regen gesucht!“, verteidigte sich Bepop, dabei schaute er sich den aufgewühlten Sandhaufen an, der sich am Zugang zum Bau türmte. Nun bekam er doch ein schlechtes Gewissen und bot an, ihm beim Ausbessern zu helfen. Doch Blumenschwanz schüttelte mit dem Kopf:
„Nein, ich denke, wir müssen umziehen, denn das Loch ist nun so groß, dass unsere Feinde hinein können. Ich werde gleich mal losziehen, um einen geeigneten Ort zu finden.“
„Das wollte ich wirklich nicht!“, entschuldigte sich Bepop.
„Tja, man kann auch ungewollt etwas anrichten. Aber ich verzeihe dir.“ Bopop bellte erleichtert. Das Gewitter hatte aufgehört. Der starke Regen hatte sich in einem leichten Nieseln verwandelt. In der Nähe begann ein Vogel auf einem Baum aus vollem Hals zu singen:
„Ich bin der größte, ich bin der schönste, ich bin der beste hier im ganzen Wald!“ Bepop blickte nach oben, um den Schreihals zu entdecken. Es dauerte einige Zeit, bis er den kleinen Piepmatz auf einem Ast entdeckte. Er bellte:
„Hör auf mit dem Geschrei. Uns kannst du nicht damit beeindrucken!“
„Ich bin der größte, ich bin der schönste, ich bin der beste hier im ganzen Wald!“, wiederholte er ohne Unterbrechung. Nun begannen auch die anderen Vögel aus vollem Halse zu singen. Bepop schüttelte knurrend seinen Kopf, denn die Vögel sangen alle denselben, maßlos übertriebenen Text.
Plötzlich hob Blumenschwanz schnüffelnd seine Nase in die Höhe und flitzte so schnell ihn seine Beine tragen konnten, wieder in seinem Bau. Verblüfft schaute Bepop ihm nach.
„Was war denn in dem gefahren?“, fragte er sich verwundert. Die Antwort erhielt er ziemlich schnell, denn ehe er sich versah stand mit bleckenden Zähnen der ungehobelte Rotfuchs Reineke vor ihm. Erschrocken wich er zurück und rutschte mit seinen Hinterpfoten in dem Loch, in dem Blumenschwanz verschwunden war. Mutig kläffte er ihn an, während er sich aus seiner misslichen Lage befreite. Erneut wühlte er dadurch die Erde auf, aber verkleinerte gleichzeitig die Öffnung. Er schüttelte sich den klebrigen Sand aus dem Fell, wobei einige Klumpen der nassen Lehmmasse Reineke direkt ins Gesicht flogen. Er wich wütend zurück:
„Was soll das? Willst du dich mit mir anlegen?“
„Nein, nein!“, erwiderte Bepop erschrocken, “ das Schütteln war nur ein Reflex. Ich muss jetzt auch gehen!“
Mit diesen Worten machte er sich so schnell er konnte mit seinen kurzen Dackelbeinen aus dem Staub, dabei spitzte er seine Ohren, um festzustellen, ob der Fuchs ihm folgte. Zu seiner Erleichterung hörte er aber nichts dergleichen. Er gelangte wieder auf das Stoppelfeld und verlangsamte seinen Lauf. Ängstlich sah er zum Wald zurück. Da! Es knackte im Gehölz! Er duckte sich, in der Hoffnung, dass er nicht gesehen werden würde, denn er wusste, in einem Wettlauf mit Reineke hatte er keine Chance. Er erinnerte sich noch schmerzlich an die letzte Begegnung. Sie endete sehr unrühmlich mit einem tiefen Biss in seinem Nacken. Doch zu seiner Beruhigung trat Bambinchen aus dem Wald hervor und schaute versonnen in den Abendhimmel. Bepop atmete erleichtert auf.
„Hallo, dich habe ich lange nicht mehr gesehen, wie geht es dir?“, fragte er deshalb und kam ihr entgegen.
Bambinchen schaute ihn mit ihren Rehbraunen Augen an und sagte traurig:
„Gestern wurde mein Gefährte von einem Wolf angefallen und getötet. Ich hatte Glück und konnte seinem Freund im letzten Augenblick entwischen.“
„Oh, das tut mir sehr leid! Ich wusste gar nicht, dass es hier im Wald Wölfe gibt!“
„Sie sind auch noch nicht lange hier. Im Frühjahr müssen sich die beiden hierher verirrt haben. Seither töten sie alles, was nicht schnell genug rennen kann! Mein Gefährte hatte sich seinen Fuß in eine Falle verletzt und humpelte, sodass er für diese Raubtiere eine leichte Beute war! Nun muss ich mich um Pünktchen alleine kümmern.“ Fragend schaute Bepop Bambinchen an, doch die Frage wurde schnell beantwortet, denn ein junges Kitz schaute neugierig hinter einem Busch hervor und trat vorsichtig hinter seiner Mutter. Als es merkte, dass von Bepop keine Gefahr drohte, sprang es munter auf den Acker hin und her. Bepop hingegen machte sich aus dem Staub, denn er wollte nicht versehentlich von dem übermütigen Kerlchen getreten werden. Der Nieselregen hatte auch aufgehört und ein wunderschöner Regenboden verzierte den Abendhimmel. Allerdings schenkte Bepop dem keine Beachtung, denn sein Magen knurrte und er wollte heim. So trottelte er über das Stoppelfeld zurück, wobei er bemerkte, dass viele Regenwürmer aus der Erde an die Oberfläche kamen. Auch Grabekriecher hatte noch etliche Haufen gegraben. Aus einem schaute er mit seiner Schnauze hervor, als Bepop daran vorbei kam. Bepop begrüßte ihn kurz:
„Na, bist du wieder fleißig?“
„“Notgedrungen!“, knurrte Grabekriecher. Meine Gänge sind zum Teil durch den starken Regen eingebrochen. Nun muss ich neue machen!“ Mit diesen Worten verschwand er wieder unter der Erde und Bepop sah, wie der nächste Sandberg entstand. Sein Magen erinnerte ihn daran, dass er nun endlich nach Hause gehen sollte. So wetzte er hüpfend mit seinen kurzen Dackelbeinen über die Stoppeln. Als die ersten Häuser in Sicht kamen, verlangsamte er seine Schritte und schnüffelte in die Luft. Irgendwie roch es komisch, aber er konnte den Geruch nicht zuordnen. Er musste niesen. Er lief weiter und schlüpfte unter dem Zaun hindurch, der den Garten vom Acker trennte. Wie angewurzelt stockte er dann mitten im Schritt. Seine Augen begannen zu tränen und der Gestank war für ihn unerträglich. Er schaute zu Apfelluna. Sie sah merkwürdig schwarz aus und qualmte. Vorsichtig näherte er sich dem Baum und beschnüffelte ihn. Wieder musste niesen. Was war nur mit dem Baum geschehen? Normalerweise brummte er schon, wenn er sich ihm nur näherte und versuchte ihn zu vertreiben. Aber nun war er ganz still. Bepop schaute hoch. Die Zweige hingen schwarz und düster herunter. Provozierend hob er sein Bein, doch der Baum reagierte nicht. Wieder schaute er ihn an und fragte:
„Was ist los mir dir?“
Doch er bekam keine Antwort. Irritiert wandte er sich ab und trottete zur Seitentür des Hauses und begann zu bellen. Das war für seinen Mensch das Zeichen, dass er ins Haus wollte. Er musste einige Zeit Krach machen, bevor die Tür aufging. Sein Frauchen sah auf ihn herab und stieß einen Schrei aus. Mit seinen braunen Augen sah er sie unschuldig und schwanzwedelnd an. Er konnte diesen Schrei nicht so richtig zuordnen. Freute sie sich so? Sollte er sie anspringen, um sie gebührend zu begrüßen? Aber eigentlich hatte er gelernt, dass die Menschen das nicht so gerne hatten. Darum hüpfte er nur aufgeregt vor ihr und signalisiert, dass er auch glücklich war, wieder daheim zu sein. Doch sein Frauchen seufzte nur und schloss die Tür vor seiner Nase. Empört bellte er. Was sollte das denn? Er hatte Hunger, war müde und wollte ins Haus. Für Bepops Magen war es eine Ewigkeit, als sich die Tür wieder öffnete. Diesmal gab er sich besondere Mühe, seine Wiedersehensfreude zu zeigen. Doch statt freundlicher Worte breitete sie nur schimpfend ein altes, stinkendes Handtuch über ihn aus und wickelte ihn darin ein. Er verstand die Welt nicht mehr. Was hatte sie denn bloß? Sie trug ihn im Waschkeller und setzte ihn auf die Erde. Er ahnte böses, denn er bemerkte eine Wanne und roch das Wasser. Seine Nackenhaare sträubten sich. Wollte sie ihn etwas ins Wasser stecken? Verzweifelte suchte er nach einem Ausweg, um ihr zu entwischen. Aber offensichtlich hatte sie es geahnt und packte ihn resolut in seinem Nacken. Vergeblich strampelte er mit seinen Beinen. Ehe er sich versah, stand er bis zum Hals in schäumendes Wasser. Die scharfen Worte seines Frauchen ließen ihn den Widerstand aufgeben. Nachdem er in den Augen seines Frauchens sauber genug war – nach seiner Auffassung war er überhaupt nicht schmutzig – durfte er die Wohnung betreten. Sofort holte er seinen Fressnapf, um ihr klar zu machen, dass er hungrig war. Menschen sind ja manchmal so schwer von Begriff! Zu seiner Erleichterung verstand sie ihn und er bekam sein Fressen. Danach legte er sich in sein Körbchen und schlief zufrieden ein.
März 4

