Oktober 21

Das schwere Los der Post, Brief oder Zeitschriftenverteiler

Der Leser wundert sich jetzt vielleicht über diese Überschrift, aber ich werde hier kurz schildern, warum diejenigen, die Zeitschriften, Post oder ähnliches zu verteilen haben, es mitunter nicht besonders leicht haben.
Ausgerüstet mit dem zu verteilenden Material begibt sich der Verteiler an die Arbeit. Jedes Haus wird angesteuert, um die Postkästen zu füllen. Während Gott lob die neueren Postkästen größtenteils gut sichtbar und leicht zu befüllen sind, neigen ihre älteren Vorgänger dazu, dem Verteiler unfreiwillige, sportliche Verrenkungen machen zu lassen. Dies wird bisweilen von den Hausbesitzern noch gesteigert, indem zum Beispiel der Briefkastenschlitz sich 1. ganz unten in der Tür befindet. (Okay, da kann der Besitzer nichts für. Das ist Sache des genialen Türdesigners. Ihn hätte man vielleicht ein halbjähriges Praktikum als Postbote auferlegen sollen, dann wären solche Briefschlitze nie erfunden worden!) 2. stellt der Hausbesitzer einen riesigen Blumentopf direkt davor, sodass es für einen Postboten kaum möglich ist, seine Post ordentlich in den Schlitz zu stecken. Allerdings ist er verpflichtet, die Post so in den Briefkasten zu verstauen, dass sie nicht mehr zu sehen ist. Die erste akrobatische Übung am frühen Morgen ist gesichert – denn der Zeitungsbote war schon da und der Schlitz ist schon ausgefüllt.
Es gibt auch Postkästen, deren Existenz nur Eingeweihte bekannt sind. Da hat sich der Architekt dermaßen ausgetobt, dass für harmlose Verteiler das Rätselraten über den Aufenthaltsort beginnt. Allerdings kann da nur der Besitzer, als Insider, Aufklärungsarbeit leisten.
Beginnt man nun zum Beispiel als Zeitschriftenverteiler seine Arbeit, ist es interessant zu beobachten, wie manche Leute begierig darauf warten, ihren Postkasten zu entleeren, um die neu erworbene Sache zu lesen. Kaum hat man die Zeitschrift eingesteckt, hört man es hinter sich schon klappern. Ebenso erfährt man rasch, wer Haustiere hält. Wütende Hunde, die hinter verschlossenen Türen den Briefschlitz samt Inhalt ankläffen. Eventuell auch schon herauszerren (Ich vermute, allerdings ohne Erlaubnis des Herrchens) Einige öffnen gleich schon die Tür und nehmen die Zeitschrift(oder Post) direkt in Empfang – für jeden Verteiler die optimale Bedingung!
Witzig ist auch, wenn jemand unbedingt die Zeitschrift sofort haben will, aber nicht möchte, dass der Verteiler es mitbekommt. Das geht dann so: Zeitschrift im Postkasten, Verteiler dreht sich um und geht weg, hört aber folgende Geräusche hinter sich: leises Klappern des Briefkastendeckels. Er dreht sich um und glaubt, die Zeitschrift ist herausgefallen. Aber nein, sie steckt noch. Naja, vielleicht war es der Wind. Man dreht sich um geht einen Schritt und hört wieder ein leises Klappern und Rascheln. Eine Maus? Wieder geht der Blick zum Briefkasten, der wie erstarrt ruhig und unschuldig die Zeitschrift festhält. Lächelnd erkennt nun der Verteiler den Schatten im inneren des Hauses und entfernt sich. Hinter sich hört er bald das bekannte Klack und die Zeitschrift hat endlich den Empfänger erreicht.
Nun erreicht der Verteiler ein Haus, vor dem ein Hund, getarnt als Bettvorleger, liegt. Freundlich aber bestimmt wird jener Hund angesprochen. „ Na, musst du aufpassen?“ Der Hund schaut den Verteiler mit großen Augen an und räumt sofort die Treppe, als wolle er sagen: „Hey, ich mach dir Platz, aber tu mir nichts.“ Man wirft die Zeitschrift ein und hört aus dem inneren des Hauses eilende Schritte und den Ruf: „der Hund tut nichts“. Inzwischen wagte der Hund mit bettelnden Augen einige Schritte auf den Verteiler zu, um Streicheleinheiten zu bekommen. Natürlich erhielt er sie auch. Inzwischen kam die Hundebesitzerin aus dem Haus, im Glauben, der Verteiler hätte Angst vor dem Hund. Sie wurde aber beruhigt. Der Verteiler dachte nur bei sich:“ na, wer hier wohl vor wem Angst hat.“
Beim nächsten Haus werkelt der Besitzer im Garten und ist außerdem recht redselig. „ Ach, ist es schon wieder so weit, dass es die Zeitschrift gibt? „ Stirnrunzelnd wird man anschließend angeschaut und gefragt: „Sie sind aber nicht von hier, oder?“ „ Doch“ antwortet man und weist darauf hin, dass man eigentlich schon sein ganzes Leben hier im Dorf wohnt.“ Seine Antwort: „ Das ist aber komisch, ich habe Sie ja noch nie gesehen“ Man denkt nur, „ naja, bei 16 Tausend Einwohner kann das schon mal passieren.“ Lächelt aber nur und verabschiedet sich dann freundlich und setzt seine Arbeit fort. (Anmerkung: Das war ein Mann, keine Frau! Also, nicht nur Frauen sind neugierig!)
Abschließend noch ein paar Bemerkungen zu den Häusern. Auch hier gibt es wie bei den Postkästen große Unterschiede. Von gepflegten Mietshäusern bis zu – naja, Mietshäusern. Von äußerst gepflegten Eigenheimen mit hübschen, teilweise beeindruckenden Vorgärten zu Eigenheimen mit Vorgärten. Und hier und da ein Haus, bei dem man erst den Nachbarn fragen muss, ob es bewohnt oder bald abgerissen wird

