Februar 14

Leseprobe Kapitel II; Felix, der Erbe des Herrschers

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II Kapitel

Die Sonne schien mir ins Gesicht und weckte mich mit ihren warmen, hellen Strahlen. Ich schlug die Augen auf. Ich horchte. War mein Hörvermögen zurückgekehrt? Es war still.

Nein, sah nicht so aus, denn sonst müsste ich die Vögel zwitschern hören können.

Okay, ein neuer Tag, um herauszufinden, warum diese unheimliche Stille um sich gegriffen hatte.

Ich stand auf und erledigte lustlos meine morgendliche Toilette. Meine Gedanken kreisten unermüdlich um die Frage, warum ich immer noch nichts hören konnte. Es war wenig tröstend, dass ich nicht allein mit diesem Problem war. Ich sah mein Antlitz im Spiegel an. Abgesehen davon, dass ich etwas müde wirkte, hatte ich nicht den Eindruck, dass ich krank aussah. Vielleicht gab es für alles eine harmlose Erklärung. Ich hoffte es sehr.

Ich ging in die Küche und machte mir mein Frühstück. Zu meiner Erleichterung hatte ich wieder Strom und konnte die Kaffeemaschine und den Toaster arbeiten lassen.

Allerdings stellte ich fest, dass ich dringend einkaufen musste.

Darum holte ich mir nach dem Frühstück mein Fahrrad aus dem Keller.

Als ich an meinem Auto vorbeikam, schaute ich es vorwurfsvoll an. Normalerweise erledigte ich grundsätzlich die Einkäufe mit dem Auto, aber das Luxusgefährt streikte ja, warum auch immer.

Obwohl es noch recht früh war, meine Uhr zeigte gerade mal 7.30 Uhr, war der Supermarkt, der circa fünf Fahrradminuten von mir entfernt war, brechend voll.

Zum Glück konnte ich noch einen der wenigen Einkaufswagen ergattern.

Die Leute hatten ihre Einkaufswagen hoch voll gepackt und an den Kassen bildeten sich Riesenschlangen.

Ich fuhr mit meinem Einkaufswagen die Regale ab und stellte fest, dass in den Regalen teilweise schon keine Waren mehr standen. Die Menschen deckten sich wohlweislich mit allem Notwendigen ein, da niemand mit Gewissheit sagen konnte, ob sich die Situation nicht noch verschlimmern würde.

So folgte auch ich dem Herdentrieb und füllte meinen Wagen mit reichlich Fertiggerichten, Nudeln und allem Haltbaren, was sich noch ergattern ließ.

Irgendwie füllte sich mein Einkaufswagen und war nach einiger Zeit genauso voll wie die der anderen Leute.

Nun steuerte ich noch die Schreibwarenabteilung an, besorgte mir eine Zaubertafel.

Damit konnte ich schnell das Geschriebene mit einem Schieber wieder entfernen.

Danach packte ich mir aus der Elektroabteilung noch eine Lampe ein, die ich mit der Klingel verbinden wollte, damit ich sah, wenn jemand vor der Tür stand.

Ich stellte mich an irgendeine Schlange an und wartete darauf, dass ich die Kasse irgendwann zu Gesicht bekam.

Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich meine Waren auf das Transportband packen. Ich beobachtete die Kassiererin, die sehr konzentriert auf die kleine Anzeige an der Kasse starrte, während sie blind die Waren packte und über den Scanner zog.

Na klar, sie konnte das Piepsen des Scanners nicht hören und war deshalb gezwungen zu schauen, ob der Preis angezeigt wurde, was dann gleichbedeutend mit dem Registrieren der Ware verbunden war. Wenn sie daneben griff, musste sie wieder auf das Band schauen, dann wieder auf das Display. Kein leichter Job!

Ich sortierte meine Ware so, dass es für sie leicht war, die Waren ohne Fehlgriff einzuscannen.

Als ich bezahlen musste, schluckte ich ein wenig. Mit soviel hatte ich eigentlich nicht gerechnet.

Ich zückte meine EC-Karte und bezahlte in der Hoffnung, dass diese Funktion noch möglich war.

Zu meiner großen Erleichterung klappte es.

Puh, Glück gehabt!

Ich schob mit meinem Wagen aus dem Kaufhaus heraus und schlug den Weg Richtung Parkplatz ein. Doch dann stutzte ich, als ich bemerkte, dass kein einziges Auto dort stand. Meins natürlich auch nicht!

Ich stöhnte innerlich. Oh man, ich hatte in meinem Kaufrausch völlig vergessen, dass ich mit dem Fahrrad gefahren war! Ich schob den Einkaufswagen zu meinem Fahrrad und schaute es ratlos an. Unschuldig stand es auf seinem Ständer. Lediglich eine Seitentasche am Gepäckträger wies daraufhin, dass man dort etwas, aber auch wirklich nur etwas darin verstauen konnte.

Das ging ja gar nicht!

Damit konnte ich auf keinen Fall den Einkauf transportieren. Dazu war es zuviel. Notgedrungen entschloss ich mich, den Einkaufswagen bis zu meiner Wohnung zu schieben.

Als ich mich damit auf dem Weg machte, stellte ich fest, dass ich nicht der einzige war, der den Einkaufswagen nach Hause schob. Das erklärte auch, warum so wenige Wagen zur Verfügung standen, als ich zum Supermarkt kam. Insgeheim hoffte ich, dass mir niemand Bekanntes begegnete. Sah schon irgendwie blöd aus, einen voll gepackten Einkaufswagen durch die Stadt zu schieben.

Ich fragte mich, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass mir ein bekanntes Gesicht über den Weg laufen würde. Ich gab mir selbst die Antwort: Sehr groß. Denn in dem Wohngebiet, in dem ich wohnte, herrschte eine gute Nachbarschaft. Jeder kannte jeden.

Ich schob den Einkaufswagen über den Bürgersteig. Blöderweise hatte ich einen erwischt, bei dem die Räder meinten, ihren Dienst nur nach Gutdünken auszuführen.

Andauernd verdrehten sie sich und es war etwas mühselig vorwärts zu kommen. Der Weg zu meiner Wohnung zog sich hin wie Kaugummi.

Zu meinem Glück traf ich keinen meiner Nachbarn, der sich über mich lustig machen konnte. Immerhin ein kleiner Trost.

Als ich endlich meine Wohnung erreicht hatte, war ich nass geschwitzt.

Mit Grauen dachte ich an den Rückweg, tröstete mich aber damit, dass der Wagen dann leer war und hoffentlich nicht so viele Probleme bereitete. Da ich keine Lust hatte, die ganzen Waren zum dritten Stock in meiner Wohnung zu schleppen, entschied ich mich, sie in meinem Kellerraum zu packen. Ich schob den Einkaufswagen ins Haus und parkte den Wagen direkt vor der Kellertreppe.

Natürlich blieb meine Packerei nicht unbeobachtet! Als erstes kreuzte Anja auf, die – zu meiner Überraschung – ebenfalls mit einem voll gepackten Einkaufswagen ankam.

Sie grinste mich an, als sie sah, dass sie das Gleiche gemacht hatte wie ich. Auch sie wollte die meisten Sachen in ihrem Keller verstauen und so half ich ihr, als ich meine Sachen verstaut hatte.