Ein Hunde und ein Katzenwochenende

Ein Hundewochenende

7.oo Meine Blase drückt, aber niemand ist zu sehen
8.00 Ich halte das nicht mehr aus!
8.15. Ich belle jetzt!
8.30 Ich werde in den Garten gelassen
8.45 Ich will wieder rein, aber die Tür ist zu
9.00 Ich belle
9.30 Ich werde erhört, die Tür geht auf
9:31 Ich begrüße die Katze, sie ist schlecht gelaunt
10.00 Mein Magen knurrt und belle
11.00 Ich sehe Frauchen
11.45 Sie gibt mir etwas zu fressen
12.00 Ich werde aus der Küche geworfen
13.00 Die Familie isst und ich muss zusehen
14.00 Ich brauche Auslauf
14.15 Ich belle
14.30 Frauchen und Herrchen holen die Leine
14.45 Ich freue mich, da es gleich los geht
15.00 Sie bekommen Besuch
17.00 Ich brauche immer noch Auslauf
18.00 Meine Blase drückt
18.45 Ich belle
19.00 Endlich geht jemand mit mir
19.15 Wir sind schon wieder zuhause
20.00 Ich habe Hunger und ich belle
20.15 Frauchen meint, ich sei zu dick
20.30 Mein Magen knurrt
21.00 Es ist keiner in der Küche aber auf dem Tisch liegt noch eine Wurst
21.15 Ich bin satt und müde

Katzenwochenende

18:45 Der Hund bellt und will nach draußen, ich leg mich auf die Lauer
19:00 Die Tür geht auf und ich entwische ins Freie
19:01 Freu – die Nacht gehört mir!
8:30 Die Tür geht auf, der Hund kommt mir entgegen, ich schlüpfe rein
8:31 Erschöpft von der Nacht lege ich mich in meinem Katzenkorb
8:32 Der blöde Hund bellt
9:30 Frauchen holt den Kläffer rein
9:31 Der Hund beschnüffelt mich, ich fauche
9:32 Ich will schlafen und ignoriere ihn
9:45 Frauchen streichelt mich und weckt mich dabei
9:46 Das Streicheln reicht, ich will meine Ruhe
9:47 Sie hört nicht auf – ich fahre meine Krallen aus
Die Kratzspur auf ihrer Hand leuchtet schön rot
9:49 Endlich kann ich weiterschlafen
10:00 Der Hund bellt, ich werde wieder wach
10:05 Die Schlafzimmertür von Frauchen geht auf
10:06 Ich schleiche mich hinein
10:07 Das Bett ist schön warm und ich kuschele mich unter die Decke
10:08 Ich kann endlich ungestört schlafen
13:00 Ein Aufschrei – ich wurde entdeckt
13:01 Ich verziehe mich wieder in meinem Korb
13:02 In der Küche riecht es lecker
13:05 Ich mauze
13:06 Ich fresse in der Küche während die Töle zusieht
13:10 Ich bin satt und will schlafen
14:15 Der Hund bellt schon wieder, ich ignoriere ihn
15:00 Ein Fremder will mich streicheln, ich fauche, man lässt mich in Ruhe
18:45 Der Hund bellt und will raus! Meine tägliche Chance!
Gut dass der zu dumm für ein Hundeklo ist!
Ich leg mich auf die Lauer.
19:15 Juhu!! Die Tür geht auf und die Nacht hat mich wieder.
Mäuse – ich komme!

September 21

Mallorca und sein Gesundheitssystem

Mallorca und sein Gesundheitswesen

Das, was ich jetzt berichten werde, habe ich nicht selbst erlebt, sondern wurde mir von „Opfern“ erzählt, bzw. habe ich aus einer Zeitung entnommen.
Eine ältere Dame, nicht mehr ganz gesund, wohnt seit ihrer Rente auf Mallorca. Schon häufiger musste sie sich im Krankenhaus auf Mallorca behandeln lassen. Bislang ohne nennenswerte Probleme.
Doch ihr letzter Aufenthalt in Manacor im Krankenhaus in der „ Inneren“ hat sie zutiefst entsetzt. Folgendes war passiert:
Auf dem Weg zum Arzt wurde sie in dem Taxi, das sie dort hinbringen sollte, ohnmächtig. Natürlich brachte man sie sofort ins Krankenhaus. Wie das oft bei älteren Menschen üblich ist (auch in Deutschland) bekam sie eine „ Pampas“ um. Dies geschah an einem Donnerstagnachmittag. Irgendwann in der darauf folgenden Nacht bat sie die Krankenschwester, ihr doch die Pampas zu wechseln, da sie auf Grund von Infusionen und Schwäche nicht aufstehen konnte und durfte. Die lapidare Antwort der Krankenschwester war, dass sie bis morgens um sieben warten müsste. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie unangenehm und schmerzhaft es ist, stundenlang in seinen Exkrementen liegen zu müssen. Sehnsüchtig wartete sie, dass es 7 Uhr wurde. Doch als sie ihr Anliegen wieder vorbrachte, wies man sie daraufhin, dass sie gegen 11 Uhr ja sowieso gewaschen werden würde und dann würde auch dies erledigt. Man rechne: das sind ca. 20 Stunden!! Unglaublich. Das grenzt meiner Meinung nach ja schon fast an Körperverletzung!
Morgens bekam sie eine Tasse Milch und Kekse zum Frühstück. Warum, kann ich nicht sagen, vielleicht Schonkost, da man ihr Magengeschwüre wegoperiert hatte. Nur – sie mag keine Milch und Kekse stehen auch nicht wirklich auf ihren täglichen Speiseplan. Darum bat sie, man möge ihr doch Tee und eine Scheibe Brot bringen. Meckernd wurde das „ Frühstück wieder mitgenommen und – es gab nichts mehr!
Zu Mittag erhielt sie Fisch und halbgare dicke Bohnen. Wie das Schicksal es so will, ist Fisch nicht ihr Leibgericht und halbgare Bohnen sind auch nicht so der Hit. Sie bat wiederum darum, ihr etwas anderes zu Essen zu bringen. Meckernd wurde das Essen wieder mitgenommen und – es gab nichts mehr!
Gegen Abend kam, wie überall, das Abendessen. Sie traute ihren Augen nicht, als sie den Deckel vom Essen hob und ihr der Fisch und die Bohnen entgegengrinsten. Zum Glück war ein Stück trockenes Brot dabei, sodass der Magen wenigstens etwas an diesem Tag zu arbeiten bekam. Man glaubt dies nicht, aber jene Dame hat es mir selbst äußerst glaubhaft erzählt. Aber – es geht ja noch weiter. Sie war ja insgesamt 7 Wochen auf dieser Station! Ob ihr es nun glaubt oder nicht, aber sie hat die ganzen sieben Wochen genau das zu essen bekommen, was ich vorab beschrieben habe. Zum Glück hatte sich ihr Sohn Urlaub genommen und brachte ihr Essen ins Krankenhaus – sehr zum Missfallen der Krankenschwester, die auch noch darauf bestand, es zu probieren, ob die „ Patientin“ es auch essen dürfte.
Die Verwandtschaft ihrer Bettnachbarin, speziell die Kinder, machten sich ein Spaß daraus, jedes Mal unter dem Deckel zu schauen, ob denn auch wirklich immer dasselbe vorzufinden war.
Da sie durch die „ zuvorkommende“ Behandlung der Krankenschwestern – die durchaus Zeit hatten und nicht im Stress waren – wund geworden war, schrieb der Arzt eine Salbe zur Linderung auf. Die, wie kann man es anders erwarten, die Krankenschwestern natürlich nicht verwendeten. Man muss an dieser Stelle vielleicht sagen, dass diese Dame leider schlecht spanisch spricht und dass das unter Umständen die Lage nicht verbessert. Allerdings sprach der Arzt deutsch, aber was hilft es, wenn sie sich bei ihm beschwert und seine Anordnungen nicht befolgt werden.