Oktober 12

Das Arbeitsamt und seine Tücken

Was versteht der Mensch unter dem Wort Arbeitsamt. Eine einfache Frage, doch sie ist sehr schwer zu beantworten.
Nimmt man das Wort auseinander so hat man 2 Wörter: Arbeit und Amt. Es ist also ein Amt für Arbeit. – Glaubt man! Das Wort Arbeit beinhaltet, das dort gearbeitet wird – denkt man! Das Wort Amt soll aussagen, dass dort etwas verwaltet wird – fürchtet man!
Es ist jedoch ein großer Fehler aus dem Wort Arbeitsamt zu schließen, dass dies irgendetwas mit Arbeit zu tun hat. Schon gar nicht ist dieses Amt dafür zuständig, irgendjemanden, der nicht in diesem Amt arbeitet, Arbeit zu beschaffen. Dies ist ein Märchen aus vergangenen Tagen.
Irgendwann erkannten diese auch die Politiker, die dann die geniale – und teure – Idee hatten, das Arbeitsamt umzutaufen in: Agentur für Arbeit. Neuer Name – neues Glück? Nun ja, für die Beamten dieser Agentur hat sich nicht geändert – oder doch? Agentur? Dies Wort beinhaltet eigentlich, dass eine Sache vermittelt wird. Also sollte Arbeit vermittelt werden. Denkt man! Oder hofft man – oder fürchten einige. Doch ganz ruhig. Es wurde ja nur der Name geändert, nicht die Arbeitsweise. Obwohl man nicht ernsthaft von Arbeit sprechen kann, wenn es um jene Staatsdiener geht. Eher sollte man es als Beschäftigungstherapie bezeichnen – für diejenigen die in dieser Agentur arbeiten – selbstredend.
Damit den Staatsdienern nicht die Tätigkeit ausgeht, beschlossen die Politiker, dass jeder Arbeitnehmer, der eventuell arbeitssuchend sein wird, sich 3 Monate vorher bei der Agentur für Arbeit melden muss – sagen wir mal, er hat einen befristeten Arbeitsvertrag, der vielleicht nicht verlängert wird –Dies ist in der heutigen Zeit ja leider bei vielen Firmen Gang und Gebe. Natürlich versucht jeder fleißige Bundesbürger in solch einer Situation sich umgehend um neue Arbeit, häufig auch mit Erfolg, zu kümmern.
Doch nichts desto trotz, sollte die Aussicht bestehen, arbeitslos zu werden, muss man sich 3 Monate vorher melden, um Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben. In 3 Monaten kann viel passieren – im Leben – nicht bei der Agentur! Es ist keine Binsenweisheit wenn man sagt: die Mühlen der Beamten mahlen langsam. Manchmal mahlen sie auch gar nicht. Wahrscheinlich deswegen 3 Monate vorher. Aber gut, hier ein Tatsachenbericht:
Man meldet sich also bei der Agentur, um sich einen Termin für ein Gespräch geben zu lassen. Leider gerät man beim ersten Anruf an eine Dame, die wohl ein schlechtes Wochenende hinter sich hatte – oder sie hatte noch keine Lust auf einen Montag irgendeine Tätigkeit auszuüben, sei es auch nur, um einen Termin zu vergeben. Ihre lapidare und unverschämte Antwort auf die Bitte um einen Termin war einfach: Sie müssen persönlich vorbei kommen!
So eine Antwort ist schon eine ziemliche Frechheit, schließlich steht der Anrufer noch in einem Arbeitsverhältnis und müsste sich extra Urlaub nehmen, um sich einen Termin zu holen. Doch man darf in solchen Fällen nicht aufgeben. Diese Aussage stumpf ignorieren und einfach noch einmal anrufen. Man landet nämlich bei einem Callcenter und darum kann man sich darauf verlassen, immer eine andere Person am Telefon zu haben. Beim nächsten Anruf sprach man mit einer Dame, die sich schon aufs Arbeiten eingestellt hatte und man bekam sofort telefonisch einen Termin.