Nachdem wir fertig waren, präsentierte ich ihr meine Zaubertafel. Sie lächelte und zog ebenfalls eine aus ihrer Jackentasche.

Oh man“, dachte ich nur innerlich grinsend:„Zwei Doofe und ein Gedanke!“

Ich schrieb ihr, dass ich den Wagen zurückbringen und anschließend zur Arbeit fahren wolle. Sie nickte und schrieb zurück, dass sie auch vorhatte zur Arbeit zu fahren, um zu sehen, ob ihre Hilfe gebraucht würde.

Gemeinsam schoben wir die Einkaufswagen wieder zurück.

Als wir am Supermarkt ankamen, stürmten schon gleich Leute auf uns zu, um die Wagen zu ergattern. Etliche Hände reckten sich uns entgegen, einen Euro hochhaltend, um unsere Wagen zu erbeuten.

Ratlos schaute ich die Masse an.

Dann sah ich eine ältere, etwas gebrechlichere Dame im Hintergrund, die sehnsüchtig zuschaute, wie wir umringt wurden. Sicherlich traute sie sich nicht, sich in dem Gedränge zu mischen.

Während Anja ängstlich vom erstbesten den Euro entgegennahm und ihren Wagen abgab, schob ich ihn zielsicher zu der alten Dame.

Lächelnd übergab ich ihn ihr. Ein glückliches Lächeln legte sich auf ihr faltiges Gesicht. Sie wollte mir einen Euro geben, doch ich schüttelte den Kopf.

Ich hatte jede Menge Plastikchips, die ich immer nutzte, wenn ich einkaufen ging. Ich zog meine Zaubertafel heraus und schrieb eilig darauf:

Ist ein Plastikchip drin, können sie behalten!“

Sie nickte dankbar und schob den Wagen in den Supermarkt.

Als ich mich umdrehte, um zum Fahrradständer zu gehen, stand Anja direkt hinter mir und hob anerkennend den Daumen hoch. Sie deutete mir an, dass sie die hilflose Dame nicht gesehen hatte und sie meine Geste der alten Dame gegenüber sehr gut fand. Ich nickte verständnisvoll, denn mit meinen einsfünfundneunzig hatte ich natürlich eine bessere Übersicht als Anja, die, so schätzte ich, circa einssiebzig groß war.

Nichtsdestotrotz war ich schon immer der Meinung, dass man auf der Seite der schwächeren stehen sollte.

Denn jene haben die wenigsten Möglichkeiten, sich durchzusetzen.

Darum zuckte ich nur grinsend die Schulter und steuerte auf mein Fahrrad zu.

Komischerweise hantierte ein etwa siebzehnjähriger Junge an meinem Fahrrad herum. Verwundert schüttelte ich den Kopf und tippte ihn leicht auf die Schulter.

Er drehte sich um und schaute mir frech ins Gesicht.

Ich schaute böse zurück und machte ihm klar, dass das mein Fahrrad sei.

Dank meiner Zaubertafel war das überhaupt kein Problem.

Die einzige Reaktion, die von diesem in schwarzem und mit Springerstiefel gekleidetem Burschen kam, war ein unverschämtes Grinsen.

Danach nahm er eine drohende Haltung an und zog ein Springmesser aus seiner Jacke.

Meine Gedanken überschlugen sich.

Sollte ich flüchten und auf mein Fahrrad verzichten? Sollte ich mich ihm mutig entgegenstellen. Nein! Ich war schließlich Pazifist! Gewalt kam für mich nicht in Frage. Aber auf mein Fahrrad wollte ich dennoch nicht verzichten.

Zurzeit war es schließlich mein einziges Fortbewegungsmittel! Ich machte einen Schritt zurück, um einen Sicherheitsabstand zu gewinnen.

Hämisch lachte er mich an, drehte sich wieder zu meinem Fahrrad und versuchte erneut, das Schloss zu knacken.

Das war doch echt unglaublich! Er wagte es allen Ernstes in meinem Beisein, mein Fahrrad zu stehlen.

Das war ja an Unverfrorenheit nicht zu überbieten! Doch was sollte ich machen? Ich blickte um mich. Anja hatte die Situation mitbekommen und schaute mich mit entsetzten Augen an. Fragend blickte ich sie an. Doch auch sie schüttelte nur ratlos den Kopf. Es war eine verzwickte Angelegenheit.

Und wie immer in solchen Situationen, war weit und breit kein Polizist zu sehen.

Ich holte tief Luft und tippte den Typen abermals auf die Schulter.

Nun wurde er doch glatt wegen meiner Hartnäckigkeit ungehalten. Wütend drehte er sich um, zückte sein Messer und stürmte auf mich zu.

Reflexartig wich ich stolpernd zurück und setzte mich unsanft auf meinen Allerwertesten.

Nun am Boden liegend sah ich in das im höchsten Maße aggressive Gesicht des Diebes. Er hob seine Springerstiefel, um mich damit in den Bauch zu treten.

Ich schloss die Augen und hielt die Luft an. Aber der erwartete Tritt blieb aus. Ungläubig öffnete ich die Augen und sah, wie der Dieb selbst am Boden lag.

Ich rappelte mich auf und schaute Anja fragend an. Ich sah in ihr bleiches und völlig verblüfftes Gesicht.

Wieso lag er denn jetzt am Boden? Anja erklärte mir mittels Zaubertafel, dass, als er versuchte mich zu treten, es ausgesehen habe, als würde eine unsichtbare Wand ihn daran hindern, mich zu verletzen.

Weiter schrieb sie, dass der Dieb dann aber selbst das Gleichgewicht verloren hatte und hingefallen war.

Dummerweise war er dabei mit dem Kopf gegen den Fahrradständer gestoßen. Nun ärgerte es mich, dass ich die Augen geschlossen hatte.

Wieso verletzten sich die Angreifer immer selbst?

Es war jetzt schon das zweite Mal, dass ein Gewalttäter Opfer seiner eigenen Gewalt geworden war. Sah man mal von den Tölpeln in der Bäckerei ab.

Hing das mit der Taubheit zusammen?

Ich beschloss, alle ungewöhnlichen Vorkommnisse aufzuschreiben.

Vielleicht half mir das, herauszufinden, was los war.

Vorsichtig schaute ich zu ihm hinüber, aber er regte sich nicht. Nun doch etwas besorgt, ging ich zu ihm. Sein Gesicht war blass und dort, wo sein Kopf lag, bildete sich eine kleine Blutlache auf der Erde.

Er rührte sich immer noch nicht.

Das Messer war ihm aus der Hand geglitten. Vorsichtshalber stieß ich es mit dem Fuß fort.

Dann beugte ich mich, wachsam und auf alles gefasst zu ihm hinunter.

Ich schüttelte ihn vorsichtig. Benommen öffnete er seine Augen. Ich war erleichtert. Er lebte noch. Ob er es verdiente, dass er noch lebte war eine andere Frage, aber ich legte keinen Wert darauf, mich jeden Tag mit einem Toten herumschlagen zu müssen.