Ich erzählte diese Begebenheit einer Mallorquinerin, die nur mit dem Kopf schüttelte und sagte, dass normalerweise die Patienten schon jeden Tag ein anderes Essen bekommen würden. Warum das bei dieser armen Person nicht der Fall war, lässt sich nicht klären.
Aber – auch in Palma im Krankenhaus überschlagen sich die Krankenschwestern nicht unbedingt. So erzählte mir jene Mallorquinerin, dass ihre Schwiegermutter dort im Krankenhaus war. Normalerweise fuhr sie jeden Tag hin, um zu schauen, ob alles in Ordnung war. Da sie aber berufstätig ist und es nach Palma immer 60 km zum Krankenhaus war, hatte sie an einem Tag keine Zeit gefunden, hinzufahren. Deswegen rief sie ihre Schwiegermutter an, um zu fragen, ob alles in Ordnung war. An ihrer Stimme merkte sie, dass sie etwas bedrückte. Auf intensiven Nachhaken erfuhr sie, dass die Schwestern den Beutel vom Seitenausgang nicht gewechselt hatten und das das nun Schmerzen verursachte. Daraufhin sagte jene Mallorquinerin zu ihrer Schwiegermutter, dass sie sich in einer halben Stunde wieder bei ihr melden würde. Dann rief sie die Rezeption des Krankenhauses an und beschwerte sich und drohte mit einer Anzeige, wenn nicht augenblicklich dafür gesorgt würde, dass ihre Schwiegermutter eine angemessene Behandlung zuteil werden würde. Nach einer halben Stunde rief sie wieder bei ihrer Schwiegermutter an, und – oh Wunder oh Schreck- alles war in bester Ordnung.
Was lernt man daraus? In manchen Abteilungen wird nur gearbeitet, wenn mit Konsequenzen gedroht wird.
Ein anderer Fall: Ein Kind tritt versehentlich auf einen Seeigel. Dass das eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit ist, muss man nicht erwähnen. Um dem Kind Linderung zu verschaffen, fährt man natürlich sofort zum Arzt. Jener schaut sich das an, sagt dann, dass man die Stacheln nicht entfernen kann, da sie Widerhaken haben. verschreibt eine Salbe, und kassiert frechweg 200€! Als man mir das erzählte, war ich fassungslos ob soviel Dreistigkeit.
Ich glaube, ich hätte dem Arzt das Rezept zurückgeben, wäre in die nächst Apotheke gefahren und hätte mir die Salbe direkt geholt. Das ist bedeutend billiger. Außerdem habe ich festgestellt, dass die Angestellten in den Apotheken sehr kompetent sind und exzellent beraten. Außerdem empfehle ich, vorher zu fragen, was der Arzt für seinen Dienst abkassieren will. Selbstverständlich kann man die Stacheln entfernen. Vielleicht nicht alle, je nachdem wie tief sie sitzen. Aber das ist natürlich mit Arbeit verbunden und etwas langwierig. Nichts für jemanden, der nur Dollarzeichen in den Augen hat und die Touristen ausnehmen will wie eine Weihnachtsgans.
Zum Schluss noch eine Krankenhausgeschichte, die ich aus der Mallorca-Zeitung, Ausgabe 588 vom 11.8.11 entnommen habe:
Eine deutsche Journalistin brach sich beim Wandern das Bein. Sie konnte aber Dank ihres Handys Hilfe herbeirufen. Ein Hubschrauber brachte sie nach ca. 1,5bis 2 Stunden Suche ins Krankenhaus, in dem sie an einem Donnerstag Spätnachmittags eingeliefert wurde. So weit lief alles äußerst professionell und zufriedenstellend. Auch die Erstversorgung lief wie am Schnürchen und wurde bestens ausgeführt. Da jene Verletzte in Deutschland operiert werden wollte versprach die Ärztin ihr, dafür zu sorgen, dass sie ein Medikament bekäme, das den chronischen Defekt ihres Wasserhaushaltes ausgleichen sollte. Danach wurde sie in den Emergency Room geschoben. Ihr Mann hatte sich parallel mit dem ADAC in Barcelona in Verbindung gesetzt, um den Rücktransport zu organisieren. Es fehlte nur das Gespräch vom ADAC-Arzt zu Krankenhausarzt und sie hätte abgeholt werden können.
Hätte!
Dieser Notaufnahmeraum war zu zwei Seiten offen, denn dort war der Empfang der Notaufnahme. Tag und Nacht war ein Kommen und Gehen, gleichbedeutend mit Unruhe und reichlich Lärm. In dem Raum standen 10 Betten, auf jeder Seite 5. Belegt von Männern wie Frauen. Die Journalistin lag auf einer Pritsche. Niemand fühlte sich dafür verantwortlich, ob sie ein Kissen brauchte, oder das Kopfteil hochgestellt werden musste. Von so Kleinigkeiten wie Bettlaken glatt ziehen oder ähnliches wollen wir erst gar nicht sprechen. Auch gab es für sie weder was zu essen oder zu trinken, weil alle glaubten, sie würde operiert werden. Sie lag ja auf einer Pritsche, was bedeutete, sie würde irgendwo anders hin verlegt. Zum Glück hatte sie noch einen eigenen Wasservorrat. Sie bat immer wieder um etwas zu trinken und Essen, was ihr aber verwehrt wurde, da keiner Deutsch oder Englisch sprach und sie somit auch nicht klären konnte, dass sie überhaupt nicht operiert würde. Zum Schluss verlangte sie weinend einen Arzt, da diese wenigstens Englisch können. Gegen Mitternacht bekam sie dann etwas Wasser, allerdings nichts zu essen. Die einzige Nahrung an diesem Tag war ein Joghurt gewesen, das sie am morgen gegessen hatte.
Da die ganze Nacht hindurch ein wahnsinniger Lärm war, hausgemacht durch die Pfleger, war an Schlaf natürlich nicht zu denken. Am nächsten Morgen lernte sie einen jungen Engländer namens Jade kennen, der überfallen wurde. Ihm hatten die Täter eine Handinnenfläche zerschnitten und den kleine Finger der anderen Hand fast abgetrennt. Er wurde noch früher eingeliefert als jene Journalistin. Ein Filmteam drehte seine Geschichte. Dadurch waren tagelang immer wieder Reporter in der Notaufnahme. Eine Privatsphäre gab es nicht. Bettpfannen wurden rufend verteilt und eingesammelt, einige Patienten wurden gewaschen, Paravents verdeckten nicht mal das Nötigste. Zu den Essenszeiten wurden die Besucher eingelassen. Spanische Familienverbände rücken ein. Das Essen war grauenhaft.
Allerdings bekam der arme Jade nicht zu essen, da man ihm jeden Tag aufs Neue erzählte, er würde sofort operiert!
Freitags nachmittags durfte unsere Journalistin dann ihre harte Pritsche verlassen und bekam ein Bett. Allerdings war auf der Rückführungsfront noch nicht viel gelaufen, da es den ADAC-Ärzten nicht gelang, einen Arzt in der Notaufnahme ans Telefon zu bekommen. Erst nachdem sie weinte und schimpfte und einen Dolmetscher verlangte, regelte dieser das Problem schließlich. Auch in der zweite Nacht war an Schlaf nicht zu denken, da die Männer mit ihrem Schnarchen Wälder absägten und ein dementer Mann sich eine Geschichte erzählte.
Am Samstag bekam sie die Gelegenheit, eine kleine Katzenwäsche machen zu können. Auf das versprochene Medikament, das den Wasserhaushalt regeln sollte, wartete sie immer noch vergeblich. Sie hatte große Angst, dass die Beine anschwellen würden und die OP in Deutschland tagelang verschoben werden könnte. Wieder verlangte sie einen Dolmetscher, der dafür sorgte, dass sie es bekam.
Gegen Abend kam der nächste Demenzkranke, der für die nächste schlaflose Nacht sorgte.
Es folgte der Sonntag. Unser junger Engländer Jade hatte nun die Nase voll. Vier Tage ohne Essen ist ja letztendlich eine Unverschämtheit. Er zog sich an und wollte das Krankenhaus verlassen. Aber man hielt ihn zurück und kurze Zeit später wurde er tatsächlich zu seiner – für meine Begriffe – reichlich späten OP abgeholt. Die Journalistin wurde am Sonntag von einem Sanitäter abgeholt. Allerdings hielten es die Pfleger nicht für nötig, die Katheter von ihrem Arm zu entfernen.
Der Rücktransport lief reibungslos und sie konnte am Montag in Deutschland operiert werden.
In ihrem Schlusssatz schrieb sie, wenn sie an Son Espases ( so heißt das Krankenhaus) zurückdachte, hielte sie zwar den Ärzten und Pflegern zugute, dass sie völlig überlastet waren, weil das Klinikum total überlaufen war. Doch trotzdem müssen die Patienten respektiert und gut versorgt werden.
Ich finde, dass war schon ein ziemliches Horrorerlebnis, auf das man gut verzichten kann!
Ach, das Krankenhaus hat natürlich alles dementiert und gesagt, es sei unmöglich, dass so etwas passiert wäre!!
Naja,, das kann man dann ja mal unkommentiert lassen.
Aber – was lehrt uns das Ganze? Nie ohne Auslandsversicherung und Rückholversicherung einen Urlaub machen. Man weiß nie, was einem widerfahren kann.

September 27

Die Kunst des Autofahrens

Das Auto ist eines der wichtigsten Fortbewegungsmittel unserer heutigen Zeit.
Demzufolge ist es üblich, seinen Führerschein spätestens mit 18 in der Tasche zu haben.
Der Führerschein berechtigt den Besitzer, am Straßenverkehr teilzunehmen.
Der Besitz eines Führerscheins sagt aber leider nichts darüber aus, ob der Besitzer auch fähig ist, am Straßenverkehr teilzunehmen. Auch wenn er die Prüfung bestanden hat, bedeutet das im Grunde nicht viel. Der Besitzer weiß nun theoretisch wie es geht.
Dass es viele Möchtegern- Autofahrer gibt, hat schon so mancher feststellen müssen.
Man kann die Autofahrer eigentlich in unterschiedliche Kategorien einteilen.
Hauptkategorie: männlich und weiblich
Diese beiden muss man wiederum unterteilen in männlich jung und alt, sowie weiblich jung und alt.
Widmen wir uns zuerst der männlichen Kategorie: Die jungen Erwachsenen. Jene, die gerade im Besitz eines Führerscheines sind, sind eine äußerst gefährdete Spezies. Sie strotzen voller Selbstüberschätzung und meinen, das Autofahren erfunden zu haben. Ein Michael Schumacher ist im Vergleich zu ihnen ein blutiger Anfänger! -glauben sie. Lässig werden sämtliche Gefahren überspielt und das Auto tempomäßig stets an seine Grenzen gebracht. Auf diese Weise schafft es diese Spezies auch auf gerader Straße, sich um den nächsten Baum zu wickeln, da man bei dem hohen Tempo z.B. etwas den Seitenrand der Straße berührt hat, was das Auto dann dazu veranlasst hat, auszubrechen und sich am nächsten Baum festzuhalten. Das gleiche gilt für Kurven. Jedes Abbremsen ist ein Frevel. Der nächste Graben lässt grüßen.
Natürlich ist bei diesen – ich gebe zu es sind vielleicht nur 10% – Heißsporns der Alkoholkonsum auch kein Thema. Man fährt mit und ohne gleich gut – meinen sie!
Diese Selbstüberschätzung hat natürlich zu Folge, dass jene Raser häufig Kontakt mit Straßenbäumen, Gräben oder im schlimmsten Fall mit anderen Autos aufnehmen.