Geht doch! Und nicht nur dass. Auch einen ganzen Wust von Fragebögen wurde zugeschickt. Seufzend versuchte man die Fragen zu beantworten. Auch die Firma war gefragt. Ja, die Agentur für Arbeit weiß alle zu beschäftigen. Es bringt zwar kein Geld, aber man ist beschäftigt. Nur so etwas braucht man nicht unbedingt! Okay, ausgefüllt und schnell zurückgesandt. Man will ja keine Zeit verschwenden. Eine Woche später bekommt man jedoch die Fragebögen zurück. Es wurde nicht alles korrekt ausgefüllt. Stirnrunzelnd schaut man sich das Werk an. Die Firma hat einen Fehler gemacht und man selbst auch. Noch ein paar Kreuzchen mehr und wieder zurückschicken. Kein Thema. Eine Woche später – na wer errät es? Die Unterlagen kommen zurück. Jetzt fehlt angeblich die Lohnsteuerkarte. Sie war allerdings bei der ersten Absendung dabei. Muss wohl beim ständigen hin und her schicken in der Agentur abhanden gekommen sein. Kopfschüttelnd kopiert man sie noch mal und fügt sie zum zweiten Mal hinzu. Hierzu eine Anmerkung. Auf keinen Fall Originale zum Arbeitsamt senden. Der Schwund ist zu groß!! Und wieder geht der Brief samt Unterlagen auf Reisen. Die Post freut sich. Ob die Agentur wohl einen Vertrag mit ihr hat? Wir subventionieren euch auf Kosten der Bürger? (Das Porto der Briefe vom Arbeitsamt zahlt ja sowieso der Steuerzahler) Eine Woche später – ja genau! Die Unterlagen sind wieder da. Nun glaubt man so langsam, man ist in der Sendung „ Verstehen Sie Spaß“ gelandet. Ungläubig liest man, man hat nicht angekreuzt, in welcher Steuerklasse man ist. Es ist nicht zu glauben. Trotz beigefügter Steuerkarte sind die Leute nicht in der Lage, zu erfassen, dass man das einfach ablesen kann. Liebe Bürger – hier werden Steuergelder vom Feinsten vergeudet. Man macht noch ein Kreuzchen und wieder wird der Brief zu den unfähigen Staatsdienern geschickt. Eine Woche später – na, was passiert? Ja genau, die Unterlagen sind wieder da! Man ist fassungslos. Nun glaubt man wirklich, man ist einer Posse aufgesessen. Die Begründung ist einfach unglaublich: Die Unterlagen wurden eine Woche zu früh zugesandt! Man darf die Unterlagen erst 4 Wochen vorher einreichen. Es waren jedoch 5 Wochen. Ja, arbeiten denn dort nur Irre??
Eine Woche später werden die Unterlagen in dem Postkasten der Agentur eingeworfen, in der Hoffnung, dass sie endlich dort bleiben und irgendeiner sich angesprochen fühlt, sie zu bearbeiten. Nach diesem Erlebnis ist die Spannung auf das Gespräch beim Arbeitsamt groß. Doch die junge Dame war zur Abwechslung recht kompetent und konnte gute Informationen weitergeben. Offensichtlich befinden sich bei der Agentur unter den vielen Nieten auch einige Gewinne. Allerdings war auch diese Dame nicht in der Lage, irgendwelche Adressen von Firmen weiterzugeben, die jemanden suchten. (Aber das wäre vielleicht auch zu viel verlangt)
Das Glück war jedoch dem Arbeitssuchenden in diesem Fall hold, denn man fand rechtzeitig sogar vor dem Auslaufen des befristeten Vertrages eine neue Arbeitsstelle. ( Jedoch ohne Mithilfe der Agentur)
Gewissenhaft meldete man dies telefonisch sowie per Email der Agentur. Allerdings stellte man fest, dass dies genauso kompliziert war, wie die Formulare auszufüllen. In diesem Fall wurde diese Information schlicht und ergreifend von der Agentur ignoriert. Irgendwann bekam man nämlich einen Brief, der darauf hinwies, dass man sich nicht rechtzeitig bei der Agentur gemeldet hat, und nun kein Anspruch auf Arbeitslosengeld habe. Zu diesem Zeitpunkt war man schon einen Monat bei der neuen Firma beschäftigt! Dieser Verein ist offensichtlich so mit sich selbst beschäftigt, dass überhaupt nicht gemerkt wird, wenn Veränderungen eintreten. (Wahrscheinlich bearbeitet eine Gruppe die Vornamen und die andere die Nachnamen, eine dritte Gruppe fügt sie dann irgendwie zusammen.) Man gewinnt den Eindruck, dass dort nur nebeneinander, aber auf keinen Fall miteinander gearbeitet wird. Es wurde wieder eine Email gesandt – zugegeben nicht unbedingt freundlich und mit Hinweis, falls noch ein Brief kommen sollte, die nächste Antwort als Leserbrief in der Tagespresse zu lesen sei. Dies wurde tatsächlich verstanden, offensichtlich bearbeitet und von da an ward Ruhe.
Aber ich bin mir sicher – das nächste Opfer zappelt schon hilflos zwischen den bürokratischen Klauen und sehnt sich nach Rettung.