Ich half ihm, sich aufzurichten und schaute auf seinen Hinterkopf. Dort blutete es stark. Verstört sah er mich an. Ich bedeutete ihm, sich ruhig zu verhalten und gab Anja ein Zeichen, aus dem Supermarkt Verbandszeug zu holen. Sie flitzte los. Ich fragte mich:

Was mach ich hier eigentlich? Dieser Typ will dir dein Fahrrad klauen, bedroht und verhöhnt dich und du hilfst ihm?“

Ich konnte es mir auch nicht erklären, darum beschloss ich, mein Verhalten besser nicht zu hinterfragen.

Relativ schnell erschien Anja wieder mit dem Verbandszeug.

Ein Hoch auf diesen gut sortierten Supermarkt! Ich verband ihm den Kopf und riet ihm, einen Arzt aufzusuchen.

Er schaute mich an, ungläubig und verwundert.

Dann – ich traute meinen Augen nicht – kullerten ihm Tränen aus den Augen. Ich war sprachlos.

Was war das denn??

Harte Schale, weicher Kern?

Er war etwas wackelig auf den Beinen. Ich fragte ihn per Zaubertafel, ob ich ihn zum Arzt begleiten soll. Behutsam schüttelte er den Kopf, dann drückte er meine Hand und schlich langsam und wankend davon. Etwas besorgt schaute ich ihm nach. Bestimmt hatte er neben der Wunde noch eine Gehirnerschütterung.

Ich seufzte. Nein! Ich konnte ihn wirklich nicht alleine laufen lassen.

So wie ich mich kannte, würde ich mir Vorwürfe machen, wenn er auf der Straße zusammenbrechen würde.

Außerdem war er ja eigentlich noch ein halbes Kind!

Sicherlich war es der derzeitigen Situation geschuldet, dass er sich an meinem Fahrrad zu schaffen gemacht hatte. Was man als Entschuldigung natürlich nur halbwegs anführen konnte.

Ich schrieb dies Anja, die verständnisvoll nickte und erwiderte, dass sie mich ebenfalls begleiten wolle.

Irgendwie froh über ihre Antwort schloss ich mein Fahrrad auf und wir holten den Jungen rasch ein.

Da auch Anja ihr Fahrrad am Supermarkt aus demselben Grund hat stehen lassen, beschlossen wir, dass ich ihn auf meinem Gepäckträger lud. Überrascht, dass wir uns noch immer um ihn kümmern wollten, ließ er alles mit sich geschehen. Ich war mir sicher, dass er durch den Sturz nicht klar denken konnte und er froh war, dass jemand anders die Entscheidung für ihn traf.

Er umfasste meinen Körper und hielt sich krampfhaft an mir fest. Der Druck war mir etwas unangenehm, aber so war ich jedenfalls sicher, dass er mir nicht vom Fahrrad fiel.

Wir hatten beschlossen, ihn zum Krankenhaus zu fahren, denn da war er am Besten aufgehoben, da ein Arzt ihn wahrscheinlich sowieso aufgrund seiner Kopfverletzung dorthin geschickt hätte.

Als wir am Krankenhaus ankamen, stellten wir zu unserer Erleichterung fest, dass sich davor nicht wie am Vortage eine Menschenmasse angesammelt hatte.

Problemlos betraten wir es. Allerdings herrschte dort Hochbetrieb, sodass wir warten mussten. Ich schaute Anja an. Eigentlich musste ich dringend zur Arbeit. Mein Chef würde mich lynchen, wenn ich wieder erst am Nachmittag auftauchte.

Anja hatte die Idee, dass wir auf einen Zettel seinen Sturz und die Folgen beschreiben. Diesen konnte er dann bei der Anmeldung abgeben, sodass alles Weitere veranlasst werden konnte.

Wir erklärten es ihm und er nickte. Von seiner anfänglichen Überheblichkeit und Dreistigkeit war nicht viel übrig geblieben.

Er saß wie ein Häufchen Elend auf einem Stuhl.

Nun wirkte er nur noch wie ein unreifer Junge. Aufmunternd blickte ich ihm in die Augen. Ein Leuchten erschien in seinen Augen und er zeigte auf meine Tafel. Ich gab sie ihm und er schrieb:

Danke und Entschuldigung!“

Ich klopfte ihm sachte auf die Schulter und nickte vergebend.

Ich hoffte inständig, dass ihm diese Aktion eine Lehre sein wird. Dann verließen wir das Krankenhaus.

Bevor wir uns trennten, fragte ich Anja, zugegebener Maßen etwas nervös, ob es dabei bleiben würde, dass wir uns abends treffen könnten. Zu meiner Freude nickte sie. Daraufhin schrieb ich ihr, dass ich mich bei ihr melden würde, sobald ich wieder zu Hause wäre.

Ich radelte zur Redaktion. Ungeniert benutzte ich großzügig die Straße. Plötzlich überholte mich ein Auto. Verblüfft schaute ich hinterher. Hm, wieso fuhr das denn? Ich trampelte kräftig in die Kette und versuchte es zu verfolgen.

Da es nicht besonders schnell fuhr, gelang es mir, zumindest so nahe heranzukommen, dass ich erkennen konnte, dass es sich um ein Solarauto handelte.

Aha“, dachte ich. „ Solarautos fuhren also! Na, zumindest solange, wie die Sonne scheinen und die Batterie voll sein würde.“

Ich schaute auf die Uhr.

Mist, es war schon bald wieder Mittag. Es wurde Zeit, dass ich zur Arbeit kam.

Auf dem Weg zur Redaktion kam ich üblicherweise an einem Juwelier vorbei. Dort hatte ich mir vor kurzem eine neue Armbanduhr gekauft.

Jetzt bemerkte ich, dass sich davor einige männliche, nicht gerade vertrauensvoll weckende Gestalten aufhielten.

Ich bremste ab und schaute zu ihnen herüber.

Ich sah, wie einer eine Waffe aus der Hosentasche zog und die Ladentür öffnete.

Es war einfach unglaublich! Kaum befand man sich in einer Ausnahmesituation, krochen finstere Subjekte aus ihren Löchern und meinten, sie könnten machen was sie wollten.

Ich schaute mich um und sah nur vereinzelte Menschen, eilig irgendwohin gehen.

Für Überfälle war die jetzige Situation natürlich ideal!

Alarmanlagen wurden nicht gehört.

Die Polizei war auch nicht wirklich schnell und mobil.

Wer keine Bodyguards vor der Tür stehen hatte, war dem Mob hilflos ausgeliefert!

Ich überlegte. Sollte ich eingreifen oder nicht?

Wieder schaute ich mich um, in der Hoffnung, einen Polizisten zu entdecken. Leider vergebens. Ich war hin und her gerissen. Zwar war nicht nicht feige, aber ich wollte mich auch nicht wider besseren Wissens in Gefahr begeben.

Aber brachte ich mich überhaupt in Gefahr?

Bislang verletzten sich nur diejenigen selbst, die Gewalt ausüben wollten.

Oder war das nur reiner Zufall?

Sollte ich oder sollte ich nicht? In mir tobte ein Gewissenskrieg.

Aber – ich musste Gewissheit haben! Zuletzt siegte der Mut über die Angst.