Diejenigen, die ganz ohne Einsicht bleiben, – leider gibt es immer welche davon – werden aus Rücksicht auf vernünftig fahrende Autofahrer vom Herrn über Leben und Tod für immer aus dem Verkehr gezogen.
Überlebende haben aber gute Aussichten, alt zu werden und fahren erfahrungsgemäß anschließend ganz passabel….. bis sie alt werden dann..
ja dann wird ganz langsam und unsicher gefahren.
Aber dazu komme ich später.
Die weiblichen Fahranfänger offenbaren einen ganz anderen Fahrstil. Sie wissen, dass sie noch nicht gut Autofahren können! Dieses bekommt jeder anderer Autofahrer sofort zu spüren. Sie fahren unsicher, langsam, bremsen in jeder noch so leichten Kurve ab und bringen die anderen Autofahrer zu Verzweifelung.
Das Gaspedal ist bei jenem Fahranfänger ein gefürchtetes Teil. Es entsprechend zu nutzen
versetzt die Fahrerin in Angstzustände, sodass es nur schüchtern mit dem Fuß angetippt wird. Die Folge davon ist, dass man, fährt man hinterher, oft das Bedürfnis hat, aus seinem Auto auszusteigen und das vordere Auto anzuschieben!
Diese Kriecher am frühen Morgen, wenn alle es eilig haben und zur Arbeit wollen, leben äußerst gefährlich. Sie werden verflucht, wenn Blicke töten könnten, wären sie schon ausgerottet und werden natürlich bei der nächst möglichen Überholchance überholt – oft begleitet mit dem Wunsch, sofort den Führerschein einzuziehen.
Allerdings gehören sie auf keinen Fall zu denjenigen, die schwere Unfälle verursachen. Obwohl man auch hier nicht ganz ausschließen kann, dass durch diese Fahrweise nicht doch ein anderer genervter Autofahrer riskant überholt und dadurch einen Unfall verursacht.
Im großen Ganzen beschränkt es sich bei ihnen jedoch eher auf kleine Bagatellschäden, wie Spiegel abfahren, oder beim Rückwärtsfahren andere Autos rammen.
Das räumliche Vorstellungsvermögen ist extrem schlecht ausgeprägt. Da wird schon mal in Panik geraten, wenn es heißt: Fahr mal vorwärts in die Parklücke! In der Fahrschule hat man schließlich nur gelernt, rückwärts einzuparken – aber vorwärts?!?
Abgesehen davon, das Rückwärtsfahren und an steilen Straßen anfahren auch nicht wirklich zu den Stärken der Fahranfänger gehört.
Mit den Jahren gelangen aber die meisten weiblichen Fahranfänger zu einer ganz passablen Fahrweise.
Nun kommen wir zu den älteren Autofahrern. Mit älter meine ich jene ab 70 Jahren und aufwärts.
Wie man weiß, lässt die Reaktion im Alter nach. Das ist auch unabhängig vom Geschlecht.
In diesem Fall kann man weibliche und männliche Senioren zusammenfassen.
Die Einsicht, dass im Alter das Führen eines Fahrzeuges sich wieder zurückentwickelt wie zu Fahranfängerzeiten, wird selbstverständlich nicht so von den Senioren gesehen.
Die Aussage: Ich fahre schon 50 Jahre unfallfrei ist sicherlich nicht verkehrt, aber trotzdem lässt die Sicherheit am Steuer nach, was dazu führt, dass das Gaspedal geschont, ja fast panikhaft gemieden wird! Man könnte fast meinen, sie müssten für jedes Betätigen des Gaspedals 10 Euro zahlen.
Wenn jene mit konstanten 50 km/h in der Stadt (wo häufig 30 km vorgeschrieben ist) sowie außerhalb fahren (wo mindesten 70 km erlaubt ist), das ganze dann auch noch schön am Mittelstreifen entlang, kommt zu Recht bei den anderen Verkehrsteilnehmern Frust auf.
Das Ausparken geschieht oft nur nach Gefühl und Gehör( falls noch ausreichend Hörvermögen vorhanden) Geht es vorne nicht weiter, muss wohl ein Hindernis sein, dasselbe gilt für das Rückwärtsfahren. Leider ist es das Auto eines anderen, das so rüpelhaft angefahren wird. Aber ganz genau bekommen jene Bruchpiloten das gar nicht mehr mit! Diese Weise des Ausparkens ist oft im Ausland, vorzugsweise in den südlichen Regionen zu beobachten.
Allerdings muss ich hier darauf hinweisen, dass diese Art und Weise des Ausparken oder auch des Einparkens nicht nur von den ältern Herrschaften praktiziert wird!
Verblüfft konnte ich einst beobachten, wie ein Autofahrer (es war auf Mallorca) sein Auto einparkte, und dabei gleich dreimal den Baum, der hinter dem Auto stand, rammte. Ich dachte sofort, na, bestimmt ist das eine Frau! Doch weit gefehlt: es war ein junger Mann von ca. Mitte 20!! Als er ausstieg und sah, dass ich mit dem Kopf schüttelte über soviel Dummheit, zuckte er gleichgültig mit den Schultern und warf nur einen flüchtigen Blick auf seine malträtiere Stossstange
Die Unfähigkeit mancher Autofahrer zum Führen eines Fahrzeuges erkennt man sofort, wenn schon 20 Meter vor der nächsten Kurve die Geschwindigkeit um die Hälfte mit Hilfe der Bremse verringert wird. ( Motorbremse ist natürlich völlig unbekannt- in diesem Fall aber auch unnötig) Anschließend wird dann mit ca 20 bis 30 km/h bremsend in die Kurve hineingefahren. Das bei einer derartigen Fahrweise selbst der friedlichste Autofahrer zur wilden Bestie wird, ist durchaus nachvollziehbar.
Bis jene dann wieder ihre übliche Geschwindigkeit erreicht haben, ist schon die nächste Kurve in Sicht, und das Spiel geht von vorne los.
Das Leben könnte ja so schön sein ……………..!!

Sicherlich gibt es Senioren, die für sich festgestellt haben, dass es besser sei, nicht mehr Auto zu fahren. Leider sind jene nicht in der Mehrheit. Die meisten haben Angst, oft auch zu Recht, ein Stück Unabhängigkeit zu verlieren. Doch täuscht das nicht darüber hinweg, dass die Fähigkeiten zum Führen eines Fahrzeugs nicht mehr vorhanden sind!

Oktober 21

Das schwere Los der Post, Brief oder Zeitschriftenverteiler

Der Leser wundert sich jetzt vielleicht über diese Überschrift, aber ich werde hier kurz schildern, warum diejenigen, die Zeitschriften, Post oder ähnliches zu verteilen haben, es mitunter nicht besonders leicht haben.
Ausgerüstet mit dem zu verteilenden Material begibt sich der Verteiler an die Arbeit. Jedes Haus wird angesteuert, um die Postkästen zu füllen. Während Gott lob die neueren Postkästen größtenteils gut sichtbar und leicht zu befüllen sind, neigen ihre älteren Vorgänger dazu, dem Verteiler unfreiwillige, sportliche Verrenkungen machen zu lassen. Dies wird bisweilen von den Hausbesitzern noch gesteigert, indem zum Beispiel der Briefkastenschlitz sich 1. ganz unten in der Tür befindet. (Okay, da kann der Besitzer nichts für. Das ist Sache des genialen Türdesigners. Ihn hätte man vielleicht ein halbjähriges Praktikum als Postbote auferlegen sollen, dann wären solche Briefschlitze nie erfunden worden!) 2. stellt der Hausbesitzer einen riesigen Blumentopf direkt davor, sodass es für einen Postboten kaum möglich ist, seine Post ordentlich in den Schlitz zu stecken. Allerdings ist er verpflichtet, die Post so in den Briefkasten zu verstauen, dass sie nicht mehr zu sehen ist. Die erste akrobatische Übung am frühen Morgen ist gesichert – denn der Zeitungsbote war schon da und der Schlitz ist schon ausgefüllt.
Es gibt auch Postkästen, deren Existenz nur Eingeweihte bekannt sind. Da hat sich der Architekt dermaßen ausgetobt, dass für harmlose Verteiler das Rätselraten über den Aufenthaltsort beginnt. Allerdings kann da nur der Besitzer, als Insider, Aufklärungsarbeit leisten.
Beginnt man nun zum Beispiel als Zeitschriftenverteiler seine Arbeit, ist es interessant zu beobachten, wie manche Leute begierig darauf warten, ihren Postkasten zu entleeren, um die neu erworbene Sache zu lesen. Kaum hat man die Zeitschrift eingesteckt, hört man es hinter sich schon klappern. Ebenso erfährt man rasch, wer Haustiere hält. Wütende Hunde, die hinter verschlossenen Türen den Briefschlitz samt Inhalt ankläffen. Eventuell auch schon herauszerren (Ich vermute, allerdings ohne Erlaubnis des Herrchens) Einige öffnen gleich schon die Tür und nehmen die Zeitschrift(oder Post) direkt in Empfang – für jeden Verteiler die optimale Bedingung!
Witzig ist auch, wenn jemand unbedingt die Zeitschrift sofort haben will, aber nicht möchte, dass der Verteiler es mitbekommt. Das geht dann so: Zeitschrift im Postkasten, Verteiler dreht sich um und geht weg, hört aber folgende Geräusche hinter sich: leises Klappern des Briefkastendeckels. Er dreht sich um und glaubt, die Zeitschrift ist herausgefallen. Aber nein, sie steckt noch. Naja, vielleicht war es der Wind. Man dreht sich um geht einen Schritt und hört wieder ein leises Klappern und Rascheln. Eine Maus? Wieder geht der Blick zum Briefkasten, der wie erstarrt ruhig und unschuldig die Zeitschrift festhält. Lächelnd erkennt nun der Verteiler den Schatten im inneren des Hauses und entfernt sich. Hinter sich hört er bald das bekannte Klack und die Zeitschrift hat endlich den Empfänger erreicht.
Nun erreicht der Verteiler ein Haus, vor dem ein Hund, getarnt als Bettvorleger, liegt. Freundlich aber bestimmt wird jener Hund angesprochen. „ Na, musst du aufpassen?“ Der Hund schaut den Verteiler mit großen Augen an und räumt sofort die Treppe, als wolle er sagen: „Hey, ich mach dir Platz, aber tu mir nichts.“ Man wirft die Zeitschrift ein und hört aus dem inneren des Hauses eilende Schritte und den Ruf: „der Hund tut nichts“. Inzwischen wagte der Hund mit bettelnden Augen einige Schritte auf den Verteiler zu, um Streicheleinheiten zu bekommen. Natürlich erhielt er sie auch. Inzwischen kam die Hundebesitzerin aus dem Haus, im Glauben, der Verteiler hätte Angst vor dem Hund. Sie wurde aber beruhigt. Der Verteiler dachte nur bei sich:“ na, wer hier wohl vor wem Angst hat.“
Beim nächsten Haus werkelt der Besitzer im Garten und ist außerdem recht redselig. „ Ach, ist es schon wieder so weit, dass es die Zeitschrift gibt? „ Stirnrunzelnd wird man anschließend angeschaut und gefragt: „Sie sind aber nicht von hier, oder?“ „ Doch“ antwortet man und weist darauf hin, dass man eigentlich schon sein ganzes Leben hier im Dorf wohnt.“ Seine Antwort: „ Das ist aber komisch, ich habe Sie ja noch nie gesehen“ Man denkt nur, „ naja, bei 16 Tausend Einwohner kann das schon mal passieren.“ Lächelt aber nur und verabschiedet sich dann freundlich und setzt seine Arbeit fort. (Anmerkung: Das war ein Mann, keine Frau! Also, nicht nur Frauen sind neugierig!)
Abschließend noch ein paar Bemerkungen zu den Häusern. Auch hier gibt es wie bei den Postkästen große Unterschiede. Von gepflegten Mietshäusern bis zu – naja, Mietshäusern. Von äußerst gepflegten Eigenheimen mit hübschen, teilweise beeindruckenden Vorgärten zu Eigenheimen mit Vorgärten. Und hier und da ein Haus, bei dem man erst den Nachbarn fragen muss, ob es bewohnt oder bald abgerissen wird