Ich kettete mein Fahrrad an einer Straßenlaterne an, und ging ich auf die andere Straßenseite auf das Juweliergeschäft zu. Mein Herz pochte wild vor Aufregung. Ich blendete meine Angst aus, die vor Verzweiflung eine Warnung nach der anderen ausstieß und Todesszenen vor meinem geistigen Auge aufsteigen ließ. Ich atmete tief ein und stieß die Luft kräftig aus und ignorierte die zwei wartend vor der Tür stehenden Ganoven.

Ich öffnete die Tür.

Auch ohne, dass man ein Geräusch wahrnehmen konnte, spürte man die knisternde Spannung, die im inneren des Ladens herrschte.

Mit vorgehaltener Pistole bedrohte der Dieb die Besitzerin des Ladens.

Die wiederum packte mit zitternden Händen Schmuck und Uhren in einem Beutel, den sie offensichtlich von dem Dieb bekommen hatte.

Noch hatte der Räuber mich nicht entdeckt, denn ich stand in gebührenden Abstand hinter ihm und überlegte, was ich nun tun sollte. Die Juwelierin schaute mich mit angsterfüllten Augen an. Nun drehte sich der Dieb um und sah mich irritiert an. Dann bedrohte er mich ebenfalls mit der Pistole und deutete an, dass ich mich vor ihm stellen sollte, sodass er mich im Blick hatte. Ich grinste ihn tapfer an, während sich so langsam aber sicher der Angstschweiß auf meiner Stirn ausbreitete.

Ich verstand mich selbst nicht mehr!

Was tat ich hier eigentlich?

War ich nun komplett verrückt oder, ohne dass es mir bewusst war, lebensmüde?

Vielleicht hätte ich doch auf meine Angst hören sollen!

Aber es blieb mir keine Zeit, mein Verhalten zu analysieren, denn nun musste ich wohl oder übel handeln, denn es gab kein Zurück. Mit nassgeschwitzter Hand schrieb ich auf meine Zaubertafel:

Leg die Pistole weg und verschwinde!“

Ich zeigte ihm mein Geschriebenes.

Er lächelte hämisch und sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze, dann tippte er sich am Kopf.

Offensichtlich hielt er mich für einen geisteskranken Idioten.

Ich konnte es ihm nicht verdenken.

Ich zweifelte selbst an meinem Verstand!

Fieberhaft zermarterte ich mir den Kopf, wie ich die heikle und gefährliche Lage im Griff bekommen könnte.

Zu allem Überfluss war einer seiner Freunde inzwischen ebenfalls in den Laden gekommen, um seinem Kumpel zu unterstützen.

Er unterstrich noch einmal seine Aufforderung, mich endlich neben der Ladeninhaberin zu stellen. Ich schaute von einem zum anderen. Mit diesen Verbrechern ist sicherlich nicht zu spaßen, darum folgte ich seiner Anweisung.

Innerlich verfluchte ich mich wegen meiner Dummheit. Warum war ich nicht draußen geblieben! Aber natürlich war es jetzt zu spät. Ich hoffte, dass ich einen Geistesblitz haben würde, der mich und im Idealfall auch die Besitzerin aus dieser kritischen Situation wieder heile herausbringen würde.

Ich dachte an mein Erlebnis in der Bäckerei und hoffe insgeheim, dass es diesmal auch so glimpflich ablaufen würde. Vielleicht bekam der Typ mit der Pistole einen Krampf im Arm und ließ die Pistole fallen. Ich schaute ihn an und dachte:

Tu mir den Gefallen und lass die Pistole fallen!“

Doch er richtete immer noch seine Waffe auf uns, während der andere der Ladeninhaberin den Beutel abnahm und selbst begann, den Schmuck weiter in einem Sack zu packen.

Wie würde er reagieren, wenn der Schmuck durch ein Loch im Sack wieder herausfallen würde“, dachte ich in einem Anfall von Galgenhumor.

Plötzlich zitterte die Hand des Räubers, der die Pistole in der Hand hielt. Er verzog sein Gesicht, so als durchzuckte ihn ein unerwarteter Schmerz, dann nahm er seine linke Hand zur Hilfe, um die Waffe mit beiden Händen zu halten. Dadurch war er einen Moment abgelenkt und ich nutzte die Gelegenheit, um blitzschnell vorzuschnellen, um ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. Anschließend setzte ich ihn mit einem gezielten Faustschlag auf den Punkt außer Gefecht.

Insgeheim pries ich meine Eltern, die darauf bestanden hatten, dass ich als Kind Selbstverteidigung erlernen musste.

Darum war ich Jahrelang in einem Judoverein gewesen.

In meiner jetzigen Situation rettete es mir vielleicht das Leben, wenn man jetzt mal davon absah, dass ich es auch leichtsinnig selbst aufs Spiel gesetzt hatte.

Mein Herz pochte als hätte ich gerade einen Tausendmeterlauf in zwei Minuten hinter mich gebracht.

Oh man! Ich war echt ein bisschen ga ga!

Rasch bückte ich mich und nahm die Pistole an mich. Der andere Schuft hatte natürlich meine Aktion mitbekommen, denn er unterbrach das Einsammeln der Schmuckstücke und schaute mich verblüfft mit offenem Mund an, dann zog er grinsend ein Springmesser aus seiner Tasche. Irgendwie hatte ich ein déjà-vu! So eins hatte ich doch heute morgen schon einmal gesehen! Ich seufzte und dachte:

Mir bleibt auch nichts erspart!“

Dann deutete ich mit der Pistole auf die Tür und dann auf ihn und seinem etwas angeschlagenen Freund.

Seine Miene verfinsterte sich und er schaute auf die Pistole, grinste höhnisch und blickte mich dann drohend an. Offensichtlich glaubte er nicht, dass ich schießen würde, denn er näherte sich mir, die Pistole völlig ignorierend.

Natürlich wollte ich nicht schießen und der Angstschweiß trat mir erneut auf die Stirn. Ich versuchte so gut wie möglich ein ebenso grimmiges Gesicht zu machen wie er, um ihm Angst einzuflößen. Doch er hob seine Hand, in der er das Messer hielt und stürmte auf mich zu. Ich wich ihm geschickt aus, sodass sein am Boden liegender Freund zwischen uns war. Er verschätzte sich und stolperte über ihn und fiel auf dem Boden.

Dabei verletzte er sich mit seinem Messer. Entsetzt schaute er auf seine stark blutende Wunde.

Ich schaute ihn entgeistert an. War dies ein erneuter Beweis, dass man sich nur selbst verletzten konnte, oder war dieser Missetäter unglücklich in sein Messer gestürzt. Wie dem auch sei, mir lief ein Schauer den Rücken hinunter, denn es wurde so langsam unheimlich!

Was passierte hier bloß?

Am liebsten hätte ich die Waffe in meiner Hand von mir geschleudert. Aber dass unterließ ich natürlich, denn als Druckmittel war sie unentbehrlich.

Dann beugte ich mich zu ihm hinunter und sah nach der Verletzung. Das Messer, das in seinem Bauch steckte, war zum Glück jedoch nicht sehr tief eingedrungen.

Ich vermutete, dass die Lederjacke, die er trug, das Schlimmste verhindert hatte.

Ich seufzte, dann rannte ich nach draußen und packte den Wartenden an die Hand und zog den Überraschten in den Laden.

Hilflos und geschockt blickte der Typ auf seine Kumpel.