Oktober 12

Das Arbeitsamt und seine Tücken

Was versteht der Mensch unter dem Wort Arbeitsamt. Eine einfache Frage, doch sie ist sehr schwer zu beantworten.
Nimmt man das Wort auseinander so hat man 2 Wörter: Arbeit und Amt. Es ist also ein Amt für Arbeit. – Glaubt man! Das Wort Arbeit beinhaltet, das dort gearbeitet wird – denkt man! Das Wort Amt soll aussagen, dass dort etwas verwaltet wird – fürchtet man!
Es ist jedoch ein großer Fehler aus dem Wort Arbeitsamt zu schließen, dass dies irgendetwas mit Arbeit zu tun hat. Schon gar nicht ist dieses Amt dafür zuständig, irgendjemanden, der nicht in diesem Amt arbeitet, Arbeit zu beschaffen. Dies ist ein Märchen aus vergangenen Tagen.
Irgendwann erkannten diese auch die Politiker, die dann die geniale – und teure – Idee hatten, das Arbeitsamt umzutaufen in: Agentur für Arbeit. Neuer Name – neues Glück? Nun ja, für die Beamten dieser Agentur hat sich nicht geändert – oder doch? Agentur? Dies Wort beinhaltet eigentlich, dass eine Sache vermittelt wird. Also sollte Arbeit vermittelt werden. Denkt man! Oder hofft man – oder fürchten einige. Doch ganz ruhig. Es wurde ja nur der Name geändert, nicht die Arbeitsweise. Obwohl man nicht ernsthaft von Arbeit sprechen kann, wenn es um jene Staatsdiener geht. Eher sollte man es als Beschäftigungstherapie bezeichnen – für diejenigen die in dieser Agentur arbeiten – selbstredend.
Damit den Staatsdienern nicht die Tätigkeit ausgeht, beschlossen die Politiker, dass jeder Arbeitnehmer, der eventuell arbeitssuchend sein wird, sich 3 Monate vorher bei der Agentur für Arbeit melden muss – sagen wir mal, er hat einen befristeten Arbeitsvertrag, der vielleicht nicht verlängert wird –Dies ist in der heutigen Zeit ja leider bei vielen Firmen Gang und Gebe. Natürlich versucht jeder fleißige Bundesbürger in solch einer Situation sich umgehend um neue Arbeit, häufig auch mit Erfolg, zu kümmern.
Doch nichts desto trotz, sollte die Aussicht bestehen, arbeitslos zu werden, muss man sich 3 Monate vorher melden, um Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben. In 3 Monaten kann viel passieren – im Leben – nicht bei der Agentur! Es ist keine Binsenweisheit wenn man sagt: die Mühlen der Beamten mahlen langsam. Manchmal mahlen sie auch gar nicht. Wahrscheinlich deswegen 3 Monate vorher. Aber gut, hier ein Tatsachenbericht:
Man meldet sich also bei der Agentur, um sich einen Termin für ein Gespräch geben zu lassen. Leider gerät man beim ersten Anruf an eine Dame, die wohl ein schlechtes Wochenende hinter sich hatte – oder sie hatte noch keine Lust auf einen Montag irgendeine Tätigkeit auszuüben, sei es auch nur, um einen Termin zu vergeben. Ihre lapidare und unverschämte Antwort auf die Bitte um einen Termin war einfach: Sie müssen persönlich vorbei kommen!
So eine Antwort ist schon eine ziemliche Frechheit, schließlich steht der Anrufer noch in einem Arbeitsverhältnis und müsste sich extra Urlaub nehmen, um sich einen Termin zu holen. Doch man darf in solchen Fällen nicht aufgeben. Diese Aussage stumpf ignorieren und einfach noch einmal anrufen. Man landet nämlich bei einem Callcenter und darum kann man sich darauf verlassen, immer eine andere Person am Telefon zu haben. Beim nächsten Anruf sprach man mit einer Dame, die sich schon aufs Arbeiten eingestellt hatte und man bekam sofort telefonisch einen Termin.
Geht doch! Und nicht nur dass. Auch einen ganzen Wust von Fragebögen wurde zugeschickt. Seufzend versuchte man die Fragen zu beantworten. Auch die Firma war gefragt. Ja, die Agentur für Arbeit weiß alle zu beschäftigen. Es bringt zwar kein Geld, aber man ist beschäftigt. Nur so etwas braucht man nicht unbedingt! Okay, ausgefüllt und schnell zurückgesandt. Man will ja keine Zeit verschwenden. Eine Woche später bekommt man jedoch die Fragebögen zurück. Es wurde nicht alles korrekt ausgefüllt. Stirnrunzelnd schaut man sich das Werk an. Die Firma hat einen Fehler gemacht und man selbst auch. Noch ein paar Kreuzchen mehr und wieder zurückschicken. Kein Thema. Eine Woche später – na wer errät es? Die Unterlagen kommen zurück. Jetzt fehlt angeblich die Lohnsteuerkarte. Sie war allerdings bei der ersten Absendung dabei. Muss wohl beim ständigen hin und her schicken in der Agentur abhanden gekommen sein. Kopfschüttelnd kopiert man sie noch mal und fügt sie zum zweiten Mal hinzu. Hierzu eine Anmerkung. Auf keinen Fall Originale zum Arbeitsamt senden. Der Schwund ist zu groß!! Und wieder geht der Brief samt Unterlagen auf Reisen. Die Post freut sich. Ob die Agentur wohl einen Vertrag mit ihr hat? Wir subventionieren euch auf Kosten der Bürger? (Das Porto der Briefe vom Arbeitsamt zahlt ja sowieso der Steuerzahler) Eine Woche später – ja genau! Die Unterlagen sind wieder da. Nun glaubt man so langsam, man ist in der Sendung „ Verstehen Sie Spaß“ gelandet. Ungläubig liest man, man hat nicht angekreuzt, in welcher Steuerklasse man ist. Es ist nicht zu glauben. Trotz beigefügter Steuerkarte sind die Leute nicht in der Lage, zu erfassen, dass man das einfach ablesen kann. Liebe Bürger – hier werden Steuergelder vom Feinsten vergeudet. Man macht noch ein Kreuzchen und wieder wird der Brief zu den unfähigen Staatsdienern geschickt. Eine Woche später – na, was passiert? Ja genau, die Unterlagen sind wieder da! Man ist fassungslos. Nun glaubt man wirklich, man ist einer Posse aufgesessen. Die Begründung ist einfach unglaublich: Die Unterlagen wurden eine Woche zu früh zugesandt! Man darf die Unterlagen erst 4 Wochen vorher einreichen. Es waren jedoch 5 Wochen. Ja, arbeiten denn dort nur Irre??
Eine Woche später werden die Unterlagen in dem Postkasten der Agentur eingeworfen, in der Hoffnung, dass sie endlich dort bleiben und irgendeiner sich angesprochen fühlt, sie zu bearbeiten. Nach diesem Erlebnis ist die Spannung auf das Gespräch beim Arbeitsamt groß. Doch die junge Dame war zur Abwechslung recht kompetent und konnte gute Informationen weitergeben. Offensichtlich befinden sich bei der Agentur unter den vielen Nieten auch einige Gewinne. Allerdings war auch diese Dame nicht in der Lage, irgendwelche Adressen von Firmen weiterzugeben, die jemanden suchten. (Aber das wäre vielleicht auch zu viel verlangt)
Das Glück war jedoch dem Arbeitssuchenden in diesem Fall hold, denn man fand rechtzeitig sogar vor dem Auslaufen des befristeten Vertrages eine neue Arbeitsstelle. ( Jedoch ohne Mithilfe der Agentur)
Gewissenhaft meldete man dies telefonisch sowie per Email der Agentur. Allerdings stellte man fest, dass dies genauso kompliziert war, wie die Formulare auszufüllen. In diesem Fall wurde diese Information schlicht und ergreifend von der Agentur ignoriert. Irgendwann bekam man nämlich einen Brief, der darauf hinwies, dass man sich nicht rechtzeitig bei der Agentur gemeldet hat, und nun kein Anspruch auf Arbeitslosengeld habe. Zu diesem Zeitpunkt war man schon einen Monat bei der neuen Firma beschäftigt! Dieser Verein ist offensichtlich so mit sich selbst beschäftigt, dass überhaupt nicht gemerkt wird, wenn Veränderungen eintreten. (Wahrscheinlich bearbeitet eine Gruppe die Vornamen und die andere die Nachnamen, eine dritte Gruppe fügt sie dann irgendwie zusammen.) Man gewinnt den Eindruck, dass dort nur nebeneinander, aber auf keinen Fall miteinander gearbeitet wird. Es wurde wieder eine Email gesandt – zugegeben nicht unbedingt freundlich und mit Hinweis, falls noch ein Brief kommen sollte, die nächste Antwort als Leserbrief in der Tagespresse zu lesen sei. Dies wurde tatsächlich verstanden, offensichtlich bearbeitet und von da an ward Ruhe.
Aber ich bin mir sicher – das nächste Opfer zappelt schon hilflos zwischen den bürokratischen Klauen und sehnt sich nach Rettung.