Als er die beiden am Boden liegen sah, wollte er Reißaus nehmen, doch ich versperrte die Tür und machte ihm schriftlich klar, dass er nicht ohne seine Kumpels herauskommen würde.

Ich schlug vor, das Messer vorsichtig herauszuziehen und einen provisorischen Verband zu machen.

Inzwischen war der von mir k o geschlagene aufgewacht und blickte etwas irritiert um sich.

Mit der Waffe in der Hand veranlasste ich die beiden, ihren Kumpel mit dem Erste-Hilfe-Kasten zu verbinden, den Frau Fischer mit zitternden Händen geholt und ihnen übergeben hatte.

Offensichtlich hatte das Geschehene die drei völlig durcheinander gebracht, denn ich hatte Mühe, ihnen die nächsten Schritte klarzumachen.

Als der Dieb endlich provisorisch verbunden worden war, schrieb ich eilig auf meiner Tafel

Bringt ihn sofort ins Krankenhaus!“

Seine Kumpels hoben ihn vorsichtig hoch und schleppten ihn nach draußen.

Die stark blutende Wunde hinterließ einen hässlichen, großen Flecken auf dem hellen Teppich im Laden.

Mein Gott, was für eine Welt!“, dachte ich.

Da fiel mir noch was ein.

Schnell schrieb ich auf meine Tafel:

Für die Reinigung des Teppichs zahlt ihr“, und rannte hinter den Dieben her. Ich zeigte ihnen das Geschriebene.

Verdutzt und verstört starrten sie mich an. Einer zog seine Börse aus der Tasche und reichte mir fünfzig Euro.

Ich wunderte mich selbst über meinen Mut! Meine Angst hatte sich in den hintersten Winkel meines Geistes verzogen und schmollte wahrscheinlich. Mein Puls schlug ruhig und gleichmäßig und mein Gehirn arbeitete präzise und effizient. Irgendwie war ich stolz auf mich, dass ich diese Situation so gut gemeistert hatte.

Ich ging zurück in den Laden und legte die Pistole auf den Ladentisch, dann hob ich den Beutel mit den eingesammelten Schmuckstücken auf, den der Dieb bei dem Angriff auf mich fallen gelassen hatte. Dabei stellte ich verblüfft fest, dass sie durch ein Loch im Beutel wieder auf dem Boden fielen. Ich sammelte sie ein und legte sie auf der Ladentheke. Ich schaute zu Frau Fischer, die bleich und zitternd hinter dem Verkaufstisch stand.

Sie schien unter Schock zu stehen.

Ich ging zu ihr und legte ihr beruhigend meine Hand auf ihre Schulter.

Sie schaute mich an ohne wirklich zu verstehen, was geschehen war.

Sanft schob ich sie zum nächsten Stuhl und bedeutete ihr, sich zu setzen.

Ich schaute mich um. Das klügste war es wohl, wenn sie die Tür verschließen würde.

Ich schrieb ihr das. Sie nickte und zog einen Schlüssel aus ihrer Tasche.

Ich nahm ihn entgegen und verschloss die Tür.

In dem Zustand, in dem sie sich gerade befand, konnte ich sie unmöglich alleine lassen. Allerdings wollte mir auch nichts einfallen, was ich jetzt machen sollte.

Ich dachte nach. Vielleicht sollte sie was trinken. Ich entdeckte einen Trinkspender. Er war für durstige Kunden gedacht.

Ich füllte etwas Wasser in einem Becher und reichte ihn ihr. Dankbar nahm sie ihn an und trank. Fragend schaute ich sie an. Sie holte tief Luft. Dann zeigte sie auf meine Zaubertafel. Ich gab sie ihr.

Danke, ich glaube, sie haben mir das Leben gerettet.“

Ich lächelte sie an und schüttelte den Kopf.

Das glaube ich nicht, aber zumindest ihren Schmuck!“ schrieb ich zurück.

Ich reichte ihr die Fünfzig Euro und erklärte ihr, dass wäre von den Dieben für die Reinigung des Teppichs.

Verwirrt und ungläubig schaute sie mich an. Ich hatte das Gefühl, dass sie im Moment gar nichts verstand.

Versonnen blickte ich auf die Pistole stellte überrascht fest, dass es doch tatsächlich eine Spielzeugpistole war! Allerdings sah sie täuschend echt aus. Kein Wunder, dass der Ganove so spöttisch gegrinst hatte und trotz der Pistole in meiner Hand auf mich losgegangen war.

Es wunderte mich nur, warum ich sie trotzdem einschüchtern konnte, da sie letztendlich brav alles das gemacht hatten, was ich von ihnen verlangte. Wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass der Überfall dermaßen misslingen und sich obendrein noch einer von ihnen verletzen würde. Offensichtlich hatte sie das völlig aus dem Konzept gebracht. Aber was sollte es, immerhin bin auch ich unversehrt aus dieser Lage herausgekommen, in der ich leichtsinnigerweise begeben hatte. Aber ich bereute es nicht.

Ich schrieb, dass ich die Polizei informieren wollte, da sie ja sowieso direkt neben der Redaktion lag.

Allerdings blieb ich noch etwas bei ihr, bis sie sich ein wenig von dem Schock erholt hatte. Irgendwann bekam ihr Gesicht wieder Farbe und ich schrieb ihr, dass ich nun gehen wollte.

Sie nickte und drückte mir dankbar die Hände. Ich schloss die Tür auf und deutete ihr an, sie wieder zu verschließen, was sie auch eilig befolgte.

Ich dachte:

Wenn das so weitergeht, braucht die Polizei eigentlich nur noch ins Krankenhaus gehen und dort alle mit Schuss- oder Stichverletzungen verhaften.“

Ich schloss mein Fahrrad auf und fuhr auf dem direkten Weg zur Polizei.

Ich hatte mir vorgenommen, meine Umwelt auszublenden, damit ich irgendwann auch wirklich an meiner Arbeitsstelle ankam.

Vor der Polizeistation angelangt, stellte ich mein Fahrrad ab und betrat das Gebäude. So langsam kam es mir richtig vertraut vor.

Ich steuerte sogleich das Büro von Herrn Wolfmann an. Die Tür stand offen und ich sah, dass er hinter seinem Schreibtisch saß.

Ich betrat das Büro.

Offensichtlich hatte er meine Bewegung wahrgenommen, denn er schaute hoch. Als er mich erblickte, schaute er mich mit besorgter Miene an. Ich konnte es nachvollziehen. Jedes Mal wenn ich auftauchte, gab es eine Hiobsbotschaft.

Ich informierte ihn über den Überfall. Er nickte und notierte sich die Adresse. Ich fragte ihn, ob es schon neue Erkenntnisse darüber gab, warum die Welt auf einmal so leise geworden war. Er schüttelte mit dem Kopf. Dann schrieb er, dass das einzige, was sich verändert hätte, wäre, dass sich so langsam aber sicher Chaos ausbreiten würde. Ich nickte, das hatte ich auch schon bemerkt.

Er fuhr fort, dass sämtliche Einsatzfahrzeuge irgendeinen mysteriösen technischen Defekt hatten, darum war es für die Einsatzkräfte unmöglich, bei Gefahr oder Konflikten schnell vor Ort zu sein. Es blieb ihnen als Fortbewegungsmittel nur das Fahrrad Segway oder das Pferd. Aber natürlich konnte nicht jeder reiten, also war zurzeit das Rad das angesagteste Fortbewegungsmittel.

Na ja“, dachte ich, „ besonders beliebt scheint das auch nicht zu sein, denn ich hatte noch keinen Polizisten mit Fahrrad gesehen.“

Ich teilte ihm mit, dass ich der Ansicht sei, dass es gar nicht so wichtig sei, dass die Polizisten schnell vor Ort sein müssten, denn die einzigen Personen, die gefährdet seien, waren diejenigen, die versuchten, Gewalt auszuüben. Er schaute mich fragend an. Ich erklärte ihm, dass sich bis jetzt nur diejenigen verletzt hatten, die Gewalt ausüben wollten. Warum das allerdings so war, war mir auch ein Rätsel.

Aber es war so!

Ich riet ihm, seine Leute anzuweisen, auf keinen Fall eine Waffe zu benutzen. Man wusste nie, was geschehen würde.

Ich gab ihm den Rat in den Krankenhäusern nach Schuss und Stichverletzungen zu schauen. Da konnte er schon eine Reihe Ganoven dingfest machen. Verblüfft schaute er mich an. Ich zuckte grinsend mit den Schultern und deutete ihm an, dass man zurzeit sehr seltsame Dinge zu sehen bekommen würde, wenn man mit offenen Augen durch die Straßen führe.

Da ich ganz offensichtlich nichts Neues mehr von ihm erfahren konnte, verabschiedete ich mich und verließ sein Büro. Im Flur begegnete ich einem Polizisten, der einen Verband um den Kopf trug. Ich schaute ihn an und schüttelte mit dem Kopf. Man sollte sich zurzeit gut überlegen, was man macht. Jegliche Ausübung von Gewalt einem anderen gegenüber fällt auf einem selbst zurück.

Gewalt ist einfach keine Lösung! Hoffentlich kam das irgendwann mal an. Ansonsten werden die Hersteller von Verbandsmaterial ihren Umsatz extrem erhöhen können.

Wobei ich mich fragte, wieso ich mich beim Angriff des Diebes nicht verletzt hatte. Aber ich verfolgte diesen Gedanken nicht weiter und nahm es erst einmal als gegeben hin, denn ich musste mich beeilen, um in die Redaktion zu kommen, da ich schon wieder ziemlich spät dran war.

Ich huschte an der offen stehenden Tür meines Chefs vorbei in der Hoffnung, dass er mich nicht bemerkte.

In der jetzigen leisen Welt war das eigentlich kein Problem. Ich setzte mich an meinem Schreibtisch und wollte den Rechner starten, als ich sah, dass mitten auf dem Bildschirm ein Zettel meines Chefs klebte auf dem dick unterstrichen stand:

Wenn du anwesend bist, komm sofort in mein Büro!“

Ich seufzte.

Mir blieb auch nichts erspart!

Widerwillig ging ich los und betrat das eben noch tunlichst gemiedene Büro.

Ich stellte mich vor seinem Schreibtisch. Er bemerkte mich und schaute mich böse an. Ich hatte den Verdacht, dass er meine Unpünktlichkeit nicht sonderlich tolerierte.

Ich schaute ihn mit der unschuldigsten Miene an, die ich zustande brachte. Dann, noch ehe er seinen Ärger in Buchstaben verwandeln konnte, schrieb ich ihm, dass ich heute Morgen fleißig recherchiert hätte.

Kurz berichtete ich ihm unter Zuhilfenahme seines PCs, was ich erlebt hatte. Er nickte. Sein Ärger verrauchte.

Wusste ich`s doch!

Eine gute Story ist für ihn das reinste Lebenselixier.

Er schrieb nur kurz:

Mach dich an die Arbeit und schreibe die Artikel druckreif!“

Ich ging wieder zurück zu meinem Schreibtisch und machte den Rechner an.

Während er hochfuhr schaute ich zu meinen Kollegen. Dabei stellte ich fest, dass ich nicht der Einzige war, der spät dran war, denn außer mir war nur Klaus da.

Fragend schaute ich ihn an und deutete auf die leeren Stühle, doch er zuckte nur mit den Schultern.

Zwei Stunden später, mir rauchte inzwischen der Kopf und ich hatte innerlich schon meine beiden fehlenden Kollegen verflucht, tauchte Dennis auf. Klaus und ich schauten ihn fragend und auch etwas böse an.

Schließlich mussten wir die Arbeit der anderen mit übernehmen. Er bedeutete uns, etwas zu warten, da er, wie auch nicht anders zu erwarten, ebenfalls beim Chef antreten musste.

Danach schrieb er uns, warum er so spät kam und Peter gar nicht.

Peter schlief gerne mit geöffnetem Fenster. An diesem Morgen wurde er wach, da Rauch in seinem Zimmer drang.

Er dachte erst, es würde in seiner Wohnung brennen.

Darum war er aus dem Bett gesprungen, um festzustellen, woher der Qualm kam. Erleichtert stellte er fest, dass bei ihm alles in Ordnung war. Als er jedoch nach draußen schaute, stellte er mit Entsetzen fest, dass aus dem Nachbarhaus Flammen schlugen.

Er rannte aus seiner Wohnung, um zu sehen, ob sich die Bewohner außerhalb des brennenden Hauses befanden.

Aber er konnte sie nicht unter den neugierigen Zuschauern entdecken. Darum rannte er wieder in seine Wohnung, befeuchtete in aller Eile eine Decke, schnappte sich einen Hammer und Meißel und flitzte wieder zurück.

Inzwischen war auch Dennis aufgetaucht. Die beiden brachen mit vereinten Kräften die Haustür des Einfamilienhauses auf. Während Dennis nun versuchte, die Feuerwehr zu alarmieren, drang Peter geschützt durch die feuchte Decke in das Haus ein. Aber der Qualm war so dick, dass er kaum etwas sehen konnte.

Hustend tastete er sich vorsichtig vor. Seine Augen brannten und begannen zu Tränen. Er kannte sich etwas in diesem Haus aus. Die Besitzer waren Aussiedler und lebten sehr zurückgezogen. Sie hatten ihn einmal um Hilfe gebeten, als sie ein schweres Möbelstück ins Haus transportieren mussten.

Leider gehörten sie einer strenggläubigen Sekte an und hatten eine etwas merkwürdige Weltanschauung. Besonders der Mann war in seiner Denkweise äußerst radikal. Die beiden Kinder, Zwillinge, waren sehr schüchtern, aber grüßten immer sehr höflich. Seine Frau schien ihm hörig zu sein. Sie befolgte alles, was er sagte.

Peters Gedanken rasten. Wo befanden sich die Bewohner? Im Schlafzimmer, in der Küche oder im Bad? Wo waren diese Räume? Gott sei Dank war es ein Bungalow, sodass alle Räume ebenerdig und überschaubar aufgeteilt waren. Auf Verdacht stieß er irgendeine Tür auf. Qualm und Flammen schlugen ihm entgegen. Den Raum konnte er nicht betreten ohne Gefahr zu laufen, selbst zu verbrennen! Er versuchte es bei der nächsten Tür. In diesem Raum war weniger Rauch. Er betrat ihn und stellte fest, dass es sich um das Kinderzimmer handeln musste.