September 25

Politiker, oder die Gefahr aus der Parallelwelt

Politiker oder die Gefahr aus der Parallelewelt

Zu jener Zeit, als die Menschheit sich entwickelte, bildete sich eine ganz besondere Spezi. Sie trug verschiedene Namen. Müßig sie hier aufzuzählen. Allerdings haben sie sich bis in die heutige Zeit von ihrem Charakter, von ihrer Machtbesessenheit und den Drang ihre Ziele zu erreichen, egal wie, noch nicht wesentlich verändert.
Die Mehrheit dieser Spezi ist besessen davon, sich für die Ewigkeit in die Köpfe der Menschen festzusetzen. So makaber es bei manchen dieser Art auch ist, sie haben es geschafft. Je grausamer sie agierten, desto sicherer ist ihnen ein Platz in die Geschichtsbücher.
Bis heute hat sich eigentlich an den Gebaren jener Leute nicht viel geändert. Sie sind mehrheitlich nicht mehr so offensichtlich grausam, jedoch ihre Ziele verfolgen sie nach wie vor ohne Rücksicht auf Verluste.
Sehen wir uns jene Spezies, auch Politiker genannt, genauer an, so stellen wir fest, dass sich lediglich die Art und Weise verändert hat, wie sie am besten ihr Ziel erreichen.
Blicken wir mal auf unser deutschen sogenannten Volksvertreter.
Wie schafft man es, sich so in Szene zu setzen, dass man in aller Munde ist und dabei noch etwas erreicht?
Wie kann man so dreist lügen, ohne rot zu werden, und zudem dabei noch so überzeugend klingen. Wie bringt man es fertig, stundenlang sinnfreie Reden zu halten, aber so zu tun, als hätte man damit gerade die Welt gerettet. Wie bereichert man sich, versorgt sich und seine Nachkommen nachhaltig ohne dabei aufzufallen? Wie lebt man sich auf Kosten anderer aus?
Hier stellt sich unweigerlich die Frage: sind das denn echte Menschen? Ich würde sagen: jein.
Geboren auf der Erde, verließen jene Zeitgenossen eines Tages unsere Welt und tauchten in eine Parallelwelt ein, nennen wir sie mal Almazmi, indem andere Werte vermittelt werden.
Man stelle sich diese Welt vor wie ein großes Trainings- und Ausbildungslager. Unterschiedliche Regionen stehen für unterschiedliche Ausbildungsziele. Entschwindet nun ein zukünftiger Politiker in diese Welt, muss er sämtliche Regionen durchwandern, um sein Wissen zu bereichern. Man stelle sich das vielleicht so vor, wie früher, als die Handwerker auf die Walz gingen um Erfahrungen zu sammeln. Sie werden fit gemacht, um anschließend dem Bürger das Blaue vom Himmel zu lügen, Versprechungen zu machen, die nicht eingehalten werden. Es wird geübt, tief in die Taschen der Bürger zu greifen, um ihnen dann überzeugend darzulegen, dass das absolut notwendig war. Das erhaltene Geld wird dann für Dinge ausgegeben, die dem Politiker ( nicht dem Bürger!) am Herzen liegen. Mit dem Geld der Bürger lassen sich wunderbar alle Wünsche erfüllen. Ein geschickter Politiker schafft es sogar, dem Bürger davon zu überzeugen, das e r das auch genau so wollte. Natürlich gehört dazu viel Übung. Darum müssen die neuzeitlichen Blutsauger lange Jahre auf Almazmi verbringen. Allerdings hüpfen sie ständig zwischen Erde und Almazmi hin und her, um das Erlernte zu praktizieren. Für die Bürger erscheinen diese Praktikas dann als Wiederwahl der entsprechenden Person. Das wichtigste, was diese Raubritter der Gegenwart beherrschen müssen, ist, ihre Fehler anderen anzukreiden und, sollte das nicht klappen, einen Vergessenheitszauber über die Bürger zu legen. Allerdings ist das nicht oft nötig, da die Bürger mit so vielen Ideen konfrontiert werden, dass sie, völlig überfordert, abschalten und von selbst nicht mehr alles registrieren, was die Politiker aushecken. Natürlich ist das genauso gewollt. Ein wichtiges Motto jener Politiker ist: fange viele Themen an, lasse das Ende offen und versuche soviel Verwirrung wie möglich zu stiften. Dann ist die Gelegenheit, an das Geld der Bürger zu kommen am größten. Stöhnt der Bürger über die hohe Abgabenlast, werden, um keinen Aufstand zu riskieren, Versprechungen gemacht, ( man denke an die Pendlerpauschale) die natürlich nicht eingehalten werden. Das erste, was die Politiker auf Almazmi lernen ist nämlich, Versprechungen zu  machen. Die Erfahrung hat gelehrt, dass sie schnell vergessen werden. Das liegt allerdings daran, dass die Politiker in ihrer Schaffensphase so viele Versprechen machen, dass der Normalsterbliche sie sich beim besten Willen nicht alle merken kann.
Sie nicken verständnisvoll, wenn der Bürger über hohe Benzinkosten stöhnt. Abhilfe zu schaffen hieße aber gleichzeitig, auf Einnahmen zu verzichten. Auch wenn der Bürger weiß, dass der Großteil des Benzinpreises Steuern sind, wird ihm klar gemacht, dass der hohe Preis eine Folge der erheblichen Nachfrage auf dem Weltmarkt ist. Es wird Anteilnahme geheuchelt, freut sich aber über die sprudelnden Einnahmen. Entsteigt entspannt aus einem Spritfresser und bedauert dann in einem Interview, dass der Bürger das Autofahren kaum noch finanzieren kann.
Die Sorgen und Nöten der Bürger sind ja nun wirklich nicht die Probleme der Politiker. Sie müssen sich um wichtigere Dinge kümmern. Da wäre zum Beispiel der Ausbau ihrer Macht. Das ist ein wichtiges Kriterium, um bestehen zu können. Bei geschickter Anwendung kann man sehr lange durchhalten. Dies funktioniert sogar in einer Demokratie. Ein Politiker hat es immerhin auf 16 Jahre gebracht. Kinder, die in dieser Zeit groß geworden sind, kannten nur einen Kanzler. Das war schon fast gleichzusetzen mit einem König, denn den wird man auch nicht wieder los. Für dessen Luxus zahlen die Bürger bis an ihr Lebensende. Diesen Bürgern wurde allerdings eine Gehirnwäsche unterzogen, sodass sie der Ansicht sind, gerne dafür zu bezahlen.
Obwohl, im Grunde genommen zahlen alle Bürger für jeden Politiker, egal ob er gut oder schlecht, ob er gerade an der Regierung oder in der Opposition ist. Zwar hat Deutschland keinen König mitsamt seinen Hofstaat. Aber man sollte nicht den Bundespräsidenten vergessen. In Wahrheit erfüllt er denselben Zweck wie ein König. Er hat nichts zu sagen, muss nur gut lächeln können, ab und zu eine Rede ( die er hat schreiben lassen) halten. Dafür darf der Bürger sein schwer verdientes Geld abgeben damit jener Mann ein standesgemäßes Leben führen kann.
Es wurmt den Politiker jedoch, dass es immer noch Leute gibt, die zuviel Geld haben. Sie zerbrechen sich den Kopf, wie sie daran kommen können. An Ideen fehlt es natürlich nicht. Das Wort Reichensteuer klingt dabei wie Musik in den Ohren jener raffgierigen Leute. Um auch wirklich soviel wie möglich abzukassieren, muss hierbei die Einkommensgrenze so niedrig gesetzt werden, dass soviel Bürger wie möglich darunter fallen.
Diejenigen, die dann unter dieser Grenze liegen, wird auf einer anderen Art und Weise das Geld aus der Tasche gezogen.
Man erhöht zum Beispiel die Abgabe für die Krankenkasse bei gleichzeitiger Leistungsminderung. Bei dieser Maßnahme wird dem Politiker ganz warm ums Herz. Schließlich betrifft es ihn überhaupt nicht. Er ist bestens privatversichert, finanziert durch die Bürger. Er kann immer auf die beste und neueste Behandlung bauen. Das ist ganz nach seinem Geschmack.
Man setzt den Sparerfreibetrag herunter, erfindet eine einheitliche Abgabe von 25% plus Soli und Kirchensteuer. Als nächstes wird der Freibetrag dann ganz abgeschafft, vielleicht als Ausgleich dafür die Abgabe noch etwas erhöht – alles zum Wohle des gebeutelten Steuerzahlers. So hat man dann irgendwann endlich ungehinderten Zugriff auf das mühsam Ersparte des Bürgers. Man macht ihm klar, dass nur so der Schuldenberg getilgt werden kann. ( Den der Politiker durch seine ungezügelte Geldverschwendung selbst geschafft hat) Dass jeder Bürger eine soziale Verantwortung trägt, und eben seinen Beitrag leisten muss. Mit diesem Geld kann der Politiker wieder seine Träume realisieren. Auch wenn es ab und zu sinnfrei ist, was er mit dem Geld macht. Als Beispiel sei hier einige sinnlos in die Landschaft gesetzten Brücken genannt. Oder eine Teststrecke für einen Transrapid, der aber niemals in Deutschland fahren wird. Aber ab und zu will ja ein Politiker auch mal mit der Eisenbahn spielen. Und noch schöner ist es, wenn man sich sogar hineinsetzen kann und einfach nur so auf Kosten der Steuerzahler seine Runden drehen kann. So findet Weihnachten für jene Phantasten fast jeden Tag statt.