Wo waren die Kinder?

Er schaute in die Betten und sah sie dort friedlich liegen. Lebten sie noch? Er hoffte es. Er schnappte sich die beiden. Gott sein Dank waren sie nicht besonders schwer. Er klemmte sich die beiden sechsjährigen unter die Arme und kämpfte sich durch den Qualm zurück. Die Sicht wurde immer schlechter.

Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Keuchend sah er die offen stehende Haustür. Er musste würgen. Der beißende Qualm drang durch die inzwischen getrocknete Decke. Seine Augen tränten und er konnte kaum etwas erkennen. Er feuerte sich selbst an, um seine letzten Kräfte zu mobilisieren. Die rettende Eingangstür war nur noch wenige Meter entfernt. Aber seine Arme wurden kraftloser und er bekam keine Luft mehr. Die Brust schnürte sich zu. Ein stechender Schmerz machte sich breit und vor seinen Augen begann es zu flimmern, dann wurde es dunkel und er spürte vage, wie zwei kräftige Arme ihn packten.

Als er wieder die Augen aufschlug, lag er auf seiner Terrasse auf der Sonnenliege. Dennis legte ihm gerade einen kalten Waschlappen auf die Stirn. Er schaute ihn fragend an. Dennis verstand.

Die Kinder, was war mit ihnen?

Was war mit den Eltern?

Dennis fasste ihn beruhigend an die Schulter und hielt den Daumen hoch. Dann schrieb er auf einen Zettel, was sich ereignet hatte.

Er hatte die Feuerwehr per SMS alarmiert, danach die Schaulustigen aufgefordert, zu helfen und alle verfügbaren Wasserschläuche zu holen und zu aktivieren. Leider stellte sich schnell heraus, dass es nicht möglich war, mit dem geringen Wasserdruck das Feuer zu löschen.

So beschränkte man sich darauf, die Nachbargebäude nass zu machen und sie vor ein übergreifen des Feuers zu schützen. Währenddessen hatte sich Dennis ebenfalls eine Decke nass gemacht und wollte gerade das Haus betreten, als er Peter mit den zwei Kindern in dem Hausflur entdeckte. Als Peter dann schwankte und zu Boden stürzte, zog Dennis ihn aus dem Haus. Ein anderer Mann, der ins Haus spritzen sollte, während Dennis dort hineingehen wollte, hatte dann die beiden Kinder herausgeholt.

Ja, die Kinder lebten! Sie hatten großes Glück gehabt, dass zufällig ein vorbeikommender Arzt erste Hilfe leisten konnte.

Während sein Zustand nicht kritisch war, eine leichte Rauchvergiftung, befanden sich die Kinder jedoch in einer ernsteren Verfassung. Ein Mann hatte in Windeseile seinen Fahrradanhänger aus seiner Garage geholt, mit Decken gepolstert und dann die Kinder vorsichtig hineingelegt. Zusammen mit dem Arzt wurden die Kinder dann zum Krankenhaus transportiert.

Dennis schaute Peter an. Dann schrieb er weiter. Leider war es nicht mehr möglich, das Haus zu betreten. Die Rauchentwicklung und die Hitze waren zu stark geworden. Es wäre zu gefährlich gewesen.

Vor einigen Minuten waren dann Feuerwehrleute angerückt – mit Fahrrädern. Sie hatten aber einen Feuerwehrschlauch mitgeschleppt, den sie an einem Hydrant angeschlossen hatten. Nun waren sie dabei, das Feuer zu löschen. Unter den gegebenen Umständen sah es aber so aus, dass von dem Haus nicht mehr viel zu retten war.

Ob sich noch Menschen in dem Haus befunden haben, wird erst nach dem Löschen des Feuers geklärt werden können.

Peter nickte.

Ihm standen die Tränen in den Augen.

Er hatte sein Möglichstes getan. Aber er fürchtete, dass die Kinder nun ohne Eltern sein würden. Da er sehr kinderlieb war, tat ihm sein Herz weh. Er wünschte sich so sehr Kinder, aber seine Freundin lehnte das zurzeit noch ab, da sie gerade mit dem Studium fertig geworden war und erst einmal arbeiten wollte.

Sie hatte eine Anstellung in Berlin gefunden und sich dort eine kleine Wohnung gesucht. Nun sahen sie sich nur an den Wochenende. Das war natürlich eine denkbar ungünstige Konstellation für einen Kinderwunsch. Sie bestätigten damit definitiv die Statistik, die besagte, dass die Paare recht spät Kinder bekamen.

Der Arzt hatte Dennis gesagt, dass Peter sich Ruhe gönnen und jegliche Art von Anstrengung meiden sollte. Das war der Grund, weshalb Dennis allein zur Arbeit gekommen war.

Klaus und ich nickten verständnisvoll. Unter solch einer Bedingung war es natürlich klar, dass Peter nicht arbeiten konnte. So machten wir drei uns dann wieder an die Arbeit und kämpften gegen den Wust von Mail.

Es war schon dunkel, als mein Chef, Klaus und ich die Redaktion verließen. Dennis war früher gegangen, da er sich Sorgen wegen Peter machte.

Ich spielte kurz mit dem Gedanken, Peter noch zu besuchen, entschied mich aber dann doch dagegen, da ich zu müde war.

So stieg ich auf mein Rad und fuhr direkt nach Hause. Irgendwie war mein Kopf leer. Ich fühlte mich eingeschlossen in einer stillen Welt. Seit zwei Tagen war es still, doch ich hatte das Gefühl, dass dieser Zustand schon eine Ewigkeit dauerte. Die laue Mailuft streichelte mein Gesicht. Ich schaute zum Himmel hinauf und sah die Sterne funkeln. Der Vollmond erhellte meinen Weg. Alles wirkte friedlich und unschuldig. Vielleicht gab es für alles eine harmlose Erklärung. Verbrechen und Unglücke passierten auch schon vor der Stille. Ich hoffte inbrünstig, dass die Regierung morgen Entwarnung geben würde und alles so sein würde, wie immer. Leider gab es in der hintersten Ecke meines Kopfes eine Stelle die mir sagte, dass meine Hoffnung sich nicht erfüllen würde. Ich verdrängte diesen Gedanken.

Zu Hause angekommen, schleppte ich mein Rad in den Keller. Dort war es vor Langfingern sicher. Als ich vor meiner Wohnungstür ankam, klebte ein Zettel daran. Er war von Anja. Oh je, das hatte ich total vergessen! Ich hatte mich ja mit ihr für heute Abend verabredet! Ich riss ihn ab und las:

Hallo Felix, leider können wir uns heute Abend nicht treffen, da ich zu meinen Eltern gefahren bin, um zu erfahren, ob alles mit ihnen in Ordnung ist. Ich melde mich bei dir, wenn ich wieder da bin. Gruß Anja.“

Enttäuscht und gleichzeitig ein wenig erleichtert las ich die Nachricht. Enttäuscht, da Anja nicht da war und ich mich in ihrer Gesellschaft sehr wohl fühlte und glücklich war. Erleichtert, weil ich schon wieder sehr müde war und ich wahrscheinlich einen schlechten Gesellschafter abgegeben hätte, der sofort eingeschlafen wäre.