Geld ist aber nicht das einzige, was für unsere Politiker wichtig ist. Auch das Ansehen in der Welt ist von großer Bedeutung. Man ist ehrgeizig, gibt es irgendwelche Vorgaben aus Brüssel, so werden sie zu 200 % umgesetzt. Typisch deutsch.
Das große Thema, das die Welt beherrscht ist zur Zeit der Klimawandel. Gut, es ist vielleicht ein wenig übertrieben, zu sagen, die Welt. Es sind mehr die Industrienationen, die sich Gedanken machen. Die ärmeren Länder der Welt haben andere Sorgen. Dazu gehört auch die USA, die sich einen Dreck um die Umwelt schert. Gut, verständlich bei einem Präsidenten, der völlig hirnfrei auf die Welt gekommen ist. Diejenigen, die ihn gewählt haben, erlitten wahrscheinlich dasselbe Schicksal bei der Geburt.
Kommen wir aber wieder nach Deutschland. Thema Klimawandel. Hier können sich unsere sogenannten Volksvertreter richtig austoben. ( Selbstverständlich auf Kosten der Bürger, damit auch von vorne herein klar ist, wer die Ideen bezahlen muss)
Irgendwo in Deutschland kamen die Kommunalpolitiker auf die Idee, jeder, der ein Eigenheim bauen will, muss dies absolut umweltverträglich machen. Super! Leider sind Sonnenkollektoren und Fotovoltaik und sämtliche anderen umweltschonenden Produkte extrem teuer, da sie bis heute noch keine Massenwaren sind. Wen interessiert es? Jene Politiker bestimmt nicht, sie profilieren sich nur und brüsten sich ob ihrer super ökologischen Ideen, die selbstverständlich sofort Vorschrift geworden sind.
Ja, mit dem Gesetz und Vorschriften haben die Politiker ein Instrument entdeckt, das ihnen Tür und Tor öffnet. Will man etwas erreichen oder verhindern, schafft man ein entsprechendes Gesetz. ( Aktuelles Beispiel Italien und Berlusconi, der sich erst einmal Immunität verschaffte, damit er nicht strafrechtlich verfolgt werden kann- absolut genial!)
Die nächste Vorschrift, die dem Bürger das Geld aus der Tasche zieht, ist der Wunsch nach sauberer Luft in den Städten. Also muss eine Plakette her, die nur neueren Autos erlaubt, in die Städte zu fahren.
Die Erfindung des Plakettenzwang für die Autos hat natürlich einen weitaus tieferen Sinn. Die Plaketten sind ja noch relativ preiswert. Allerdings will man nicht damit Geld verdienen, sondern man erweist der Autoindustrie einen Bärendienst, denn kein einziges altes Auto bekommt diese Plakette. Was müssen also Besitzer alter Autos machen? Richtig, ein neues Auto kaufen! Oder auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen. Mit diesen Problemen setzt sich der Politiker natürlich auch nicht auseinander. Er hat immer das neuste und beste Automodell, bezahlt vom Bürger.
Sicherlich ist es sinnvoll, saubere Luft zu bekommen. Nur sind es wirklich die Autos, die die Luft verschmutzen? Sind nicht andere Faktoren wesentlich gewichtiger. Die Industrie, die vielen Flugzeuge, das Militär und die Kühe um nur die wichtigsten Sünder aufzuzählen. Um die Luft sauber zu bekommen, müsste man auf alles verzichten. Wir können ja wieder zurückkehren in die Prähistorische Zeit. Dort gab es mit Sicherheit saubere Luft. Aber keine Technik, keine Computer, kein Wohlstand, einfach nichts, außer saubere Luft und ein Überlebenskampf der Menschen. Super Alternative. Peking macht es derzeit vor. Um saubere Luft für die Olympiade zu bekommen, wird alles stillgelegt. Industrie, Autos, einfach alles. Wohin das führt brauche ich wohl nicht näher zu erläutern.
Ich denke, ich werde das Thema Politiker hiermit abschließen. Einen Pluspunkt bekommen sie von mir. Manchmal haben sie tatsächlich Ideen, die den Bürgern helfen. Sie sind zwar recht selten, kommen aber doch hin und wieder vor. Besonders jene, die noch nicht ganz „oben“ sind, geben sich noch richtige Mühe, die Gunst der Wähler zu bekommen. Allerdings, wenn sie dann „oben“ mitmischen, entschwinden sie leider auf Almazmi. Damit jetzt niemand denkt, das Wort Almazmi entspränge meiner Phantasie sei gesagt, es ist nur die Abkürzung für: Alle Macht zu mir 

September 9

Strandurlaub, immer wieder ein Erlebnis

Der Urlaub ist bekanntlich die schönste Zeit im Jahr. Ich persönlich liebe den Strand, das Meer, und die Berge im Hintergrund (allerdings nur zum Anschauen, alles andere artet nur in Anstrengung und Arbeit aus.) Bleiben wir lieber am Strand von Mallorca, der beliebten Ferieninsel der Deutschen. Dort kann man sich faul auf seine Decke legen oder auf die so genannten hamacas, zu Deutsch Liegestühle. Selbstverständlich sind jene völlig überteuert. Aber es ist ja Urlaub, man gönnt sich ja sonst nichts. (Gönnen wir mal unser schwerverdientes Geld dem Verleiher) (Ich schränke hier jedoch ein: ich gönne mir mein Geld lieber selbst) Aber es gibt viele Urlauber, die bevorzugen jene hamacas, um gemütlich liegend den Urlaub zu genießen und nebenbei seine Umgebung zu beobachten.

Menschen zu beobachten ist eine Wissenschenschaft für sich. Nicht nur das, es ist auch äußerst unterhaltsam. So kann man Männer bewundert, die ihre eigene Brauerei direkt im Bauch mit sich tragen. Jedes Bierfass würde bei dem Anblick sofort Minderwertigkeitskomplexe bekommen und seine Brauerei verklagen.
Das Pendant dazu sind die bikinitragenden Damen, die ihre Hände stolz in die gutgepolsterten Hüfte rammen, um so ihren Bauch zur Geltung zu bringen. Es ist dann oftmals auf dem ersten Blick schwer zu erkennen: sind die Damen schwanger oder sind die überflüssigen Kilos eine Notreserve für schlechte Zeiten. Ein Blick ins Gesicht bringt dann jedoch schnell Klarheit: In den nächsten Jahren ist definitiv nicht mit einem Babyboom zu rechnen.

Ich beschreibe nur meine wahren und erlebten Beobachtungen. Hierbei raffe ich sie der Einfachheit halber zu einem Tag zusammen.
Fangen wir mit dem frühen Morgen an: Der Tag ist jung, man hat sich gerade im Meer erfrischt und ausgiebig geschwommen.
Erschöpft legt man sich bequem hin und blickt ziellos über den Strand. Dabei fällt der Blick auf eine Dame, die auf ihrem Handtuch liegend in ihrem Buch liest.
Plötzlich stößt sie einen Schreckensschrei aus. Sofort wird nach dem Grund geforscht. Eine mittelgroße Krabbe wandert seelenruhig direkt vor ihren Augen vorbei, nichts Böses ahnend. Warum auch, der Strand ist schließlich für alle da! Natürlich ist das Gelächter der Einheimischen groß und die Krabbe hat die Sympathien auf ihrer Seite. Ein mallorquinischer Rentner erbarmt sich schließlich und hebt die Krabbe hoch, um zu demonstrieren, dass sie völlig harmlos sei. Er reicht der inzwischen aufgestandenen Leserin die Krabbe. Sie lehnt jedoch dankend ab. Lieber lecker auf dem Teller angerichtet, aber doch nicht anfassen! Das ist dann doch der Tierliebe zuviel. Lächelnd bringt der Rentner das Tier ins Wasser zurück.

Der Blick wandert weiter und bleibt an einer Frau hängen, die sich ungeniert ihrer Badehose entledigt, (Oberteil fehlt sowieso) diese dann mitsamt Handtuch über dem Kopf hält und ins Wasser watet. Nun fragt man sich jetzt: was gibt das denn? Man schaut aufs Wasser und entdeckt ein Tretboot, das sich dem Strand nähert. Doch im letzten Moment dreht es wieder ab und entfernt sich. Die Frau, schon halb im Wasser, kehrt um, zieht sich wieder ihre Bikinihose an und setzt sich wieder im Sand, den Blick zum Wasser gerichtet. Fünf Minuten später erscheint das Tretboot wieder. Die Frau steht auf, entkleidet sich wieder, – müßig zu erwähnen, dass inzwischen der halbe Strand dem Schauspiel zusieht – watet erneut ins Wasser, um dem Tretboot entgegen zu gehen. Diesmal hat sie Glück und wird aufgenommen. Dort auf dem Tretboot kleidet sie sich wieder an. Die kostenlose Piepshow ist beendet.
Doch man muss keine Angst haben, dass es langweilig wird. Als nächstes entdeckt man einen Mann, der Tage zuvor eine Badehose mit Beinansatz getragen hatte. Er war sehr braun. Nun hat er sich entschlossen, auch seinen schneeweißen Hintern Sonne zu gönnen, denn er trägt einen roten Tanga. Super- sah schon recht farbenfroh aus. Erst weiß, dann rot. Weiter wandert der Blick und bleibt an dem Verkaufsstand hängen. –Fast an allen Stränden sind diese Stände zu finden, wo es Getränke, Essen und Süßigkeiten gibt. Vor diesen Ständen reihen sich üblicherweise Plastikstühle und Tische auf, an denen die Leute sich zum Essen niedersetzten können. Auf eben solchen Stühlen saßen 4 recht gut ernährte Menschen. Die Sitzfläche der Plastikstühle sind mehr als ausgefüllt, das überflüssige Fett quillt platzsuchend durch jede Stuhllücke. Die Stühle selbst tragen somit eine große Verantwortung. Man kann nur hoffen, dass sie nicht schwächeln auf Grund ihrer chinesischen Herkunft.
Um den Sonnenstrahlen stand zu halten, werden die Körper natürlich eingecremt. Leider vorzugsweise kurz bevor ins Wasser gegangen wird. Wahrscheinlich schalten die Leute bei dieser Vorgangsweise völlig ihr Gehirn aus. Denn wie soll die arme Creme es schaffen, wirksam zu werden, wenn sie beim Wasserplanschen sofort wieder abgewaschen wird. Hilflos löst sie sich wieder von der Haut ab und schwimmt als Fettfilm auf dem Wasser. Somit ist jeden Sommer eine Sonnencremepest an den Stränden zu verzeichnen.
Ein Mann macht aus dem Einrecmen seines Körpers eine Zeremonie. Man stelle sich eine Tube Sonnencreme mit Klappdeckel vor. Er öffnet den Deckel, entnimmt eine winzige Fingerspitze Creme, schließt den Deckel, und reibt den Tupfen auf seine Haut. Natürlich kommt er damit nicht weit. Also öffnet er wieder den Deckel, entnimmt wieder eine winzige Portion, schließt den Deckel, verreibt den Tupfen. Öffnet den Deckel…….. Ja, genau so spielt es sich vor dem erstaunten Betrachter ab. Man denkt nur: gut, bis der fertig ist, ist die Creme wirklich eingezogen, der Mond aufgegangen und er sitzt allein am Stand und wundert sich, wieso keiner mehr da ist.
Inzwischen ist es fast Mittag und die ersten Leute, wahrscheinlich diejenigen, die „all inklusive“ gebucht haben, ziehen sich um. Das ist für Spanner der Moment, wo jeder auf seine Kosten kommt. Männer, die sich ein kleines Handtuch um die Hüfte wickeln, weil sie ihre Badehose ausziehen wollen, aber dabei vergessen, dass, wenn sie sich bücken, das Handtuch recht witzlos ist. Frauen, mit Kilos an Oberweite, die ihre Busen in den trockenen Badeanzug einsortieren, Badeanzug ohne Körbchen, für solche Kaliber etwas fehl am Platz, da die Busen gleich bis zur Nabelschnur durchrutschen.
Man bekommt Gesprächsfetzen mit, wie ein schwarzes, deutsches Mädchen seine weiße (wahrscheinlich Adoptiv) Mutter fragt: Mama bin ich schon braun geworden? Jene antwortet dann: Ich glaube nicht, dass du noch schwärzer wirst.
Schwarz werden will offensichtlich jene Frau, die schon seit Stunden in der Sonne liegt, nur ab und zu zum Abkühlen ins Wasser geht. Abkühlen heißt in diesem Fall: Wasser betreten, einmal in die Hocke gehen, sich einsalzen und sich dann wieder braten lassen. (Diese Frau zog das eine Woche lang durch. Wechselte ab und zu den Bikini, damit alle Stellen gleichmäßig verbrannt waren. Sie konnte mit ihrer Haut jedem Indianer, der ja auch Rothaut genannt wird, konkurrieren.) Man verspürt bei ihrem Anblick selbst schon den Verbrennungsschmerz.
Überhaupt hat man am Strand den Eindruck, als seien die meisten Leute nur dort, um sich einen Sonnenbrand einzufangen, um braun zu werden, um anschließend zu Hause zeigen zu können: Seht her, ich war in Urlaub.
Es gibt natürlich auch eine Menge Badegäste, die sich keine Liegen mieten, sondern auf ihre Handtücher liegen. Je nachdem wie voll es am Strand ist, kann es schon mal recht eng werden. So hat eine Mallorquinerin ihren Klappstuhl recht nah am Handtuch eines Badegastes gestellt. Dabei muss wohl etwas Sand auf das Handtuch gelangt sein. Als jener nun aus dem Wasser kommt und den Sand sowie die Nähe des Klappstuhls an seinem Handtuch sieht, fängt er fürchterlich auf spanisch an zu schimpfen. Die Mallorquinerin hält dagegen und nach einiger Zeit trollt er sich und sucht sich einen neuen Platz. Als er außer Hörweite ist, fragt die Mallorquinerin ihre Bekannte: Was hat der eigentlich gesagt, ich habe kaum etwas verstanden, da ich mein Hörgerät gar nicht im Ohr habe. Tja, manchmal hat es durchaus Vorteile, wenn man nicht alles hören kann.
Der Badetag neigt sich langsam dem Ende zu und man stellt fest, Langeweile ist nicht aufgekommen. Man ist nicht mal so wirklich zum Lesen gekommen. Wie denn auch, wenn die Ablenkung so groß ist! OH—– da geht gerade einer her, dessen Badehose die englische Nationalfarbe wiedergibt. AAAAHHHHHHHH

Juni 18

EM 2008

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So auch die EM. In den Augen der Geschäftswelt funkeln die Dollarzeichen schon lange vorher. Systematisch werden die Leute mit Fanartikel jeglicher Art konfrontiert. Jeder muss schließlich rechtzeitig zu Beginn der EM ausgerüstet sein. Die Fahnen sind hierbei selbstverständlich ein Muss! Jeder der auch nur annähernd etwas von Fußball versteht, klemmt sie sich an die Autoscheibe. Waren die meisten Leute vor 2 Jahren noch mit einer Fahne zufrieden, flattern sie heute an beiden Seiten der Autos.
Auch ich konnte mich dem Gruppenzwang nicht entziehen. Allerdings befestigte ich sie am Fahrradkorb meines Fahrrades, da ich angesichts der Benzinpreise zu 99,9% das Fahrrad benutze. Da mein Auto ein vornehmes Garagendasein führt,und zudem nur bei gutem Wetter das Tageslicht erblicken darf, ist es somit völlig sinnfrei, es in der Garage zu beflaggen. Aber dies nur nebenher.
Neben den Fahnen kann der Fußballfan sich noch mit allerlei unnützen Dingen wie Schals, winkende Hände, Papierlampions, Farbe zum Anmalen und vieles mehr, eindecken.
Erstaunlicherweise hat die Nahrungsindustrie in diesem Bereich noch nicht so wirklich reagiert. Denkt man an Ostern und Weihnachten, wo uns die Hasen und Nikoläuse schon Monate vorher in den Supermärkten entgegengrinsen, fehlt es hier bei der EM völlig an Einfällen.
Dabei könnte man sich gerade in diesem Bereich so richtig ausleben. Eine leckere Fußballwurst oder nett kolorierte Buletten. Bei den Süßigkeiten sind die Möglichkeiten schier unbegrenzt. Man denke an eine 11er Serie von Schokoladenfußballspieler. Da könnte dann so manches Mädchen oder weibliche Teenies ihre Favoriten ungehemmt vernaschen. Schließlich sind die Fußballhelden im wirklichen Leben unerreichbar.
Auch die Medien haben schon längst erkannt, wie wichtig es ist, mit den richtigen Texten sich jeden Tag medienwirksam ins rechte Licht zu rücken, um die Auflage bei solchen Ereignissen zu steigern. Auf der Titelseite prangern nach einem siegreichen Spiel die Fußballhelden, es fehlt auf keinen Fall der Hinweis auf eine ausführliche Reportage im Sportteil. Der Sportmuffel muss schon sämtliche Augen nebst Hühneraugen deaktivieren, um an die Berichte vorbeischauen zu können. Selbst dann wird es ihm nicht gelingen. Beschränkt er sich beim morgendlichen Zeitungslesen nur noch auf die Todesanzeigen, wird er spätestens beim abendlichen Spaziergang brutal in die Fußballwirklichkeit zurückgeholt. Denn beim Public Viewing oder zu Deutsch Rudelgucken, stößt er überall auf große bis übergroße Leinwände, die von fußballbegeisterten Anhängern umlagert werden.
Selbstverständlich ist es eine Pflicht der Gastronomen dafür zu sorgen, dass keiner bei den Spielübertragungen verhungert oder verdurstet. Um dieses zu verhindern, werden keine Mühen gescheut. Buden mit Zapfanlagen werden aufgebaut, fahrbare Pommesbunker sorgen für die nötige Nervennahrung während der Spielübertragung. Dass dabei natürlich für die geschäftstüchtigen Wirtsleute Extragewinne abfallen, sei ihnen gegönnt. Schließlich findet so ein Spektakel nur alle zwei Jahre statt. Außerdem ist jeder dumm, der auf so einen lukrativen Zug nicht mit aufspringt. Wichtig ist hierbei natürlich, von Anfang an dabei zu sein, schließlich weiß ja niemand, wie lange die Kicker durchhalten. Ein Traum wäre natürlich bis ins Finale. Aber Träume zerplatzen häufig, wie Seifenblasen. Darum ist jedes Spiel wichtig, damit das Geld den Besitzer wechseln kann. Natürlich ganz legal.
Die Nachrichten im Fernsehen werden von König Fußball regiert. Alles wirklich wichtige mutiert zu kleinen Randbemerkungen, so dass für das Thema Sport viel Sendezeit übrig bleibt. Schließlich ist es von existentieller Bedeutung, dass der Bundestrainer nicht im Viertelfinale auf der Trainerbank sitzen darf. Wenn interessiert es da ernsthaft, dass etliche Bundesstaaten in den USA unter Wasser stehen? Die Gedanken verweilen bei dem
Co-Trainer, der nun eine schwere Aufgabe vor sich hat. Nur nebenher wird registriert, dass die Politiker wieder einen Angriff auf den Geldbeutel der Bürger starten. Viel wichtiger ist es doch, dass die Spieler auch ohne Anweisung ihres Trainers ins Halbfinale kommen. Da wird gezittert und gebetet. Mit hypnotisierenden Augen wird auf die übergroßen Leinwände geschaut, um den Spielern die Bälle vor die Füße zu wünschen. Selbstverständlich ist, dass jeder Zuschauer die Fehler, die die Spieler machen, selbst nicht gemacht hätten. Überhaupt kann und weiß jeder Fußballfan sowieso alles besser. Alle – schätzungsweise- 40 Millionen Fans sind absolute Profis. Das bei dieser Angelegenheit erst gar keine Zweifel aufkommen. Deswegen ist bei solch einem Turnier die Weltpolitik auch total zweitrangig. Hier kann man mitreden, da kennt man sich aus. Da weiß man, wovon man spricht!
Fußball ist einfach Kult.