Ich schloss die Tür auf und betrat meine Wohnung. Mein Magen knurrte. Es wurde Zeit, dass er gefüllt wurde. Vor lauter Arbeit war ich nicht zum Essen gekommen. Ich schnappte mir eine tiefgefrorene Pizza und schob sie im Backofen. Dann ging ich ins Bad und nahm eine wohltuende Dusche. Ich wünschte mir, man könnte die Probleme genauso leicht abwaschen wie den Schmutz vom Körper.

Nach dem Essen legte ich mich völlig erschöpft ins Bett. Der Tag schaffte mich. Ich schloss die Augen und schlief sofort ein.

Ich wanderte durch den Stadtpark. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel und wärmte meine Haut mit ihren Strahlen. Das satte Grün des Rasens umspielte sanft meine Füße. Die Vögel zwitscherten munter in den Bäumen. Der Wind schaukelte mit einem leisen Säuseln die Blätter hin und her. Ich hörte den Wind und die Vögel genauso wie das Lachen der spielenden Kinder. Es war eine Oase des Friedens und der Idylle.

Doch dann fiel mir ein, dass beim letzten Mal, als ich hier war, ein Mann auf mich geschossen hatte. Misstrauisch schaute ich mich um. Doch es blieb friedlich.

Mein Blick fiel auf die tobenden Kinder. Zwei Jungen spielten fröhlich Fangen, wobei einer versehentlich in einem der zahlreichen Sandkuchen trat, die von zwei Mädchen gebacken wurden.

Das kleine Mädchen hob mahnend ihren Finger und erneuerte ihren Kuchen. Der Übeltäter entschuldigte sich schuldbewusst und half dem Mädchen dabei.

Neben dem Spielplatz standen einige Leute, die einen Mann umringten.

Neugierig näherte ich mich dieser Gruppe, die mein Kommen neugierig beäugten.

Jener Mann stand auf einer kleinen Erhöhung und hatte die Arme ausgebreitet. Er schaute die Menge wortlos, aber durchdringend an. Auch ohne dass er etwas sagte, strömte von ihm eine unsichtbare Anziehungskraft aus. Man geriet sofort in seinem Bann. Ich konnte es nicht beschreiben, aber ohne dass er einen Ton von sich gab, strahlte von ihm eine unbekannte, mächtige Autorität aus. Ich schaute ihn an, aber ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Ich strengte meine Augen an, doch so sehr ich mich auch bemühte, – ich bekam kein klares Bild von ihm. Ich wollte mich wieder abwenden, um weiterzugehen, doch meine Füße waren schwer wie Blei. Ich klebte förmlich am Boden fest.

Was war das denn jetzt schon wieder?“

Ich schaute zum Boden. Das Gras war verschwunden und ich stand auf harten Steinen. Verwirrt blickte ich wieder zu dem seltsamen Mann. Seine Augen ruhten auf mich. Ich fühlte es, obwohl ich ihn immer noch nicht erkennen konnte. Verzweifelt versuchte ich mich zu lösen, aber es gelang mir nicht. Ich hatte den starken Verdacht, dass diese Magie von dem Mann ausging, dessen Augen mich unentwegt fixierten. In mir stieg Wut auf:

Was willst du von mir? Lass mich gehen!“ schrie ich.

Regungslos schaute er mich an. Nach wie vor konnte ich mich keinen Millimeter rühren. Die Angst löste die Wut ab. Ich blickte um mich. Eine dunkle, neblige Wand zog auf. Sie verschluckte die Menschen um mich herum. Auch die Gestalt des seltsamen Mannes war nur noch verschwommen zu erkennen.

In meiner Hilflosigkeit kämpfte ich mit meiner Angst und Wut gleichzeitig.

Die Umgebung verschwand immer mehr in ein undurchsichtiges Nichts.

Ich schüttelte den Kopf. In was für eine seltsame Situation war ich da geraten. Doch als erstes musste ich versuchen, meine Füße vom Boden zu bekommen. Ich bückte mich und umfasste mit beiden Händen die Wade meines rechten Beines. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, zog ich daran.

Mein Fuß löste sich ganz leicht vom Boden. So als wäre er überhaupt nicht festgeklebt gewesen. Leider hatte diese Aktion zur Folge, dass ich das Gleichgewicht verlor und mich äußerst unsanft auf meinen Allerwertesten setzte.

Ich fluchte innerlich und schaute mich mit weit aufgerissenen Augen um. Die Umgebung hatte sich verändert. Irgendwie kam mir alles nun sehr vertraut vor. Ich stand auf, rieb mir mein Hinterteil und versuchte etwas zu erkennen.

Ein feiner Lichtstrahl drang durch ein Fenster. Ich erkannte mein Schlafzimmer. Ich tastete mich an der Wand entlang zum Lichtschalter.

Meine Güte“, dachte ich: „Warum stehe ich schon wieder schlafwandelnd im Zimmer?“

Klar, als Kind war mir das ab und zu nach lebhaften Träumen passiert.

Aber das war lange her. Jetzt war mir das schon zwei Tage hintereinander passiert.

Ich ging zum Fenster und zog den Rollladen hoch.

Es war eine sternenklare Nacht. Der Vollmond beleuchtete die Umgebung mit seinem geisterhaften Licht. Lag es am Mond, der mich in diesen merkwürdigen Traum führte? Komisch war nur, dass der Traum mich immer zum selben Ort führte.

Ich dachte nach. Warum war ich immer im Stadtpark? Lag es daran, dass der Stadtpark unserer Stadt so wunderschön gestaltet worden war. Er bot Platz zur Erholung und Entspannung. Er hatte Spielplätze für die Kinder, einen Bolzplatz, eine große Wiese, um dort Federball oder was auch immer zu spielen.

Es gab einen extra für Dauerläufer angelegten Weg, der von Bäumen umsäumt war. Auch an die Radfahrer war gedacht worden. Es gab einfache Strecken ohne Steigungen oder für ganz Hartgesottene mit Steigungen und Hindernissen. Wer aber einfach nur relaxen wollte, suchte sich einen Platz unter schattigen Bäumen und ließ seine Seele baumeln.

Es wurde sogar ein Biotop angelegt, durch das man auf angelegten Pfaden die ursprüngliche Natur mit seltenen Pflanzen bewundern konnte.

Dieser Stadtpark war der beliebteste Treffpunkt der Stadt. Bei schönem Wetter tummelte sich mitunter dreiviertel der Bewohner im Park und genoss die Natur.

Auch ich nutze den Park sooft ich konnte. Ich liebte den Fahrradparcours mit seinen Hindernissen. Als Kind hatte ich mich dort oft mit meinen Freunden getroffen und im Wald gespielt. Ich hatte eigentlich nur angenehme Erinnerungen an den Park. Darum wunderte es mich doch sehr, warum ich in diesem Refugium der Erholung und Entspannung in meinen Träumen ständig merkwürdige und beängstigende Begegnungen hatte.

Ich schüttelte meinen Kopf. Es war noch mitten in der Nacht. Ich brauchte dringend noch etwas Schlaf. Ich ließ die Rollladen hoch, sodass ich vom Bett aus den Sternen zusehen konnte. Irgendwie beruhigte mich der Anblick. Ich schloss meine Augen und schlief nach einiger Zeit wieder ein.